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Fassaden-Grün neu interpretiert

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Fassaden-Grün neu interpretiert

Bei dem Deutschen Fassadenpreis 2015 sicherte sich ein dunkelgrüner Neubau in Mainz den ersten Preis in der Kategorie Wohn- und Geschäftshäuser. Der schlichte Kubus wurde mit ansprechender Putzstruktur und einem selten gesehenen Grünschwarz gestaltet. H. Gies Architekten, Mainz, und Baudekoration Reinhardt, Bad Kreuznach, können sich über diese Auszeichnung freuen.

Mitteleuropäer, die Stadtbilder in lebhaften Farben entdecken wollen, müssen zu fernen Ufern aufbrechen: in nordische Länder wie Dänemark und Schweden, wo bunt kolorierte Holzhäuser einen fröhlichen Kontrast zu winterlichem Weiß, sommerlichem Moosgrün und dunkelgrauen Felsformationen bilden; oder nach Lateinamerika (Chile und Peru), wo viele Alltagsbauten der spätkolonialen Epoche in Pastellfarben getüncht werden. Wenig spräche auch gegen mehr Farbe in der europäischen Stadt.

In Deutschland fällt es auf, wenn Bauherren ihren Häusern satte Farben geben. Noch auffälliger sind Gebäude, die von einer sorgfältigen Farbwahl erzählen. Eines dieser Häuser steht in einem nordwestlichen Randbezirk von Mainz. Architekt und Bauherr ist Heribert Gies, der an der Frankfurter University of Applied Sciences Entwerfen und Baukonstruktion lehrt. Sein Wohn- und Geschäftshaus in Mainz wurde 2015 mit dem Architekturpreis des BDA Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Zunächst spielte Professor Gies mit dem Gedanken, sein Haus in Sichtbeton auszuführen. Weil es aber in Deutschland heikel ist, Sichtbetonfassaden perfekt herzustellen, schien ihm das Risiko von Ausführungsmängeln zu hoch.
Le Corbusiers Farbskala
Ohnehin hatte die Denkmalschutzbehörde den Bauherren gedrängt, sein Haus, welches in Nachbarschaft einer wilhelminischen Villa mit ockerfarbener Klinkerfassade steht, wenn nicht in gleicher Farbe, so doch wenigstens in dunklerer Tönung zu verputzen. Es bliebt also nur noch eine Frage zu klären: Welche Farbe kommt für das Haus in Frage?
Das Gebäude steht vor der Kulisse eines kleinen Parks und so fiel die Entscheidung auf ein aus der Farbenskala Le Corbusiers abgeleitetes „vert noir“: eine dunkelgrüne Fassade, strukturiert im Besenstrich. Die aus Eichenholz gefertigten Fensterrahmen und Lüftungsklappen passen sehr gut dazu, ohne dass die strenge Architektur in Folklore abrutschen würde. Die Jury des Deutschen Fassadenpreises überzeugte das Objekt durch die besondere Qualität der Fassadengestaltung. Diese zeige sich neben der Farbigkeit, die Fassaden-Grün neu interpretiere, im Oberputz, der als Besenstrich ausgeführt worden ist.
Die rillenartige Putzstruktur Besenstrich sorgt je nach Tageslicht für interessante Schatteneffekte auf der Fassade. Je nach Druckausübung und Verlaufsrichtung bei der Verarbeitung entstehen unterschiedliche Optiken. Wie die Bezeichnung es vermuten lässt, wird der Putz hier mit einem Besen oder Kamm horizontal strukturiert. Für die einfache und effektive Verarbeitung hat Brillux den Besen durch eine dafür angefertigte Bürste ersetzt. Mit dieser speziellen, einreihigen Bürste wird der Putz strukturiert, diese verringert das Verkleben der Borsten durch den Putz. Für die Ausführung der Putzstruktur Besenstrich eignet sich Mineral-Leichtputz G 3679, ein filzbarer mineralischer Glattputz, der frei strukturierbar ist.

praxisplus
Auszug aus der Jurybegründung: Die besondere Qualität der Fassadengestaltung zeigt sich neben der Farbigkeit, die Fassaden-Grün neu interpretiert, im Oberputz, der als Besenstrich ausgeführt worden ist. Die handwerklich hergestellte, feine horizontale Struktur bildet einen genialen Gegensatz zur Glattheit des industriell wirkenden Kantig-Kubischen. Fast nebenbei und doch ganz selbstverständlich nimmt diese alte Verarbeitungstechnik Bezug auf die Vergangenheit.
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