Wohnen im Hochhaus? In Deutschland ist das – noch – die Ausnahme. Zwar schießen in den Großstädten spektakuläre Projekte in die Höhe. Diese Projekte sind allesamt Ikonen der wirtschaftlichen Leistungskraft in den Metropolregionen. Und entsprechend außergewöhnlich die Preise für diese Luxusimmobilien: Schon die günstigsten Apartments kosten mehr als 7.000 Euro pro Quadratmeter – nach oben scheint es keine Grenzen zu geben.
Luxusobjekte contra Wohnsilos
Der – für die Mehrheit bezahlbare – Hochhausbestand hingegen hat ein miserables Image. Viele dieser Wohnhochhäuser stammen aus den 60iger- und 70iger-Jahren. Sie gelten als „Wohnsilos“ und soziale Brennpunkte. Tatsächlich handelt es sich dabei oft um Vorurteile. Vorurteile, denen Martina Lehmann vom Caparol FarbDesignStudio eine lebendige und farbintensive Fassadengestaltung entgegensetzt – weg von der grauen, anonymen Monotonie.
Wohnhochhaus in Niederrad
Wer öfter die Bahnstrecke zwischen Frankfurt und dem Rhein-Main-Flughafen befährt, kennt den eher trostlosen Anblick der Bürostadt Niederrad – und blickt wohl nicht mehr aus dem Fenster. Wer es aber doch tut, wird belohnt. Ein ehedem unauffälliges Wohnhochhaus sticht deutlich hervor und belebt das Bild des sich verändernden Quartiers.
Der Stadtteil Niederrad liegt am Main im Frankfurter Süden – und ist vor allem wegen der zahlreichen Gewerbeimmobilien als Bürostadt bekannt. Tatsächlich war und ist das Viertel aber schon immer auch Wohnquartier.
Variierende Farbverläufe
Für die Neugestaltung der Fassade legte das Caparol FarbDesignStudio zwei Entwürfe vor. Die Eigentümer entschieden sich für die Farbvariante in Grau-, Orange- und Rotnuancen. Dieser Entwurf betont die einzelnen Baukörper der kubisch verschachtelten Architektur und akzentuiert die Balkonbrüstungen. Besonders ins Auge fallen die in ihrer Richtung variierenden Farbverläufe, die die vertikalen Balkonreihen betonen: Mal verlaufen die Farben von hell im Erdgeschoss zu einem kräftigen Terrakotta im Obergeschoss, mal verhält sich die Sache genau umgekehrt. Zur Beruhigung sind einige Balkonreihen unifarben durchgestrichen.
Der Treppenhausturm setzt sich in einem bläulichen Rot ab. Dieser Ton markiert den Eingangsbereich und korrespondiert gleichzeitig mit dem verhüllten Orange der Balkonbrüstungen – eine angenehme Zäsur. Angesichts der starken Farben in den Akzenten nehmen sich die Fassadenflächen überwiegend in Graunuancen zurück. So kommen die weißen Balkonnischen mit den strahlenden Brüstungstönen gut zur Geltung. Auch die weißen Fensterrahmen setzen sich von den Fassadenfarbtönen klar ab und betonen so die vielen Fensteröffnungen.
Betonsanierung plus Farbgestaltung
Die Farbgestaltung erfolgte im Zuge einer Betonsanierung. Die Fassaden waren bis in die tiefer liegenden Strukturen geschädigt – und wurden in mehreren Arbeitsschritten neu beschichtet. Schadstellen wurden zunächst mit einem kunststoffmodifizierten, zementgebundenen Korrosionsschutz, der zugleich als Haftbrücke fungiert, vorbehandelt und anschließend mit einem ebenfalls kunststoffmodifizierten, zementgebundenen und faserverstärkten Instandsetzungsmörtel saniert. Um die Struktur anzugleichen und als Voranstrich diente eine Zwischenschicht mit einem streichfähigen Dispersionsspachtel. Als letzte Schicht wurde eine rissüberdeckende Betonschutzfarbe aufgetragen.
Eine weitere Hochhaussanierung finden Sie hier: bit.ly/2CdNeur
PraxisPlus
Bautafel:
Objekt: Hochhaus, Im Mainfeld 40, Frankfurt-Niederrad
Bauherr: Verwaltungsgesellschaft Harbach & Meinhardt, Offenbach
Ausführung: Karrié Bau, Mainz
Zuständiger Außendienst: Albert Jakob, Disbon
Farbkonzept: Dipl.-Designerin Martina Lehmann, Caparol FarbDesignStudio