Die Nachverdichtung bestehender Gebäude ist unter den Aspekten des allgemeinen Wohnungsmangels und der Nachhaltigkeit äußerst sinnvoll. In diesem Rahmen werden die 30er-Jahre Zeilenbauten an der Kirnacher Straße, Ecke Dattenbergstraße, derzeit aufgestockt und erhalten ein neues Dachgeschoss.
Während die Decken in Massivholz ausgeführt werden, sieht der Wandaufbau ein Holzständerwerk mit 8/20 KVH-Ständern im Raster von 62,5 Zentimetern vor. Ausgedämmt wird das Ständerwerk mit Mineralwolle. Nach außen schließt die 60 Millimeter dicke Holzfaserdämmplatte Pyroresist Wall die F-90 Konstruktion ab; nach innen werden die Wände mit 22 Millimetern OSB beplankt.
Nicht glimmende Holzfaserdämmplatte
Die Holzfaserdämmplatten sind im Trockenverfahren hergestellt und werden wie herkömmliche holzfaserbasierte WDVS endlos mit schwebenden Stößen horizontal montiert. Dabei ist ein Versatz der vertikalen Plattenstöße von 30 Zentimetern einzuhalten. Kreuzfugen sind zu vermeiden. Befestigt werden die druckfesten Dämmplatten mit Klammern direkt auf den Ständern. Zu beachten sind hierbei die zulässigen Höchstabstände der Verbindungsmittel und eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Befestigungsmittel über die gesamte Geschosshöhe.
Dank der schwer entflammbaren Dämmplatte konnte trotz Gebäudeklasse 5 und erhöhter Brandschutzanforderungen ein einfacher und damit kostengünstiger Wandaufbau ausgeführt werden. Die neue Dämmplatte lässt sich laut Hersteller wie herkömmliche Holzfaserplatten verarbeiten. Dank ihrer Stoßsicherheit und Maßgenauigkeit sollen die hydrophobierten, winddichten Platten einfach zu verarbeiten sein. Bei der Verwendung als Putzträgerplatte im Wärmedämmverbundsystem sind keine zusätzlichen Brandschutzriegel erforderlich – so konnte die Fassade in Villingen zügig realisiert werden.
Putzauftrag auf nicht glimmende Holzfaserdämmplatte
Die neu aufgesetzten Geschosse springen zum Bestand leicht zurück und werden durch eine klare Bauteilfuge getrennt. Unterschiedliche Bewegungen in den Bauteilen führen somit nicht zu unbeabsichtigten Rissen im Putz. Verputzt werden die Wandflächen vom ortsansässigen Stuckateurbetrieb Karlheinz Hirt. Kurz vor Beginn der Winterzeit wurde mit dem Putzauftrag begonnen: Auf die erste Lage Kratzspachtel wird eine zweite Lage Klebe- und Spachtelputz aufgebracht und das Armierungsgewebe im äußeren Schichtdrittel eingebettet. An den Fassadenöffnungen, z. B. Fenstern, werden zusätzlich Diagonalarmierungen eingearbeitet. Die Trocknungszeit beträgt ca. 1 Tag/mm Schichtdicke – je nach Witterung. Die Schichtdicke des Unterputzes sollte mindestens 5 Millimeter und maximal 8 Millimeter betragen.
Risse und Spannungen vermeiden
Dabei wird der Unterputz aus Kratzspachtelung und Armierungsspachtelung in zwei Arbeitsgängen ausgeführt, um die Grundputzdicke von mindestens 5 Millimetern (max. 8 Millimeter je Systemvariante) sowie die Lage der Armierung im äußeren Drittel des Unterputzes einzuhalten. Das Armierungsgewebe wird vollflächig und mindestens 10 Zentimeter überlappend verlegt. So werden Rissbildungen durch Spannungen im Putz vermieden. Mit dem anschließenden optionalen Voranstrich wird das Untergrundsaugverhalten reguliert und eine zu schnelle Feuchteabgabe des Deckputzes verhindert. Gleichzeitig dient der Voranstrich als Haftbrücke.
Winterfest auch ohne Putz
Die teilfertige Fassade kann ggfs. auch längere Zeit offen stehen und bei in der Vorplanung berücksichtigten Zusatzmaßnahmen sogar überwintern. Sobald eine ganztägige Außentemperatur von mindestens 5 °C wieder sichergestellt ist, wird der Deckputz aufgebracht und die Fassade mit dem abschließenden Farbanstrich geschützt und das Gestaltungsbild vollendet.
In Villingen haben sich die WBG (Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen mbH) und Architekt Bernd Behnisch dafür entschieden, die Aufstockung in einem hellen Grau von der ansonsten überwiegend weißen Putzfassade elegant abzusetzen. Große vorgesetzte Balkone erhöhen zudem den Wohnwert und warten darauf, ab Frühjahr 2020 die neuen Bewohner zum Entspannen einzuladen.
PraxisPlus
Gutex Pyroresist Wall Platten sind 1.800 x 600 Millimeter groß und besitzen eine Nut/Feder-Profilierung. Diese ist für die erste Montagereihe an der unteren Plattenseite zu entfernen, sodass eine stumpfe Plattenkante entsteht. Profilierte Platten werden mit der Feder nach oben montiert. Die werkseitige Stempelung auf den Plattenoberflächen markiert die Verlegeseite.