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Ziegelsanierung Kirche St. Nikolai in Hamburg

Sanierungsarbeiten
Aus den Fugen geraten

St. Nikolai in Hamburg besitzt einen der höchsten Kirchtürme der Welt. Umfangreiche Sanierungsarbeiten waren allerdings erforderlich, um ihn zu sichern und zu erhalten. Über 10.000 Sandsteine mussten gesetzt, 13.000 Ziegel ausgetauscht und 40 Kilometer Fugen erneuert werden. Dafür wurden rund 50 Tonnen Mörtel veranschlagt.

Autor: Guido Wollenberg | Fotos: Tubag

Sowohl Teile der Sandsteine als auch Bereiche des Ziegelmauerwerks waren geschädigt. Ebenso waren die Fugen betroffen, der Reparaturmörtel aus den 1960er Jahren brach heraus und die Fugen mussten zu einem großen Teil erneuert werden. Zusätzlich gab es Rissbildungen, Salz-Ausblühungen auf den Oberflächen von Sandsteinen, Ziegeln und Fugen sowie Algen- und Pflanzenbewuchs. Eine Folge der Sanierung aus den 1960er Jahren waren Hydrophobierungsschäden. Mit einer Imprägnierung versuchte man damals, die Steine vor Feuchtigkeit zu schützen. Doch das entsprechende Mittel hinterließ Laufspuren auf der Fassade und verschloss die Oberfläche der Steine auch soweit, dass ein normaler Fugenmörtel nun nicht mehr ausreichte, um die Steine erneut zu verfugen.

Sichern und Erhalten

Maßgeblich war das denkmalpflegerische Ziel, die historische Bausubstanz in ihrem Ruinencharakter und mit allen Spuren der Zeit zu bewahren. Um den Zeugnis- und Erlebniswert des Kulturguts so wenig wie möglich zu beeinflussen, wurden alle Eingriffe auf ein Minimum beschränkt. So wurden während der Arbeiten schadhafte Steine ausgetauscht und fehlende Steine nur dort eingesetzt, wo es statisch erforderlich war. Stahlteile wurden entrostet und mit einem Korrosionsschutz versehen und neue Nadelanker gesetzt. Schließlich wurde Pflanzenbewuchs entfernt und die Fugen erneuert oder überarbeitet.

Fugenmörtel und Haftschlämme

Während der ersten großen Sanierung nach dem Krieg wurden sowohl die Natursteine als auch die Ziegel hydrophobiert. Diese Imprägnierung der Steine sollte dazu dienen, sie vor Feuchtigkeit zu schützen. Doch das Hydrophobierungsmittel drang zu stark in die Steine und Fugen ein und schädigte den Haftungsverbund soweit, dass Teile der Mauerwerksflächen herausbrachen. Darüber hinaus machte dies aber auch die Erneuerung der Fugen zu einem herausfordernden Unterfangen.

Am überzeugendsten erwies sich hier der tubag TKF Trass-Kalk-Fugenmörtel. Um den Mörtel auf die besonderen Anforderungen der hydrophobierten Steine anzupassen, entschied man sich für eine ungewöhnliche Lösung: Eine Haftschlämme dient dazu, den Verbund zwischen Sandsteinen und Fugenmörtel beziehungsweise zwischen Ziegeln und Fugenmörtel zu erhöhen. Die Haftschlämme wird zunächst in der Fuge verteilt und erst dann wird der Fugenmörtel „Frisch-in-Frisch“ eingebracht. Bei der Haftschlämme handelt es sich um die tubag TNH-flex Trass-Naturstein-Haftschlämme.

Während diese als Standardprodukt eingesetzt werden konnte, erforderten die besonderen Bedingungen am Kirchturm einen objektbezogen eingestellten Mörtel. Hier war nicht nur eine hohe Haftzug-Festigkeit erforderlich sondern ebenso eine ausgezeichnete Frost-Tauwechsel-Beständigkeit. Denn das Klima auf dem Turm ist durch den häufig auftretenden starken Wind einem Mittelgebirgsklima vergleichbar. Zudem treffen Regen und Hagel hier oft waagerecht auf die Wände. Je nach Höhe der Fuge wurde ein Mörtel mit unterschiedlichen Körnungen verwendet. Bis ungefähr 8 mm Fugenhöhe kam eine Körnung von 0–2 mm zum Einsatz und zwischen 8 und 15 mm eine Körnung von 0–4 mm. Die größere Körnung wurde so oft wie möglich genutzt, um das Schwindmaß des Mörtels zu reduzieren. Mit dem Fugenmörtel und der Haftschlämme harmoniert der tubag TWM Trass-Werksteinmörtel sehr gut

Fugenarbeiten

An die 40 km Fugen mussten Instand gesetzt werden. Das war von Anfang an ein aufwendiger Prozess, weil die ursprünglichen Fugen bei der ersten Nachkriegssanierung konisch zugeschnitten wurden, sie verjüngten sich zum Inneren des Mauerwerks hin. Dieses Vorgehen schätzten die Spezialisten der ARGE nach dem heutigen Wissensstand als Fehler ein, deswegen ließen sie alle Fugen nachbearbeiten. Sie vergrößerten sie so, dass sich eine gleichmäßige, rechteckige Ausformung ergab. Die Tiefe der Fugen erreichte dabei die doppelte Breite. Nachdem die Handwerker der ARGE die Fugen entsprechend erweitert und gereinigt hatten, konnte die Neuverfugung in einem aufwendigen Prozess starten.

Zunächst nutzten die Fachhandwerker Druckluft, um die Fugen von Steinresten und anderen Rückständen zu befreien. Dann nässten sie die Flächen mit einer Spritzpistole vor. Überschüssiges Wasser wurde daraufhin noch einmal mit Druckluft herausgeblasen. Im nächsten Schritt brachten sie die Haftschlämme mit einem kleinen Pinsel so in die Fugen ein, dass die Innenflächen gleichmäßig mit der Haftschlämme bedeckt waren. Die Ränder der Fugen reinigten sie dann mit einem Schwamm von anhaftenden Resten der Haftschlämme. „Frisch-in-Frisch“ wurde nun mit einem messergroßen Spatel der auf das Objekt angepasste Fugenmörtel eingebracht. Schließlich wurden auch hier die überstehenden Mörtelreste abgekratzt und die Fugenränder mit einem feuchten Pinsel gereinigt. Dieser aufwendige Prozess konnte nur händisch ausgeführt werden und zudem immer nur für einen kleinen Fugenbereich zur gleichen Zeit.

Durch den starken Wind am Turm bestand die Gefahr, dass dieser die Feuchtigkeit aus dem frischen Mörtel zieht. Deswegen wurde der Mörtel nach der Verfugung noch generell eine Woche lang feucht gehalten, um ein Abbrennen zu verhindern. Bei 40 km Fugen am gesamten Turm erwies sich der gesamte Prozess als eine langwierige Aufgabe, die viel Sorgfalt und Liebe zum Detail erforderte.


PraxisPlus

Architekt / Planer:

Arbeitsgemeinschaft Mahnmal St. Nikolai in Hamburg Brüggemann – Friedrichsen Architekten

Ausführende Unternehmen:

ARGE Meyer – Schmalstieg

Meyer Restaurierungen GmbH & Co. KG,

Eingesetzte tubag Baustoffe:

tubag TKF Trass-Kalk-Fugenmörtel

tubag TNH-flex Trass-Naturstein-Haftschlämme flex tubag TWM Trass-Werksteinmörtel


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