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Dope im Job

Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Dope im Job

Werner Schledt

Erschreckend: Inzwischen putschen sich schon fast sieben Prozent der Beschäftigten in Deutschland regelmäßig im und für den Job. Überraschend dabei, dass es in erster Linie nicht Manager und Kreative sind, die zu den Pillen greifen, sondern Beschäftigte mit gefährdeten Arbeitsplätzen und – wer hätte das gedacht– Leute, die mit einfachen Arbeiten beschäftigt sind. Die sind sogar die größte Gruppe. Mehr als die Hälfte der Doper versorgt sich mittels Rezept gegen die Tagesmüdigkeit. Sind am Ende die Feierabende umso anstrengender, je kürzer die Arbeitszeit ist? (Immerhin tröstlich: Wenn die einfachen Arbeiten so stressig sind, dass die damit Beschäftigten immer häufiger zu Suchtmitteln greifen, sind unsere Maler mit ihren vielseitigen und abwechslungsreichen Tätigkeiten wohl kaum gefährdet)
Pfiffigen Ideen
Auf die wieder mal pfiffige Idee von Herrn Sixt, den Boss der Lokführergewerkschaft, Claus Weselsky, in den Anzeigen seiner Autovermietung als Mitarbeiter des Monats zu präsentieren, hätten seine Mitbewerber und die Busunternehmen ja auch kommen können. Sind sie aber nicht.
Eiertanz geht weiter
Erst wurde die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung gefeiert, dann der Gesetzentwurf gefeuert. Nach dem sollten Hausbesitzer 10 bis 25 Prozent der Sanierungskosten auf zehn Jahre verteilt bei der Steuer absetzen können. Das Vorhaben, dem die CSU widersprochen hat, sollte zum Teil durch eine Kürzung des Handwerkerbonus, der es auch Mietern erlaubt die Steuerschuld um bis zu 1.200 Euro der Arbeitskosten von Handwerkern zu reduzieren, gegenfinanziert werden. Jetzt sucht man nach anderer Gegenfinanzierung. Der Eiertanz geht also weiter und erinnert an die Echternacher Springprozession. Bei der ging man früher zwei Schritte vor und einen zurück. Inzwischen tanzt man einmal nach rechts, dann wieder nach links. Aber auch das kennt man aus der Politik.
Keine Chancen verstolpern!
Nicht einmal zwei Prozent der Wohnungen und Häuser in Deutschland sind altersgerecht und barrierefrei. Kein Wunder, dass man immer öfter über Hinweise auf altengerechtes Umbauen als große Marktchance stolpert. Wer sie nutzen will, sollte sich vielleicht zuerst den Ratgeber „Clever umbauen“ besorgen. Hier die Bestelladresse für „Gleich-Macher“: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V. Tel.: (0211) 3809555.
Im Vorbeigehen
Das Aschaffenburger Umweltamt lädt Hausbesitzer nach Stadtteilen zu „Thermografie-Spaziergängen“ ein, bei denen Energieexperten mit Wärmebildkameras kostenlos energetische Schwachstellen fotografieren und in anschließenden Informationsveranstaltungen die Auswertungen präsentieren. Dabei werden dann auch Sanierungs- und Fördermöglichkeiten vorgestellt. Die Organisation solcher „Thermografie-Spaziergänge“, vielleicht mit anschließendem „(Wärme-)Dämmer-Schoppen“, wäre doch auch für Innungen ein Spaziergang.
Kriterien kritischer Kunden
„Wenn die Wärme im Winter drinnen und im Sommer draußen bleibt, verteilt sie sich auch gleichmäßiger im Haus und sorgt für mehr Behaglichkeit.“ Ulrich Wickert im Zeitungsinterview einer Sonderbeilage, in der auch beschrieben wurde, wie man den richtigen Handwerker für energetische Modernisierung findet. Dabei wurde als einer der ersten Schritte empfohlen, sich bei der Berufsorganisation zu informieren. Für die Prüfung der Zuverlässigkeit wurden – immer noch und immer wieder – vor allem genannt: Wird man zeitnah zurückgerufen? Werden Gesprächstermine eingehalten? Gibt es einen erreichbaren Ansprechpartner? Auch die Frage, ob der Handwerker mehrere Lösungsvarianten vorschlagen und verständlich erläutern kann, gilt kritischen Kunden als Kriterium.
