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Bauwerksabdichtungen im Bestand: Von innen dicht

Bauwerksabdichtung
Von innen dicht gemacht

Von innen dicht gemacht
Mit einem geeigneten Innenabdichtungssystem lassen sich aus feuchten Kellern nutzbare Räume machen. Foto: Remmers

Bauwerksabdichtungen im Bestand sollten grundsätzlich von der erdberührten Seite als Außenabdichtung angestrebt werden. Doch nicht immer sind diese technisch umsetzbar oder wirtschaftlich vertretbar. Raumseitige mineralische Flächenabdichtungen stellen eine langjährig erprobte und praxisbewährte Alternative dar.

Autoren: Rainer Spirgatis, Susanne Sachsenmaier-Wahl | Fotos: Remmers

Feuchte Kellerwände in Bestandsgebäuden sind häufig anzutreffen. Um die Kellerräume dennoch nutzen zu können, müssen die Wände gegen die eindringende Feuchtigkeit abgedichtet werden. Eine Außenabdichtung ist dabei der „Königsweg“. Doch nicht immer ist eine Außenabdichtung technisch umsetzbar oder wirtschaftlich vertretbar. Innerstädtische Nachbarbe-/ und Überbauung, Tragfähigkeit des Untergrundes oder Beeinträchtigung der Standsicherheit lassen oftmals im Bestand keine erdberührende Abdichtung zu. Dann bleibt nur eine Innenabdichtung.

Nicht nur Nachteile bei der Bauwerksabdichtungen im Bestand

Entschließt man sich zu einer Innenabdichtung, sollte man sich über die Nachteile gegenüber einer Außenabdichtung im Klaren sein. Der gravierendste ist wohl, dass die Wand im Querschnitt durchfeuchtet bleibt. Es entsteht durch die Innenabdichtung zwar ein trockenes Raumklima, aber hinter der trockenen Wandoberfläche bleibt das Mauerwerk feucht. Dadurch nimmt die Wärmedämmung des Mauerwerks ab.

Eine Innenabdichtung ist in der Nutzung schadensanfälliger. So muss auf nachträgliche Bohrungen und Nägel im abgedichteten Wandbereich verzichtet werden. Sie würden die Abdichtung beschädigen.

Doch neben den genannten Nachteilen bringt eine Innenabdichtung selbstverständlich auch Vorteile mit sich. In der Regel ist sie die kostengünstigere Variante und das, obwohl die Abdichtung selbst deutlich aufwendiger ist als eine Außenabdichtung. Jedoch entfallen die Kosten für die Erd- und Gartenarbeiten, die bei einer Außenabdichtung ordentlich zu Buche schlagen. Dass das Haus nicht freigelegt werden muss, dürfte auch Gartenliebhaber erfreuen: Der Garten bleibt durch die Innenabdichtung unberührt.

Während eine Abdichtung von außen nichts zur „Verschönerung“ der Kellerräume beiträgt, sind die von innen abgedichteten Wände gleichzeitig neu verputzt – der Kellerraum ist nicht nur optisch aufgewertet, er kann auch schneller genutzt werden.

Welche Abdichtung wofür?

Um das richtige Innenabdichtungssystem auswählen zu können, sollte die spätere Nutzung des Kellers bekannt sein. Denn neben der Konstruktion des Bauteils entscheidet vor allem die geplante Nutzung über die Art und Ausführung der Innenabdichtung im Bestand. Der im niedersächsischen Löningen ansässige Bauchemieproduzent Remmers beispielsweise hat seine Abdichtungsprodukte in drei Anwendungsbereiche unterteilt, um dem Anwender die Entscheidung für das passende System zu erleichtern. Im Folgenden werden die Anwendungsbereiche sowie die entsprechende Systemlösung erläutert. Egal, welches System auch zum Einsatz kommt, der Untergrund muss zur Schaffung eines dauerhaften Verbundes tragfähig, sauber und staubfrei sein. Putze, Anstriche und Beschichtungen sind mindestens 80 Zentimeter über die sichtbare Schadenszone zu entfernen. Morbide Fugen müssen mindestens zwei Zentimeter tief ausgekratzt und der Schutt entfernt werden. Den Untergrund sollte man vor den Folgearbeiten mattfeucht vornässen.

Einfache Nutzkeller

Bei einfach genutzten Kellerräumen lohnt es sich, auf schnelle – und damit kostengünstige – Lösungen zu setzen. Für die Abdichtung von Nutzräumen mit normaler Feuchtelast wie Garagen, Abstellräume, Heizungskeller, etc. hält Remmers das sogenannte „basic“-System bereit. Es besteht aus einem WTA-zertifizierten, mineralischen, wasserundurchlässigen Dichtputz, der faserverstärkt ist und negativen Wasserdrücken bis 2,5 bar standhält. Sowohl die Egalisierung als auch die Abdichtung erfolgen mit diesem Produkt. Die nach WTA geforderte Mindesttrockenschichtdicke des Sperrputzes beträgt je nach Wasserbelastung Bodenfeuchte/drückendes Wasser 20 bzw. 30 mm. Dieses dickschichtige Sperrputzsystem wird in Kombination mit einem kapillaraktiven Dünnschichtoberputz eingesetzt. Dieser dient einerseits als Kondensatpuffer und stellt zugleich die Schutzschicht des Systems dar.

