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Die Temperatur senken

Technik
Die Temperatur senken

Holz im Außenbereich unterliegt starken Temperaturschwankungen, insbesondere dann, wenn es mit dunklen Lasuren beschichtet ist. Eine neue Lasurgeneration, die mit infrarotreflektierenden Pigmenten ausgestattet ist, soll Schäden durch Aufheizung eindämmen.

Max Ruprecht, Relius/ Susanne Sachsenmaier-Wahl

Sonnenlicht kann Holzbauteilen im Außenbereich mächtig zusetzen, vor allem dann, wenn diese dunkel beschichtet sind. Durch die solarthermischen Einflüsse werden in lasurbehandelten Holzbauteilen in mittleren und dunklen Holzfarbtönen enorm hohe Temperaturwechselbean-spruchungen erzeugt. Im täglichen Rhythmus können Temperaturunterschiede von ca. 60 Grad Celsius auftreten, über das Jahr betrachtet, bei -20 Grad Celsius im Winter und 80 Grad Celsius im Sommer, können sich gar Unterschiede von bis zu 100 Grad Celsius ergeben. Infolge von Dehnen, Schwinden und Quellen kommt es zu starken Verformungen des Holzes, die einerseits Holzrisse verursachen, andererseits den holzschützenden Lasuranstrich ebenfalls durch Rissbildung beschädigen. Nun ist der Weg für Schlagregen und Feuchtigkeit frei, sie können ungehindert in das Holz eindringen und die Rissbildung weiter vorantreiben. Schimmel, Fäulnis und im Endresultat Verrottung können die Folge sein, was gegebenenfalls den Totalverlust des Holzbauteils und seiner tragenden Funktion bedeutet.
Bei Bauteilen aus harzreichen Hölzern, wie etwa Kiefer oder Lärche, kann eine starke thermosolare Aufheizung mittel- bis dunkelgetönter Holzlasuren Harzfluss auslösen. Die im Harz enthaltenen ätherischen Öle führen zu einer Zerstörung des Anstrichs. Verwitterungserscheinungen von Holzlasuren beginnen daher in der Regel an harzreichen Aststellen, bevor an den übrigen Holzflächen Lasurabplatzungen auftreten.
Doch nicht nur das Holzbauteil, sondern auch der dunkle Lasuranstrich selbst wird im Vergleich zu helleren Lasuranstrichen stärker thermisch belastet. Dies führt dazu, dass dunkle Lasuren schneller durch Glanzabbau, Kreidung, Farbtonveränderung, Versprödung usw. verwittern als helle Lasuren. Die durch die UV-Strahlung ausgelösten chemischen Zerstörungsprozesse werden bei erhöhter Temperatur enorm beschleunigt.
NIR-Strahlen streuen
Zur Pigmentierung herkömmlicher Holzlasurfarbtöne werden in der Regel lichtdurchlässige Eisenoxidrot- und Oxidgelbpigmente in Kombination mit Eisenoxidschwarz oder Flammruß verwendet, um die typischen lasierenden und UV-Licht-streuenden Brauntönungen herstellen zu können. Hierbei bewirken schon geringste Anteile dieser Schwarzpigmente starke Temperatursteigerungen bei Sonnenbestrahlung, die farbtonabhängige Hitzeentwicklungen von beispielsweise 60 Grad Celsius beim Holzfarbton Kastanie oder bis 80 Grad Celsius im schwarzen Ebenholzfarbton erzeugen. Verursacht wird die Hitzeentwicklung am lasurbehandelten Holz durch Absorption des unsichtbaren langwelligen nahinfraroten Lichtspektrums. Die Absorption der nahinfraroten Strahlung (IR- bzw. NIR-Strahlung) versetzt die Moleküle des lasurbehandelten Holzes in Schwingungs- und Rotationsbewegungen, die bei totaler NIR-Absorption so stark sind, dass etwa beim herkömmlich pigmentierten schwarzen Ebenholzfarbton eine Reibungshitze von bis zu 80 Grad Celsius erzeugt und als Wärmeabstrahlung emittiert wird.
