Startseite » Technik »

Ode an das Havelland

Technik
Ode an das Havelland

Früher ein Schandfleck der Region, heute ein malerisches Denkmal für die Natürlichkeit des Havellands: Den als tristen Bunkerkopf verschrienen oberen Fassadenbereich einer Müllverbrennungsanlage im Industriepark Premnitz verwandelte Künstler Marco Brzozowski in ein liebevoll gestaltetes Kunstwerk. Ein Havelspaziergang der besonderen Art auf einer Fläche von mehr als 2.000 Quadratmetern.

Autor: Michael Hilgert | Fotos: Brillux

Ein völlig verblasster Altanstrich auf einem verwitterten Betonhintergrund dominierte den weithin sichtbaren Gebäudekopf. Der Zahn der Zeit nagte zusehends an der Fassade. Eine triste Landmarke, 2.250 Quadratmeter umfassend, in einer Höhe von bis zu 34 Metern ragte aus den grünen Feldern des Naturparks Westhavelland. Aus vielen Perspektiven von nah und fern entlang der Bahntrasse und vielbefahrenen Bundesstraße 102 im Westen Brandenburgs sichtbar. Deshalb wünschte sich die Bevölkerung seit Langem, den für Besucher der Stadt ersten sichtbaren Vorboten zu sanieren und mit einem frischen Anstrich zu versehen. Auch bei der Betreiberin, der EEW Energy from Waste Premnitz GmbH, stieß die Idee, diesen Zustand nachhaltig zu verändern, zunehmend auf offene Ohren.

Havelspaziergang auf Beton

Marco Brzozowski war dafür die erste Wahl. Nachdem er bereits einen Konferenzraum im Innern der Anlage gestaltet hatte, entwickelte der Fassadenkünstler erste Pläne für die Verschönerung des Bunkerkopfes. 2019 gab das Energieunternehmen den Startschuss für ein Bürgerbeteiligungsprojekt. Brzozowski erarbeitete vier Entwürfe für die 2.250 Quadratmeter große Betonfläche. Bei der Abstimmung setzte sich der Entwurf „Havelspaziergang“ durch. Vor allem die Anklänge an die Naturbelassenheit der Region überzeugten. „Alleine wegen seiner Dimension ist dieses Projekt das größte meiner bisherigen Künstlerlaufbahn“, blickt Brzozowski voller Stolz zurück.

Da der Künstler bereits bei zurückliegenden Projekten mit Brillux zusammengearbeitet hatte, setzte er auch beim Bunkerkopf auf das Münsteraner Unternehmen. Dabei blieb es nicht bei der Farblieferung alleine. Von Beginn des Projekts an beriet der Farben- und Lackhersteller hinsichtlich der richtigen Produktauswahl. „Diese Betonfassade war keine alltägliche Herausforderung“, erinnert sich Sven Strobel, technischer Berater bei Brillux. Die alte Beschichtung war abgewittert. Haarrisse hatten sich an vielen Stellen gebildet. Unebenheiten, Ausblutungen, ja herausstehende Bewehrungen spickten die Betonfassade. Hinzu kamen die extremen Einflüsse – durch die Verbrennungsprozesse von innen und durch die hohe UV-Einstrahlung in der exponierten Lage von außen. „Gemeinsam entwickelten wir das optimale Produktkonzept, das Funktionalität, Beständigkeit und den künstlerischen Aspekt einschloss.“

Kunst trifft Handwerk

Nach der aufwendigen Einrüstung des Fassadenbereichs mit einer besonderen Schwebekonstruktion über den Ein- und Ausgängen machte sich Brzozowski an die Arbeit. Die Parzellen der Einrüstung gaben ihm dabei Sicherheit und Orientierung zugleich. Dem Sandstrahlen und Verputzen durch eine externe Firma folgten die ersten Arbeitsschritte. Für die nötige Grundierung setzte der Fassadenkünstler einen rollbaren, thixotrop eingestellten, wässrigen Tiefengrund ein. Um wertvolle Zeit bei dem großflächigen Projekt zu sparen, spritzte er diesen zuerst auf, ehe er ihn mit der Rolle nochmals an allen Stellen verschlichtete. In einzelnen Etappen schaffte er auf diese Weise etwa 500 Quadratmeter Fläche pro Tag.

Bei den künstlerischen Arbeiten kam es vor allem auf eine hohe Beständigkeit an. Zur farblichen Gestaltung in der Fläche setzte Brzozowski ein Betonfinish ein. Die elastische Dispersionsbeschichtung wirkt bis heute rissüberdeckend – und das bei einer zugleich eleganten seidenmatten Optik. Für die nötige Schichtdicke führte der Fassadenkünstler zwei Arbeitsgänge jeweils im Airless-Spritzverfahren aus. Insgesamt 14 unterschiedliche Farbtöne trug er für die flächigen Hintergrundbereiche auf. Während Brillux das speziell gefärbte Betonfinish an die Baustelle lieferte, mischte sich Brzozowski die passenden Farbtöne für geschmeidige Verläufe selbst an – zum Beispiel bei der Gestaltung eines großflächigen Himmels mit vielschichtigen Nuancen.

Heute sagen sich Fuchs, Hase und Schwan auf der Fassade guten Tag. Ein Kind blickt auf die malerische Landschaft der Havel. Angler schippern, auch aus der Ferne noch gut erkennbar, gemächlich mit einem Boot über den landschaftsprägenden Fluss. Auf vier Fassadenseiten finden sich unterschiedliche Motive, die eine Verbindung zur Natur Westbrandenburgs schaffen. Der ehemalige Bunkerkopf ist einer malerischen Ode an die Region gewichen.

Neues Wahrzeichen für Premnitz

„Wir sind zuversichtlich, dass sich unser Kraftwerk als eine weithin sichtbare Landmarke zu einem echten Hingucker und künftigen Wahrzeichen von Premnitz entwickeln wird“, meint Dr. Klaus Piefke, technischer Geschäftsführer der EEW Premnitz. Dass Brzozowski die Gestaltung komplett auf sich allein gestellt ausführte, macht das Projekt für ihn als gebürtigen Premnitzer zu einem ganz besonderen. Etwa 1.600 Liter Farbe verarbeitete er auf dem nun im neuen Glanz erstrahlenden Bunkerkopf. Obwohl ein anderer Entwurf mit historischen Anklängen an den Ort Premnitz sein Favorit in der Abstimmung war, findet er sich in der Gestaltung wieder. Seinen Sohn und seine Tochter hat er ebenso verewigt wie seine Eindrücke von eigenen Spaziergängen an der Havel.

Weitere Fotos:
www.malerblatt.de


PraxisPlus

Objektdaten:

  • Objekt: Bunkerkopf, Dr.-Herbert-Rein-Straße 1, 14727 Premnitz
  • Eigentümer/Bauherr: EEW Energy from Waste Premnitz GmbH
  • Ausführender Malerbetrieb:
    Marco Brzozowski, 360art, Premnitz
  • Technischer Berater Brillux:
    Sven Strobel
  • Eingesetzte Brillux-Produkte: Lacryl Hydro-Gel ELF 695, Betonfinish 839

Weitere Informationen zu den
Produkten sowie zum Künstler:

www.brillux.de
https://360art.de

Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 3
Ausgabe
3.2024
ABO
Malerblatt Wissenstipp

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de