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Putze auf Ziegelmauerwerk

Technik
Putze auf Ziegelmauerwerk

Die Ziegelmauerwerke, die der Maler oder Stuckateur heute zum Verputzen antrifft, haben sich verändert. Worin unterscheiden sich moderne Ziegelmauerwerke von herkömmlichen, welche Putze sollten darauf eingesetzt werden, und was ist bei der Verarbeitung zu beachten?

Dr.-Ing. Günter Glock, BaumitBayosan

Die staatlichen Vorgaben im Bereich des Wärmeschutzes, der Energieeinsparverordnung (EnEV) und der Reduzierung schädlicher Treibhausgase (CO2- Emissionen) haben in den letzten Jahren den Trend zu hochwärmedämmenden Mauerwerksbildnern vorangetrieben. Wärmeleitzahlen von mittlerweile 0,10 W/mK und kleiner sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Prinzipiell lassen sich diese hochwärmedämmenden Baustoffe mit einer Vielzahl von Wandbaustoffen, wie z.B. Ziegel, Porenbeton, Leichtbeton mit Blähglas oder Blähschiefer erreichen. „Klassisch“ kann man natürlich die geforderte Energieeinsparung auch mit schweren, massiven Baustoffen und Wärmedämmverbundsystemen oder mit zweischaligen Mauerwerksaufbauten und innenliegender Dämmschicht bzw. Luftschicht erreichen.
Im Nachfolgenden wird die Ausführung mit Leicht-Plan-Ziegeln und Dünnbettmörtel gem. DIBt-Zulassungen sowie das Verputzen dieser Mauerwerksbildner entsprechend dem Merkblatt „Außenputz auf Ziegelmauerwerk“ vorgestellt.
Leicht-Planziegel
Die neue europäische Mörtelnorm DIN EN 998 – Teil 2 bzw. die deutsche Restnorm DIN V 18 580 „DM“ nennen die Anforderungen, die an Dünnbettmörtel für die Vermauerung von Planziegel gestellt werden (siehe nebenstehende Tabelle).
Darüber hinaus werden die gezielten Eigenschaften des Planziegels, wie
Lochbild
Stegdicken
Rohdichteklasse
Druckfestigkeitsklasse
Wärmeleitzahl und
Zulässige Mauerwerksdruckspannung
in Verbindung mit den jeweils einzusetzenden Dünnbettmörteln in Zulassungen des Deutschen Instituts für Bautechnik, Berlin, beschrieben.
Dünnbettmörtel
Die Fugendicke des als Frischmörtel aufgetragenen Dünnbettmörtels muss dabei gem. Zulassung zwischen 1 und 3 mm in der Lagerfuge betragen. Zum Auftrag des Dünnbettmörtels haben sich eine Reihe von speziellen Mörtelwalzen, Mörtelrollen oder Auftragsgeräten etabliert, die z.T. in den zitierten Zulassungen beschrieben sind. Als klassische Auftragsmethode für den benetzenden Mörtelauftrag auf die Stege des Planziegels wird in einigen Regionen Deutschlands nach wie vor das Eintauchen der Ziegelsteine in eine mit Frischmörtel gefüllte Wanne praktiziert.
Mittlerweile setzt sich stärker der deckelnde Dünnbettmörtelauftrag durch, da er einige Systemvorteile mit sich bringt. Unter einem deckelnden Mörtelauftrag versteht man ein geschlossenes Mörtelband (Dicke 1 – 3 mm) auf der Lagerfuge des Planziegels. Die meisten marktgängigen Systeme verwenden speziell dafür entwickelte Deckelmörtel in Kombination mit einem eigens konzipierten Auftragsgerät. Die Vorteile des Deckelmörtelauftrages, also der gedeckelten Lagerfuge, bestehen in:
einem besseren Haftverbund der einzelnen Steinlagen untereinander (Haftscherfestigkeit)
einer höheren zulässigen Mauerwerksdruckspannung (Sigma-Null- Wert)
einer reduzierten Schall-Längsleitung
einer reduzierten Luftzug- oder Luftsogbelastung im Mauerwerk.
Vorteile moderner Mauerwerke
Die statisch zulässige Mauerwerksdruckspannung liegt beim Einsatz von Deckelmörteln in Verbindung mit Planziegeln bis zu 30 Prozent höher als beim Einsatz eines herkömmlichen Leichtmauermörtels mit Blockziegeln. Zusätzlich ergibt sich durch die Verringerung der Fugenstärke von der dicklagigen 12 mm-Fuge des Blockziegel-Mauerwerkes auf die 1 mm-Fuge des Planziegel-Mauerwerks eine arbeitstechnisch schnellere Verarbeitung. Dies spiegelt sich eindeutig in den Arbeitszeitrichtwerten für das Planziegelmauerwerk wider.
Durch die Reduzierung der Fugenstärke wird außerdem deutlich weniger Wasser in das Gebäude eingebracht, wodurch sich die kurzen Austrocknungszeiten des Ziegelmauerwerks weiter verkürzen.
Die Reduzierung der Fugenstärke auf 1 mm wirkt sich ebenfalls positiv auf die Eigenschaft als Putzgrund für Innen- und Außenputze aus, da beim Planziegel eine homogene Ziegelfläche vorliegt.