Phänomenal
„Ist das Kleid blau-schwarz oder weiß-gold?“ Millionen hat man und haben sich das gefragt. Zuletzt waren’s alle leid mit dem Kleid. Dass unser Gehirn auf bloße Vermutungen hin Farben ausblendet, war ein relativ unbekanntes Phänomen, das findige Unternehmer sofort in sozialen Netzwerken für Werbemaßnahmen einsetzten, die aber nicht wie Werbung, sondern eher wie Unterhaltung daherkommt – und deshalb so wirksam ist. Da geht noch mehr. Also: Kleider machen, Leute!
Aus gutem Grund
Das Oberlandesgericht München hat jetzt entschieden, dass Bauhandwerker zur Sicherung ihrer Forderungen Einsicht in das Grundbuch des Auftraggebers nehmen dürfen. Sicher aus gutem Grund.
Zu neuen Ufern
Wandelt sich mit dem Klima auch die Architektur? Sicher. Noch werden wir von Ideen gegen den steigenden Meeresspiegel nicht gerade überschwemmt, aber in einigen Ländern brechen Architekten und Immobilienentwickler schon auf zu neuen Ufern: In Thailand wurde jetzt der Prototyp eines Wohnhauses gebaut, das Überschwemmungen standhält. Dabei hebt Wasser im Untergrund das Gebäude unbeschadet bis zu 85 cm an. Auch bei uns vielleicht bald ein Lösung für alle, die zu nah’ ans Wasser gebaut haben.
So weit der Arm reicht
Zufällig mal wieder den Auftritt aus den Achtzigern von Friedensreich Hundertwasser bei Dietmar Schönherr gesehen. Seine Forderung, jeder müsse um seine Außenfenster herum die Fassade ungefragt farbig frei gestalten dürfen, soweit sein Arm reiche, fand ich schräg. Aber die Idee, möglichst viele der waagrechten Flächen zu begrünen, statt zu versiegeln, schien mir interessanter als damals.
Das Letzte
Zuletzt hat man in der Denkmalpflege den ersten, also ältesten Befund gesucht und sichtbar gemacht. Beim Aufbau der Frankfurter Altstadt zeigt man den letzten. Auf dem Areal zwischen Dom und Römer, wo sich vor dem Krieg Deutschlands größte mittelalterliche Fachwerk-Altstadt befand, entstehen neben Neubauten derzeit an den alten Standorten und auf Parzellen der ursprünglichen Größe Nachbauten, die wie ihre historischen Vorbilder anmuten. Sie werden in traditionellen Handwerkstechniken und Materialien als Fachwerk errichtet – aber anschließend fast ausnahmslos verputzt. Dies wird mit dem historisch letzten Stand begründet: Nicht nur weil’s Mode war, sondern auch des besseren Brandschutzes wegen, war das mittelalterliche Sichtfachwerk später verputzt worden. Die Gebäude werden also nicht dem Mittel-, sondern dem späteren Alter entsprechen. Das ist das Letzte.
Auch das noch
Bei den Diskussionen um Denkmalpflege überrascht immer wieder, wie viele Leute meinen, wir müssten für anspruchsvolle Restaurierungen Handwerker aus dem östlichen Ausland holen, weil das in Deutschland keiner mehr könne. Offensichtlich schwächeln wir aber nur bei der Information über Denkmalpflege und -pfleger im deutschen Handwerk ein bisschen.

PRAXISPLUS

Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
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Tel.: (06109) 34208
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