Durch die Verwendung speziell ausgewählter Pigmente in Schwarz und anderen Farbtönen zur Herstellung von Lasurfarben – die die NIR-Strahlung erheblich weniger und ähnlich wie das effektive Weißpigment Titandioxid durch Reflexion ideal streuen und somit kaum absorbieren – kann eine solche starke Hitzenentwicklung durch Molekülbewegungen verhindert werden. In der neuen Lasurengeneration wird daher ein mineralisches Oxidschwarzpigment verwendet, durch dessen spezielle Metalldotierung selektiv das sichtbare Licht wirksam absorbiert wird, um auf diese Weise das Farbempfinden von typischen Holzfarbtönen bis hin zu schwarzem Ebenholz im optischen Eindruck erzeugen zu können, aber trotzdem im Sonnenlicht den NIR-Strahlenbereich durch Reflexion (ähnlich wie bei Titandioxidweiß) so stark streut und reflektiert, dass erheblich kühlere Temperaturen entstehen. Als Folge davon treten beispielsweise beim Lasurfarbton Ebenholz anstelle von 80 Grad Celsius nur noch maximal 65 Grad Celsius auf. Die durch UV-Strahlung und Witterung ausgelösten chemischen Zerstörungsprozesse, die Glanzabbau, Kreidung, Versprödung, Farbänderungen usw. des Lasuran-strichs bewirken, können dadurch erheblich minimiert werden. Bewitterungsergebnisse in den Lechtaler Alpen haben ergeben, dass bei Einhaltung üblicher Wartungs- und Pflegemaßnahmen mithilfe dieser neuen Technologie die Haltbarkeit und Langlebigkeit lasurbehandelter Holzbauteile durch die thermosolare Schutzwirkung des Lasuranstrichs in Verbindung mit einem tragfesten Holzuntergrund substanziell nahezu verdoppelt werden kann.
Breite Produktpalette
Selbstverständlich ist die neue Lasurentechnologie bei dunklen Farbtönen am effektivsten, weil die Temperaturreduzierung hier besonders hoch ist. Dennoch sind die Produkte in vielen Farbtönen erhältlich. Die Palette reicht von warmen Brauntönen wie Kastanie, Palisander, Eiche, Teak, Nussbaum oder Walnuss über Brombeerrot bis hin zu Enzianblau. Außerdem wird eine Reinacrylat-Wetterschutzfarbe mit der neuen Technologie angeboten, die auf fast allen Untergründen von A wie Altputz über Beton, Holz oder Hart-PVC bis hin zu Z wie Zink Anwendung findet. Besonders positiv wirkt sich der temperatursenkende Effekt der mit der neuen Technologie ausgestatteten Wetterschutzfarbe beim Einsatz auf Holzfachwerk aus.
Hinsichtlich der Verarbeitungseigenschaften gibt es keinerlei Unterschiede zu herkömmlichen Lasuren. Die neue Technologie ist in sämtlichen wasserbasierten Lasurqualitäten des Herstellers erhältlich, weshalb sowohl maßhaltige als auch nicht maßhaltige Bauteile beschichtet werden können.
Empfohlen wird der Einsatz der innovativen Lasuren vom Hersteller bei Neuanstrichen oder bei der Renovierung von Holzbauteilen, bei denen bereits die neue Technologie zum Einsatz kam. Da es sich bei Lasuren um keinen deckenden Anstrich handelt, kann der Effekt auf herkömmlichen, dunklen Altanstrichen nur geringfügig erzielt werden. Der volle Effekt auf herkömmlich pigmentierten, dunklen Lasuranstrichen kann jedoch in zwei Schritten erfolgen. Zunächst wird ein dünnschichtiger, deckender Erstanstrich mit einem wasserbasierten Produkt, das ebenfalls mit der innovativen Technologie ausgestattet ist, durchgeführt. Darauf erfolgt dann der Lasuranstrich mit der innovativen IR-reflektiven und UV-schützenden Lasurfarbe.

kompakt
Nachdem Relius zur Farbe 2010 eine Fassadenfarbe mit innovativer infrarot- reflektierender Pigmenttechnologie auf den Markt brachte, ist nun die neue Lasuren- generation marktreif. Die „Cool-Colours- by-Relius“-Technologie ist in allen wasserbasierten „olassy“-Lasuren von Relius erhältlich und über „Relius Living Colours 2.0“ abtönbar.
Weitere Informationen zu den neuen Lasuren und zur „Cool-Colours-by-Relius“-Technologie allgemein erhalten Sie bei
Relius
Tel.: (0441) 3402-0/Fax: -350

praxisplus
Da Dächer der Sonnenbestrahlung besonders intensiv ausgesetzt sind, wird die spezielle Pigmentierung auch in einer Dachbeschichtung eingesetzt („Relius Roof Acryl NanoTech“ mit „Cool Colours“). Die neue Technologie sorgt für erheblich geringere Temperaturen der Dachoberfläche. Besonders bei unzureichend gedämmten Dächern vermindert die Technologie eine starke Aufheizung der Dachgeschossräume und macht das Wohnen unter dem Dach angenehmer. Außerdem können Energie und Stromkosten beim Einsatz von Klimaanlagen zur Kühlung eingespart werden.
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