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Bad sanieren mit Lack

Badsanierung
Mit Lack zum neuen Look

Vor einer aufwendigen Badsanierung schrecken viele Bauherren zurück, dennoch wünschen sie sich eine zeitgemäße Optik für ihr Badezimmer. Mithilfe spezieller Lacke kann der Maler Wandfliesen, Bodenfliesen und sogar Bade- oder Duschwannen zu einem neuen Look verhelfen. So einfach lässt sich ein Bad mit Lack sanieren …

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl

Hochglänzende Wand- und Bodenfliesen in pastelligem Hell- oder auch mystischem Nachtblau, zartem Rosé oder knalligem Rot, Curry oder Senfgelb, schrillem Orange oder Moosgrün erfreuen heute meist nur noch echte Retro-Fans. Was in den Badezimmern der 1970er- und frühen 1980er-Jahre als schick galt, empfinden die meisten Bauherren heute schlichtweg als eine Zumutung. Zu allem Übel beschränkte sich der „Farbrausch“ aber häufig nicht auf die Fliesen allein. Auch die Sanitär-Keramik, also Waschbecken, Toilette und Bade- bzw. Duschwanne präsentierten sich in Gelb, Braun, Beige oder Grün. Auch wenn der Wunsch nach einem Bad in zeitgemäßer Farbigkeit (oder eher Farblosigkeit?) bei vielen Hausbesitzern vorhanden ist, so schrecken sie vor einer umfassenden Badsanierung doch zurück. Während ein Waschbecken und eine Toilette relativ einfach auszutauschen sind, verursacht das Abschlagen der Fliesen und der Einbau einer neuen Badewanne doch jede Menge Schmutz und Lärm. Das macht das Badezimmer für längere Zeit unbenutzbar. Dazu verursacht eine Badsanierung hohe Kosten, die auch nicht jeder Bauherr aufbringen kann oder will (man denke nur an vermietetes Wohneigentum).

Verschiedene Systeme, um ein Bad mit Lack zu sanieren

Sofern die Fliesen keine (oder nur kleine) Beschädigungen aufweisen, kann der Maler mithilfe spezieller Fliesenlacke relativ schnell und zu überschaubaren Kosten das Badezimmer (zumindest farblich) aufpeppen. Die Fliesenlacke für Profis gliedern sich grundsätzlich in wasserbasierte Einkomponentenlacke (z. B. Aqua Fliesenlack 875 von Jaeger, Aqua Wandfliesenlack von Jansen) und lösemittelbasierte 2K-Lacke (2K-PU-Multilack von Adler, 2K-PU-Fliesenboden-Beschichtung 899 von Jaeger). Während die erste Gruppe einfacher zu verarbeiten ist (kein Anmischen, keine Topfzeit), besticht die zweite Gruppe durch höhere Robustheit. Die Lacke dieser Gruppe sind deshalb auch für Bodenfliesen geeignet, während die wasserbasierten Beschichtungen in der Regel ausschließlich für Wandfliesen eingesetzt werden können. Auch im direkten Spritzwasserbereich sind die wasserbasierten 1K-Lacke nicht uneingeschränkt verwendbar. Jansen hält für diese Fälle einen Überzug für seinen Aqua Wandfliesenlack bereit. „Während herkömmliche Lacke an diesen Stellen zum Aufquellen neigen, können wir das mit der farblosen Versiegelung Aqua Wandfliesenlack Finish verhindern“, freut sich Norbert Frenken, Anwendungstechniker bei Jansen, und ergänzt: „Der Einsatz im Nassbereich – wie in Duschen, rund um die Badewanne, aber auch am Waschbecken oder oberhalb der Spüle – ist dann kein Problem.“ Mehr über den transparenten Schutzlack: bit.ly/3gS1Ofz.

Für den direkten Spritzwasserbereich

Doch nicht alle der auf dem Markt befindlichen Profi-Produkte lassen sich in die beiden oben genannten Gruppen kategorisieren. „Albrecht Fliesenlack ist einkomponentig, lösemittelhaltig, aromatenfrei und auf Bindemittelbasis Spezialalkydharz, Spezialacrylharz formuliert“, erfahren wir etwa von Benjamin Wolf, Produktmanager bei der Meffert AG Farbwerke, zu der die Lackfabrik Albrecht gehört. Einsetzbar ist der Lack am Boden zwar nicht, dafür aber im direkten Spritzwasserbereich.

