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Hell macht höher

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Hell macht höher

Jetzt ist es wissenschaftlich bestätigt: Helle Decken lassen uns Räume höher empfinden. Noch besser ist die Wirkung, wenn auch die Wände helle Farben tragen.

Armin Scharf

Soll ein Raum höher erscheinen, dann beschichte man die Decke heller als Wand und Boden – so die alte Daumenregel. Die aber ist nur zum Teil richtig, folgt man den Wahrnehmungsexperimenten am Psychologischen Institut der Universität Mainz.
Dort ging im vergangenen Jahr Dr. Daniel Oberfeld-Twistel in einer Studie genau diesem Phänomen systematisch auf den Grund. Dazu „baute“ er einen virtuellen Raum mit 6 Metern Tiefe und 4,5 Metern Breite. Seine Höhe wurde dann im Verlauf des Experimentes genauso verändert wie auch die Helligkeiten der Oberflächen. Weil stereoskopisch, also in 3-D projiziert, konnten die Versuchsteilnehmer den Raum tatsächlich auch als Raum wahrnehmen.
Im ersten Versuch variierte man die Helligkeiten von Boden und Decke in gleicher Weise: Sie zeigten sich entweder in geringer, mittlerer oder hoher Helligkeit. Unabhängig dazu veränderte man die Wandhelligkeit in gleichen Schritten. Jeder Teilnehmer bekam die Raum-Helligkeits-Kombinationen in zufälliger Folge eingespielt und hatte dann die Höhe zu schätzen. Das Ergebnis überrascht zunächst nicht: Waren Decke und Boden hell, dann fiel die empfundene Raumhöhe größer aus. Die zweite Erkenntnis jedoch ist neu: Bei zusätzlich hellen Wänden fiel die wahrgenommene Höhe noch größer aus. Das widerspricht der bisher geltenden Meinung, dass dunklere Wände die Höhenwirkung einer hellen Decke steigern. „Die Decke muss also nicht heller sein als die Wände, damit der Raum höher erscheint“, so Dr. Oberfeld-Twistel. Vielmehr scheint sich der Effekt heller Wände und heller Decken zu verstärken.
Das zweite Experiment beließ die Wand konstant mittelhell, variierte aber Decke und Boden unabhängig voneinander und die „reale“ Decken-höhe in drei Stufen zwischen 2,9 und 3,1 Metern. Wie erwartet, schätzten die Probanden den Raum höher, wenn die Decke heller war. Dagegen beeinflusste die Bodenhelligkeit die Wahrnehmung nicht, es sei denn, der Boden war heller als die Decke – dann reduzierte sich die wahrgenommene Raumhöhe.
Unter dem Strich lässt sich aus diesen experimentellen Erkenntnissen eine klare Regel ableiten: Die Raumhöhe vergrößert sich dann, wenn sowohl Decke wie auch Wände hell gefasst sind. In weiteren Experimenten wäre jetzt noch zu klären, wie nicht nur die Helligkeit, sondern auch der Farbton Einfluss auf die Höhe, die Breite und Geräumigkeit eines Raumes hat.

kompakt
Dr. Daniel Oberfeld-Twistel ermittelte in Experimenten, dass helle Farben Decken höher erscheinen lassen und diese Wirkung von ebenfalls hellen Wänden gesteigert wird. Dagegen hat der Boden keinen wirklichen Einfluss und auch die bisherige Empfehlung, Wände etwas dunkler als die Decke zu halten, ließ sich nicht bestätigen.
Die Studie entstand 2010 am Psychologischen Institut der Universität Mainz.
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