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Die Messe ist gesungen

Betrieb & Markt
Die Messe ist gesungen

Die Messe ist gesungen
Werner Schledt, Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
München ist vorbei. Die Messe ist gesungen – Amen? Amen, das heißt für viele: Schluss, Fertig, Das war’s. Richtig wird es aber mit „So sei es“ übersetzt, bedeutet also „Das mache ich“. So einen Vorsatz fasst man z.B. auf einer Fachmesse, wenn man etwas Neues entdeckt oder erfahren hat, schnell. Aber genau so schnell gerät er oft im Tagesgeschäft wieder in Vergessenheit. Schade, wenn eine Chance vertan ist und als Fazit nur bleibt: Die Messe ist gesungen, ich war dabei, das war’s. Besser wäre: Amen!

Ansichten und Einsichten
Die CDU wollte den Mindestlohn für Flüchtlinge sechs Monate lang aussetzen, hat aber schnell einen Rückzieher gemacht, weil neben der Opposition auch die Koalitionspartner und die Gewerkschaft dagegen waren und am Arbeitsmarkt unfairen Wettbewerb zwischen Flüchtlingen und Mindestlöhnern befürchteten. Dass junge Immigranten den Mindestlohn für einen unsicheren Job der geringeren Vergütung während einer fundierten Berufsausbildung vorziehen, zeigt sich bereits. Langfristig eine berufliche Perspektive zu bieten, war bei dem Vorhaben eine Absicht. Leider fehlt dafür die Einsicht.
Wärmedämmung war schon
Die Wärmedämmung der Steinzeitmenschen, mit Heu ausgefüllte Wände, vor über 3000 Jahren schon zweischichtig, entsprach etwa unserem Stand von vor 20 Jahren. Mit dem Sesshaftwerden der Germanen kam der Holzbau, im Mittelalter das holzsparende Fachwerk, mit der Industrialisierung der Ziegelbau – und damit die Kälte. Wärmer wurden unsere Häuser erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Zentralheizungen. Dass WDVS immer noch heftig diskutiert wird, führen Wissenschaftler auch darauf zurück, dass die heutige Dämmung noch so jung ist.
Denk mal
Maler mit Erfahrung in der Denkmalpflege können sich bei ZDH noch bis zum 22. April um ein Stipendium für eine dreimonatige Weiterbildung am Europäischen Zentrum für die Berufe der Denkmalpflege in Italien bewerben. Die Höhe des Stipendiums für Kursus, Unterkunft und zusätzlichen Zuschuss beträgt 10.000 Euro. Jungen Leuten kann man nur raten: Denk mal drüber nach.
Mit Hand und Fuß
Haben Sie schon mal einen Roboter per Handschlag begrüßt? Sein Händedruck ist eher leicht als zupackend. Die Fünffingerhand ist der menschlichen schon sehr ähnlich und Roboter werden bereits in der Altenpflege und bald auch im normalen Haushalt als Helfer eingesetzt. Sie heißen Hasy oder Justin und können z.B. Schlagbohrer bedienen, Treppen steigen und Kaffee kochen – also bald auch aufs Gerüst klettern oder Bier holen. Sie werden die Welt verändern und auch in unseren Werkstätten viele Arbeiten einfach „wegfressen“.
Vorzeigehandwerker
Der Übergang vom Handwerk zur Kunst ist bisweilen fließend. Viele namhafte Künstler haben zuerst eine Malerlehre absolviert, einige sich in Zeiten ihres Malverbots in Malerbetrieben oder Farbfabriken über Wasser gehalten. Malermeister haben ihr großes handwerkliches Können für die Zusammenarbeit mit bedeutenden Künstlern genutzt und selbst hohe Anerkennung erlangt. Daran musste ich denken, als ich jetzt las, dass ein kleines Farbfeldbild von Josef Albers für eine Viertelmillion versteigert wurde. Sein hochgeschätzter Siebdrucker war Malermeister Herbert Geyer aus Ingolstadt, der u.a. für Rosenthal auch die Lackstühle von Björn Wiinblad bedruckt hat. Er war einer unserer Vorzeigehandwerker, ein Meister seines Fachs.
Alles in einer Nacht
Bei der „Nacht der Ausbildung“ in Darmstadt können sich Schülerinnen und Schüler direkt in Betrieben über 100 Berufe informieren. Während der Aktion laufen zwischen den beteiligten Firmen Shuttle-Buse im 15-Minuten-Takt. Unternehmen wie Telekom und Sparkasse sorgen dafür, dass auch junge Leute ohne Abitur nach dieser Nacht bei ihrer Berufswahl nicht länger völlig im Dunkeln tappen. Für die Aktion gibt’s auch ein nächstes Mal – warum dann nicht mit Malern?
Unter Kollegen
In Bad Vilbel sind alle öffentlichen Stromkästen von Künstlern bemalt. Das Schöne: Die Graffiti-Sprayer respektieren die Arbeit ihrer „Kollegen“ und lassen diese Kästen aus. (Ein bisschen was haben sie also doch auf dem Kasten).
Alles von Aldi
Von erfolgreichen Unternehmen anderer Branchen kann man viel lernen. Bei Aldi z.B. gab es von Anfang an viel Übertragbares. So auch jetzt wieder: Lehrlinge von Aldi-Süd haben im Rahmen eines Projekts drei Wochen lang eine Filiale völlig selbständig geleitet. Darauf wurden sie in speziellen Seminaren vorbereitet. Während des Projekts lag die komplette Organisation in den Händen der Lehrlinge. Das war mutig, vom Management ebenso wie von den Azubis. Für die war’s ein Ausbildungsschub. Die Kunden haben’s bemerkt, aber nicht gemeckert. Also haben’s die Lehrlinge gut gemacht. Mutige Malerbetriebe könnten es nachmachen.
Nach den Sternen greifen
Im letzten Heft habe ich ein paar unverändert aktuelle „Sekunden-Seminare“ aus einer früheren Malerblatt-Broschüre vorgestellt. Hier noch eines: „Hotels, Restaurants und Reisebusse haben Sterne. Wieso nicht auch Malerleistungen….?“ In der Rhein-Main-Region bekamen jetzt gleich 17 Betriebe einen Stern in Form des Gütesiegels „Sehr gut“. Wir haben’s früh kommen sehen.

praxisplus
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
60388 Frankfurt /Main
Tel.: (06109) 34208
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