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Vereinbarung von Beschleunigungskosten: Es geht nur im Dialog

Vereinbarung von Beschleunigungskosten
Es geht nur im Dialog

Es geht nur im Dialog
Alfonso Buttice ist Geschäftsführer der Firma Hollenbach mit Sitz in Hamburg. Das Unternehmen beschäftigt im Malerbereich 50 gewerbliche Mitarbeiter. Foto: Malerblatt
Im Interview mit dem Malerblatt erläutert Alfonso Buttice, Geschäftsführer des Unternehmens Hollenbach, die Möglichkeiten, die Vereinbarung von Beschleunigungskosten bieten, aber auch worauf bei der Anwendung zu achten ist.

Malerblatt: Herr Buttice, Was hat Sie dazu bewegt, sich mit dem Thema Beschleunigungskosten auseinanderzusetzen?

Alfonso Buttice: Das kam aus der Not heraus. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Baustellen sehr unkoordiniert ablaufen. Termine werden nicht gehalten. Starke Verzögerungen sind die Folge. Wir bekommen zu hören: Lieber Maler, das kann noch dauern. Ob es dann 6 Wochen oder 3 Monate später wird, wird offen gelassen. Ihr könnt zwar noch nicht anfangen, der Endtermin bleibt jedoch bestehen. Denn das Objekt muss fristgemäß eröffnet werden. Da der Maler gemeinsam mit dem Bodenleger das letzte Gewerk auf der Baustelle ist, lastet ein enormer Druck auf uns. Die Planung der eigenen Aufträge ist erheblich erschwert. In der Konsequenz verlieren wir Geld. Das ist sicherlich kein neues Phänomen, aber wir stellen fest. Es ist schlimmer geworden in der letzten Zeit.
Wie reagieren Sie auf diese Problematik?
Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man bei der Lösung allen Parteien gerecht werden kann. Auf der einen Seite wollen wir den Kunden helfen, seinen Eröffnungstermin zu halten, auf der anderen Seite muss ein Ausgleich unserer Mehraufwendungen stehen. Bis zu einem gewissen Maß gehören Verzögerungen ja zum Alltag. Wir hatten jedoch einen Fall, der sehr extrem war. Am Anfang erschien das Projekt auskömmlich. Zu dem Termin, als wir mit der Arbeit beginnen sollten, wurde bei einer Begehung mit dem Bauleiter dann deutlich, dass die Baustelle noch ein reiner Rohbau ist.
Wir hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass sich der Terminplan um den Zeitraum verschiebt, in dem wir nicht mit den Arbeiten beginnen können. Der Bauherr beharrte aber darauf, den Fertigstellungstermin nicht zu verschieben. Es gab dann ein Krisengespräch, in dessen Folge wir vorgeschlagen haben, nicht wie geplant vier Leute auf die Baustelle zu schicken, sondern zwölf. Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass eine Verdreifachung des Personals nicht automatisch die Bauzeit auf ein Drittel verkürzt. Die Produktivität ist wesentlich höher, wenn vier Mitarbeiter konsequent einen Auftrag abarbeiten können.
Ich habe dem Bauherren gegenüber während dieses Gespräches die Möglichkeit von Beschleunigungskosten erläutert. Wenn wir diese vereinbaren, können wir geeignete Maßnahmen einleiten, um die entstandenen Verzögerungen, die wir ja nicht verursacht haben, in gewissem Rahmen zu kompensieren. Der Bauherr sah das auch ein. Es geht natürlich bei Großprojekten dieser Art um ganz andere Beträge, wenn z.B. Konventionalstrafen für eine nicht fristgemäße Fertigstellung fällig würden. Wir haben anschließend den Status festgestellt und dann gemeinschaftlich einen neuen Termin- und Ablaufplan erstellt, der dann auch bindend war. Bei diesem Projekt konnten wir im Ergebnis erreichen, dass wir die Mehrarbeiten vergütet bekamen.
Wie oft haben Sie Beschleunigungskosten durchsetzen können?
Wir hatten in den vergangenen zwei Jahren drei Objekte, bei denen das Instrument zum Tragen kam. Immer bei größeren Projekten, bei denen Verzögerungen von 3 bis 4 Monaten in kürzester Zeit aufgeholt werden sollten.
Wie beurteilen Sie die Chance, dass Handwerksunternehmen das Instrument Beschleunigungskosten zukünftig stärker nutzen?
In der Branche scheint teilweise ein falscher Ehrencodex zu herrschen. Oft wird gesagt, dass schaffen wir schon. Jetzt schicken wir einfach alle verfügbaren Kräfte auf die Baustelle und dann wird das schon fertig. Wenn sich aber der Nutzen von Beschleunigungskosten in den Köpfen verankert, könnten alle davon profitieren. Es muss jedoch klar gesagt werden: Das ist keine Maßnahme, die man bei jeder Kleinigkeit anbringen kann. Der Kunde muss erkennen, dass er einen Gegenwert erhält und seine Interessen gewahrt werden. Hier ist Fingerspitzengefühl notwendig. Man kann nur im Konsens mit dem Kunden handeln und vernünftig und sachlich argumentieren, z.B. auf physikalische Trocknungsprozesse hinweisen oder mal lax gesagt darauf hinweisen, dass man nur eine Wand streichen kann, die schon vorhanden ist.
Wo sehen Sie die Schwierigkeiten bei der Anwendung?
Ich denke, oft scheitert es an der Dokumentation. Sowohl die Verzögerungen als auch die dann eingeleiteten Maßnahmen müssen sehr detailliert nachgehalten werden. Dann sollte das Projekt eine bestimmte Mindestgröße haben und es muss ein großes Interesse vorhanden sein, dass die Fertigstellungstermine eingehalten werden, da sonst ein wirtschaftlich großer Nachteil entstehen würde. Man sollte auch nicht unterschätzen, dass die Vereinbarung von Beschleunigungskosten beim Kunden auch eine gewisse Erwartungshaltung erzeugt.
Wann würden Sie davon abraten?
Wenn auf einer Baustelle das totale Chaos herrscht, dann braucht man sich nicht vormachen, man würde mit diesem Mittel Besserung erreichen. Dann sollte man versuchen, auf anderem Wege aus der Sache heraus zukommen und zu versuchen, den eigenen wirtschaftlichen Schaden möglichst gering zu halten.
Vielen Dank für das Gespräch
Das Interview führte Martin Mansel

K&K Hollenbach GmbH Co. KG
www.hollenbach24.de

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