Entsprechend den geänderten Anforderungen an hochwärmedämmende und somit „leichte“ Wandbaustoffe sind auch spezielle Anforderungen an die Putzmörtel zu stellen. Die entsprechenden Grundlagen sind im Merkblatt „Außenputz auf Ziegelmauerwerk“ zusammengestellt, das gemeinsam von der Putzmörtel- und der Ziegelindustrie formuliert wurde und herausgegeben wird.
Verputzen der Mauerwerke
Neben der handwerklichen und kons- truktiven Ausführung des Mauerwerks nach den anerkannten Regeln der Technik, DIN-Normen, usw., kommt der sorgfältigen Vermörtelung und dem vorbeugenden Witterungsschutz während und nach der Rohbauerstellung eine wesentliche Bedeutung zu. Dabei müssen beispielsweise die Mauerwerkskronen bei längeren Arbeitspausen oder Unterbrechungen zum Feierabend oder am Wochenende abgedeckt werden. Durchnässungen des Mauerwerks, speziell der Wetterseiten, während der feuchtkalten Herbst- und Wintermonate sind zu vermeiden – ggf. muss hier eine Grundputzlage als Witterungsschutz aufgetragen werden.
Die Feuchtigkeit, die in Form von Regenwasser und Niederschlägen vom Mauerwerksstein aufgenommen wurde, kann später nur noch in Form von Wasserdampf (= Verdunstung) durch Diffusion abgegeben werden.
Bei stark durchnässtem Mauerwerk sieht das Merkblatt „Außenputz auf Ziegelmauerwerk“ beispielsweise besondere Schutzmaßnahmen für die Ausführung des Außenputzes vor, die entsprechend der VOB auch gesondert zu vergüten sind. Eine konstruktive Maßnahme bei stark durchnässtem Mauerwerk besteht z.B. in der Möglichkeit einer vollflächigen Gewebespachtelung auf der Grundputzlage – vor Auftrag des Deckputzes.
Geeignete Putzmörtel
Die Putzmörtelindustrie hat eine Reihe von speziell geeigneten Putzmörteln entwickelt, die einen sicheren Haftverbund auf den leichten, wärmedämmenden Steinen gewährleisten. Zu erwähnen sind hier spezielle Leichtputze oder Leicht-Faserputze, die zumeist mit einem entsprechend niedrigen E-Modul (dynamisches Elastizitätsmodul, Einheit kN/mm²) auf das E-Modul des Putzgrundes (Außenfläche des Ziegelsteines) abgestimmt sind. Planziegel mit einer entsprechend stärkeren Stegdicke des Außensteges oder mit einer höheren Druckfestigkeitsklasse bei gleicher (niedriger) Wärmeleitzahl stellen dabei geringere Ansprüche an den Außenputz als Ziegel mit geringer Druckfestigkeit bzw. geringer Stegdicke. Einige Ziegelhersteller lösen die Herausforderung, niedrige Wärmeleitzahlen von 0,10 W/mK oder kleiner mit relativ hohen Druckfestigkeitsklassen zu verbinden, über speziell aufbereitete Tonkomponenten im Masseversatz des Ziegels oder durch spezielle Brennverfahren.
Grundsätzlich bietet das mit Dünnbettmörtel vermauerte Planziegelmauerwerk einen homogeneren Wandaufbau und Putzgrund als ein klassisches Blockziegelmauerwerk mit breiten Mörtelfugen von 10 – 12 mm Fugendicke.
Die Verwendung spezieller, z.T. faserarmierter Leichtputze als Unterputz auf hochwärmedämmendem Mauerwerk wird meist in Abhängigkeit der Rohdichteklasse und der Wärmeleitzahl des Planziegels festgeschrieben. So werden im Regelfall bis zu einer Wärmeleitzahl von einschließlich 0,12 W/mK, entsprechend einer Rohdichteklasse von 0,65 kg/dm³, handelsübliche Leichtputze gem. DIN EN 998 – Teil 1 bzw. DIN V 18 550 ausgeschrieben.
Besondere Sorgfalt ist dabei auf die Sockelausbildung zu richten. Im Sockelbereich eines Gebäudes werden besondere Anforderungen an den Putz bezüglich der Spritzwasserbeständigkeit und der mechanischen Belastung gestellt. Hier sind Putzmörtel, die so genannten Leicht-Sockelputze, in der Festigkeitsklasse CS III gem. DIN EN 998–1, die richtige Wahl. Sie vereinen Festigkeit, angepasstes E-Modul und eine notwendige erhöhte Wasserabweisung (Wasseraufnahmeklasse W2) in ihren Eigenschaften und sind prädestiniert für den Einsatz auf wärmedämmenden Mauerwerksbildnern.
Stark gegen Feuer
Ziegel und Dünnbettmörtel sind mineralische Baustoffe und gehören zur Baustoffklasse A1 (nicht brennbar), sie erhöhen somit nicht die Brandlast eines Gebäudes, sondern schotten den Brandherd vor einer weiteren Ausbreitung ab. Ein Mauerwerk aus Planziegel und mineralischem Dünnbettmörtel gibt unter Hitze- und Feuereinwirkung keine schädlichen Gase oder Dämpfe ab und hilft im Ernstfall somit Leben zu schützen. So erreichen Planziegel beispielsweise als 36,5 cm starkes Mauerwerk bereits die Feuerwiderstandklasse F 90-A.
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