Hochwertig genutzte Keller

Für Kellerräume aller Art sowie hochwertig genutzte Keller und Souterrainwohnungen empfiehlt der Löninger Bauchemieproduzent das „classic“-System, eine dünnschichtige Innenabdichtung mit sulfatbeständiger mineralischer Dichtungsschlämme, die eine hohe Sicherheit gegenüber Feuchtigkeit und Salzen bietet. Auf die Grundierung aus einem verfestigenden Verkieselungskonzentrat wird „frisch in frisch“ eine hoch salzresistent eingestellte Dichtungsschlämme aufgebracht. Die Abdichtung wird in zwei Lagen mit Mindesttrockenschichtdicke von 2 bzw. 3 Millimetern ausgeführt. Der abschließende weiße Sanierputz ist ein wirksamer Kondensatpuffer, der laut Hersteller für alle Feuchtigkeitslevel ausreichend Speicherkapazität zur Verfügung stellt.

Beheizte Kellerräume

In der Regel werden Innenabdichtungen mit starren, mineralischen Dichtungsschlämmen ausgeführt. Mit solchen Produkten können dynamische Risse jedoch nicht dauerhaft verschlossen werden und eine Radondichtheit (vgl. hierzu auch Malerblatt 11/2020, S. 32ff.) ist ebenfalls nicht erzielbar. Aus diesem Grund empfiehlt Remmers für hochwertig genutzte Kellerräume eine Kombination aus einer radondichten und rissüberbrückenden Dichtungsschlämme und einem Sanier- und Dämmsystem, das „flex“-System.

Auf die flexible und radondichte Innenabdichtung werden umweltfreundliche Schimmelsanierplatten im Floating-Verfahren als Schutz- und Nutzschicht aufgeklebt und überspachtelt. Diese Schutzschicht dient zugleich als Innendämmung und besteht hauptsächlich aus wärmedämmendem, mineralischem Perlite und recycelter Cellulose.

Die einzelnen Arbeitsschritte des „flex“-Systems sind auf den Fotos auf S. 21 dargestellt.

Bauwerksabdichtungen im Bestand: Flankierende Maßnahmen

Mithilfe der beschriebenen Abdichtungssysteme gehören feuchte Keller der Vergangenheit an. Damit die Freude an den neu gewonnenen Untergeschossräumen lange erhalten bleibt, bedarf es jedoch eines angepassten Nutzerverhaltens einerseits sowie flankierender Maßnahmen andererseits. Denn wie eingangs bereits beschrieben, besteht der maßgebliche Unterschied einer Innenabdichtung zur nachträglichen Außenabdichtung darin, dass der Wandbildner im Querschnitt feucht bleibt. Die Konstruktion nimmt die Feuchte und Temperatur des umgebenden Erdreichs an, und auf der Bauteiloberfläche findet erhöht Verdunstung statt. Die Gefahr der Tauwasser- und Schimmelpilzbildung muss durch geeignete Maßnahmen, wie z. B. durch eine kontrollierte Lüftung reduziert werden. Nutzungsempfehlungen sollten dem Nutzer übergeben und von diesem beachtet werden.

Im oberen Bereich von Innenabdichtung müssen waagerechte Sperrschichten vorhanden sein oder geplant und eingebaut werden, um dem kapillaren Aufsteigen von Feuchtigkeit im Wandbildner entgegenzuwirken. Hierfür haben sich Mauerwerksinjektionen mit WTA zertifizierten Injektionsstoffen bewährt.

Broschüre zur Innenabdichtung


Foto: Remmers

Alte Putze und Anstriche müssen bis über die Schadenszone hinaus entfernt, schadhafte Fugen ausgekratzt werden.


Foto: Remmers

Ein verfestigendes Verkieselungskonzentrat wird gleichmäßig auf den vorbereiteten Untergrund aufgetragen.


Bauwerksabdichtungen im Bestand
Foto: Remmers

Innerhalb der Reaktionszeit des Verkieselungskonzentrats wird eine hoch salzresistent eingestellte Dichtungsschlämme aufgetragen.


Bauwerksabdichtungen im Bestand
Foto: Remmers

Mithilfe eines Dichtspachtels mit hohem Sulfat-
widerstand werden alle Unebenheiten – ebenfalls „frisch in frisch“ – egalisiert.


Bauwerksabdichtungen im Bestand
Foto: Remmers

Mit demselben Dichtspachtel wird eine Dichtungskehle mithilfe einer Rundkelle „frisch in frisch“ ausgebildet.


Bauwerksabdichtungen im Bestand
Foto: Remmers

Nun werden zwei Schichten der flexiblen, radondichten Innenabdichtung appliziert. Die erste Lage durchtrocknen lassen, bevor die zweite folgt.


Bauwerksabdichtungen im Bestand
Foto: Remmers

Auf die trockene Abdichtung wird Ansetzmörtel vollflächig aufgezogen. Die Sanierplatten in diesen einlegen, andrücken und ausrichten.


Bauwerksabdichtungen im Bestand
Foto: Remmers

Spachtel- und Armierungsmörtel auf die Plattenoberseite in 3 mm Schichtdicke aufbringen und mit der Zahnkelle anschließend durchkämmen.


Bauwerksabdichtungen im Bestand
Foto: Remmers

Armierungsgewebe mit einer Glättkelle in senkrechten Bahnen faltenfrei in den Mörtel einarbeiten, Bahnen dabei überlappen lassen.


Bauwerksabdichtungen im Bestand
Foto: Remmers

Eine weitere Lage Mörtel auf die abgebundene Armierungslage applizieren, mit der Glättkelle abziehen und ggf. nach dem Ansteifen abreiben.

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