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Thomas Möller, Schimmelpilz-Gutachter (CH)

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Thomas Möller, Schimmelpilz-Gutachter (CH)

Schimmel in Innenräumen ist kein Gottesfluch, sondern eine Folge von falsch aufgebauten Wandsystemen und unzureichendem Lüftungsverhalten. Wie man damit umgeht, erklärt Thomas Möller im Interview. Der ausgebildete Energieberater und Sachverständige für Schimmelpilz-Schäden arbeitet seit vielen Jahren in diesen beiden Bereichen, die oft ineinander übergehen.

Herr Möller, was ist die häufigste Ursache von Schimmelpilz Bildung?
Schimmelsporen sind allgegenwärtig, aber zumeist problemlos. Schimmel in Wohnräumen entsteht häufig durch Kondensation der Raumluft an kalten Stellen des Mauerwerks, bei kalter Witterung. Gerade in der Heizperiode entsteht auf diese Weise bei unzureichender Lüftung und hoher relativer Luftfeuchtigkeit innen an den kalten Außenwänden Feuchtigkeit, die zu Schimmel führen kann. Dies geschieht umso schneller, je dichter die Fenster sind. Das zweite Problem kann das Eindringen von Feuchte durch ein undichtes Mauerwerk von außen oder ein Wasserschaden sein. Feuchtigkeit bzw. ein feuchter Nährgrund ist der entscheidende Faktor für das Wachstum von Schimmelpilz. Ohne Feuchtigkeit gibt es kein Schimmelproblem.

Wie kann man Schimmel in Innenräumen vermeiden?
Ziel ist eine Verringerung des Feuchtegehaltes in der Raumluft oder/und eine Erhöhung der Oberflächentemperatur der Außenwand. Beim Neubau geschieht dies durch bauphysikalisch richtig geplante und gut gedämmte Außenwände, kombiniert mit automatischen Lüftungssystemen. Das erspart das manuelle Lüften und spart Energie. Im Altbau geschieht es durch regelmäßiges Fensterlüften.

Und wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist?
Die beste Methode ist immer eine gute Außendämmung, weil dadurch die Oberflächentemperaturen des Mauerwerks erhöht werden. Damit kann auch bei einer etwas höheren relativen Luftfeuchtigkeit der Taupunkt der Raumluft nicht so leicht unterschritten werden. Dies verhindert die Kondensation. Als Alternative bietet sich die Innendämmung an, die nur in den Bereichen durchgeführt wird, wo ein Schimmelpilzbefall festgestellt worden ist. Innendämmungen macht man in der Regel mit mineralischen Dämmplatten oder mit Dämmplatten aus Polyurethan (PU).

Worauf sollte man bei der Verarbeitung der Dämmplatten achten und was sind die Unterschiede?
Innendämmung ist generell immer ein komplexes Thema, das man einem Fachbetrieb überlassen sollte. Alle Platten müssen vollflächig mit dem Untergrund verklebt werden, damit zwischen Platte und Außenwand keine Hohlräume entstehen. Es darf keine Raumluft in einen Zwischenraum zwischen der Dämmplatte und dem Untergrund kommen, sonst kann sich dort der Schimmelpilz neu bilden.
Die Dämmsysteme sollten über Möglichkeiten verfügen, die inneren Seiten der Außenwandecken möglichst unauffällig zu dämmen. Dies kann bauphysikalisch wirkungsvoll und optisch gefällig durch Keilplatten realisiert werden.

Zur partiellen Dämmung von Außenwandecken und Fensterleibungen werden häufig mineralische Dämmplatten aus Calcium-Silikat, auch „Klimaplatte“ genannt, verwendet. Das Dämmmaterial ist in der Lage, Feuchtigkeit kurzzeitig aufzunehmen und wenn die Raumluft trocken ist, wieder abzugeben. Der Nachteil ist die relativ geringe Dämmwirkung des Materials. Aus diesem Grund müssen diese Platten für die gleiche Dämmwirkung wesentlich dicker sein, als Dämmplatten aus hochwirksamen Dämmmaterialien, wie Polyurethan.
Ein weiterer Nachteil der Klimaplatten ist, dass sie vor dem Anstreichen mit einem speziellen Spachtel bearbeitet werden müssen. Auch die Wandfarbe sollte auf mineralischer Basis sein, sonst geht die „Speicherwirkung“ der Dämmplatte verloren.