Beim Komplett-Set Fliesenlack 897 von Jaeger (Komplett-Set deshalb, weil auch die Hilfsmittel für die Untergrundvorbereitung sowie die erforderlichen Werkzeuge mitgeliefert werden) handelt es sich dagegen um einen lösemittelfreien 2K-Epoxyanstrich. Mit diesem lassen sich Wandfliesen ohne Grundierung neu beschichten – auch im direkten Spritzwasserbereich und in anderen kritischen Bereichen, wie uns Frank Kitzinger, Technischer Produktmanager bei Jaeger, wissen lässt: „Das Profi-Komplett-Set ist extrem haltbar und besticht durch ein hohes Deckvermögen. Dadurch eignet sich das Set unter anderem auch für Fliesenflächen in der Industrie.“

Für Boden und Wanne

Für die Beschichtung von Bodenfliesen empfiehlt Jaeger den 2K-Epoxy-Fliesenlack dagegen nicht. In diesem Fall hat der Hersteller das Bad-Renovier-Programm um ein weiteres Produkt ergänzt. „Für stark strapazierte Fliesenböden in Badezimmern oder Küchen haben wir die 2K-PU-Fliesenboden-Beschichtung 899 im Sortiment“, erklärt uns Frank Kitzinger und nennt auch gleich die Stärken des Lacks: „Das Auftragen erfolgt schnell und effektiv, da der Lack keine zusätzliche Haftgrundierung benötigt. Die Bodenfliesen sind nach kurzer Trockenzeit von 24 Stunden (bei 20°C/55% r.F.) sofort wieder belastbar. Somit wird eine schnelle Wiederbenutzung der Räume gewährleistet.“

Der 2K-PU-Multilack von Adler scheint die „eierlegende Wollmilchsau“ unter den Fliesenlacken zu sein. „2K-PU-Multilack ist eine High-End-Beschichtung, die sich durch extreme Haftung sowie höchste Strapazierfähigkeit, Chemikalien- und Wetterbeständigkeit auszeichnet“, erfahren wir von Dr. Markus Fessler, Leiter Entwicklungsgruppe Fenster- und Bautenlacke beim österreichischen Beschichtungsstoffhersteller. „Der Lack eignet sich für alle anspruchsvollen Lackierarbeiten im Innen- und Außenbereich: Fliesen, Keramik, Kunststoffe, Küchenfronten, Fenster, Maschinen, Türen und Garagentore etc. Durch die hervorragende Haftung ist auch die Sanierung von pulverbeschichteten Oberflächen möglich“, ergänzt Dr. Fessler (mehr über den Lack erfahren Sie hier: https://bit.ly/3fjLP9R). Auch bei der Badrenovierung glänzt er mit einem breiten Anwendungsspektrum: Neben Wandfliesen (auch im direkten Spritzwasserbereich) können mit dem 2K-PU-Lack auch Bodenfliesen und sogar Bade- oder Duschwannen beschichtet werden. Für Letztere hält auch Jaeger einen Lack, den Badewannenlack 887, bereit, der übrigens in den typischen Sanitärfarbtönen Reinweiß, Alpinweiß, Bahamabeige, Manhattangrau und Pergamon angeboten wird (ein Video zur Badewannenrenovierung finden Sie hier: bit.ly/3NnpQeP).

Für Haftung sorgen

Auch wenn die Fliesenlacke gute Hafteigenschaften aufweisen, sollte man Wert auf die Untergrundvorbereitung legen. Und wie sieht diese im Detail aus? Hier gehen die Empfehlungen der Hersteller etwas auseinander. „Der Untergrund muss frei von Silikon, Kalk- und Seifenresten sein. Silikonfugen nicht überstreichen. Wir empfehlen, diese vor dem Anstrich restlos zu entfernen und danach neu zu versiegeln. Loses Fugenmaterial entfernen und Fehlstellen mit geeignetem Mörtel ausbessern“, rät etwa Benjamin Wolf und erklärt das weitere Vorgehen für den Albrecht Fliesenlack: „Vor dem ersten Anstrich die zu beschichtenden Fliesen anschleifen und mit Salmiakgeist nach Gebrauchsanweisung gründlich reinigen. Anschließend mit sauberem Leitungswasser nachwaschen und ausreichend trocknen lassen.“

Was wird empfohlen?