Dämmplatten aus Polyurethan, z.B. von Korff, haben eine wesentlich bessere Dämmwirkung und können entsprechend dünner aufgebracht werden. Dies kommt der Konstruktion der Fensterleibungen und Außenwandecken entgegen. Durch die besondere Beschaffenheit der Oberfläche, die für den Farbanstrich bereits vorbereitet ist, kann der Handwerker mehrere Arbeitsschritte mit Trockenpausen sparen. Dies spart Arbeitszeit und Kosten für die Sanierung der Schimmelpilz-Schäden. Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist, dass es auch ohne Nachteile tapeziert werden kann.

Welches System würden Sie empfehlen?
Beide Systeme sind gut und funktionieren, wenn sie nach Angaben der Hersteller verarbeitet werden. Dampfdichte Systeme für Innendämmungen stehen wegen der Befürchtung einer Tauwasserbildung manchmal in der Kritik. Da die Dämmsysteme für die Außenwandecken und Fensterleibungen nur partiell eingesetzt werden, wird die Trocknung der Wandflächen zum Innenraum aber höchstens geringfügig beeinflusst. Diese Innendämmung zur Vermeidung von Schimmelpilz erlaubt nach wie vor die Trocknung der Außenwände nach innen. Damit ist die Tauwasserbildung ausgeschlossen.

Insgesamt ist das Korff-System zur Vermeidung von Schimmelpilz in Altbauten hervorragend geeignet. Die einfache und Arbeitszeit sparende Verarbeitung ist ein weiteres Plus.

 

Einbindende Decken und Wände können relativ unauffällig mit Keilplatten gedämmt werden.


Abschließend eine Frage: Wie bekomme ich eine gewisse Sicherheit, dass die Schimmelpilzsanierung erfolgreich war?
Zum einen, indem Sie einen Sachverständigen für Schimmelpilze in Innenräumen zur Analyse der Ursache für die Schimmelpilz-Schäden hinzuziehen. Denn nur wenn die Ursache richtig erkannt ist, können die Maßnahmen für die Sanierung effektiv festgelegt werden. Dies spart in der Regel Kosten und stellt den Erfolg sicher.

Zum anderen, indem Sie einen qualifizierten Fachbetrieb für die Sanierung nehmen. Dies sind Schimmelpilzspezialisten und zunehmend Malerbetriebe, die sich auf dieses Thema spezialisiert haben. Und es gilt, wie in vielen anderen Fällen des Lebens auch: Trauen Sie keinem bunten Prospekt und keinen hochtrabenden Versprechungen. Erkundigen Sie sich über Projekte und Leumund des Anbieters, bevor Sie einen Auftrag vergeben. Das ist immer noch die höchste Qualitätsgarantie. Versuchen Sie darüber hinaus, ein Unternehmen aus Ihrem nahen Umfeld zu beauftragen. Das hat in Ihrer Gegend einen Ruf zu wahren und auch das ist ein Garant für gute Arbeit.

Herr Möller, herzlichen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Helmut König.


praxisplus
Das im Text genannte „Korff-System“, das offiziell „Superwand DS“ heißt, basiert auf Dämmplatten aus Polyurethan. Die Sandwich-Elemente aus PUR-Hartschaumkern und mit Mineralfaser gefüllter Kartondeckschicht sind in 10 und 20 Millimetern Dicke erhältlich. Außerdem bietet Korff eine 5 Millimeter dicke Leibungsplatte und Keilplatten für einbindende Bauteile an.
Thomas Möller arbeitet in München als Energieberater und Sachverständiger für Schimmelpilze in Innenräumen.

Mehr zu ihm unter

energieberater-muenchen.info

schimmelpilz-gutachter.com

korff.ch

 

Quelle: Malerblatt 10/2015

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