Bei Adler empfiehlt man, die Fliesen vor dem Streichen mit einem hauseigenen Entfetter zu reinigen und anschließend mit Schleifvlies anzuschleifen. „Nach ca. 10 Minuten sollte man die Fläche mit Wasser abwischen und trocknen. Danach kann die erste Lackschicht aufgetragen werden“, sagt Dr. Markus Fessler. Auch bei Jaeger setzt man auf Produkte aus dem eigenen Sortiment, um den Untergrund vorzubereiten: „Im ersten Schritt werden die Fliesen entkalkt sowie gereinigt (Jaeger Systemreiniger Fliesen-Grundreiniger 081). Im nächsten Schritt kann man eventuell schadhafte Stellen/Hohlstellen aus- oder nachbessern. Anschließend entstaubt man die Fliesen sorgfältig. Nach dieser Vorbereitung können die Fliesen gestrichen werden“, erfahren wir von Frank Kitzinger. Etwas entspannter sieht man die Untergrundbehandlung bei Jansen. „Warmes Wasser, eine kleine Menge Spülmittel und ein Schleifvlies reichen schon aus für die Vorbereitung der Fliesen“, gibt uns Norbert Frenken zur Antwort. Es empfiehlt sich also, die Verarbeitungsempfehlungen des jeweiligen Herstellers zu beachten, um auf der sicheren Seite zu sein.

So kommt der Lack auf die Fliese

Die Lacke applizieren AnwenderInnen in der Regel mit Pinsel und Rolle. „Wir empfehlen dazu eine kurzflorige Mikrofaserrolle mit einem Flor von acht bis neun Millimetern“, so Norbert Frenken. Frank Kitzinger hat einen weiteren Tipp in petto: „Vor dem ersten Auftragen unseres Aqua Fliesenlackes 875 und Komplett-Sets Fliesenlack 897 sollten die Fugen aufgrund der Saugfähigkeit vorgestrichen werden. Anschließend können die Fliesen in zwei Lagen beschichtet werden.“
Adler bringt für seinen Fliesenlack eine weitere Auftragsvariante ins Spiel: „Der Lack kann mit Pinsel oder Farbrolle sowie im Spritzverfahren aufgetragen werden.“ Allerdings sollte man dann auf die Sicherheit des Verarbeiters achten. „Da es sich um ein lösemittelbasiertes 2K-Produkt handelt, sollte man bei der Arbeit die entsprechende Schutzausrüstung (Handschuhe, Schutzbrille) tragen. Bei Arbeiten im Innenbereich sollte man für eine gute Durchlüftung sorgen“, rät Dr. Markus Fessler. Der Aqua Fliesenlack 875 lässt sich ebenfalls im Spritzverfahren aufbringen. Jaeger rät hier zur Verwendung eines Niederdruckgeräts (ein Video zur Spritzapplikation finden Sie hier: youtu.be/64C3-WQi4Ec).

Vollständig ausgehärtet sind die Fliesenlacke (mit Ausnahme der 2K-PU-Fliesenboden-Beschichtung 899 von Jaeger, die bereits nach 24 Stunden belastbar ist) nach etwa drei bis fünf Tagen. Erst dann kann man sie mechanisch belasten und mit Spritzwasser in Kontakt kommen lassen. Die lackierte Oberfläche lässt sich dann auch reinigen. „Zur Reinigung und Pflege der lackierten Oberflächen empfehlen wir neutrale Haushaltsreiniger – keinen Scheuerschwamm, keine Scheuermilch etc. verwenden“, warnt Benjamin Wolf.  Norbert Frenken rät: „Mit einem weichen Lappen oder Schwamm, klarem Wasser und falls notwendig mit einer kleinen Menge haushaltsüblichem Reiniger.“

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