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Iden des März

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Iden des März

Iden des März
Werner Schledt, Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Werner Schledt

Nein, in der Überschrift dieses Monats steckt kein Druckfehler. Aber sogenannte Druckfehler, die eigentlich Setzfehler waren und heutzutage Schreibfehler heißen müssten, gibt’s immer wieder. Sie haben auch ihr Gutes: Wenn ein Leser moniert, was bei der Korrektur übersehen wurde, zeigt das, dass man aufmerksame Leser hat. Dazu – und Korrekturlesern zum Trost – eine Geschichte, die der bekannte Journalist Richard Kirn einmal erzählt hat: Der Redakteur hatte von den Iden des März, der Metapher für bevorstehendes Unheil, geschrieben und es auch kommen sehn: Natürlich stand auf der Druckfahne „Ideen des März“. In der geforderten Korrektur hieß es dann „Juden des März“. Zornig schrieb er mit Rotstift „Idioten“ an den Rand. Und was stand am nächsten Tag in der Zeitung: „Die Idioten des März“. Fazit des erfahrenen Journalisten: Korrekturen machen alles noch schlimmer.
Grüne Soße
Das giftgrüne Haus schmerzt schon von Weitem. Und in großen Lettern steht auch noch „Grüne Soße“ dran. Die treffende Bezeichnung gilt aber nicht der verunglückten Farbgebung, sondern wirbt für ein gleichnamiges Lokal. Trotzdem: Wenn’s schon ein Farbton aus der Speisekarte sein musste, wäre selbst die von Kaiserschmarren besser gewesen. Meinetwegen mit grüner Schrift.
In diesem Sommer sollen wesentliche Änderungen im Bürgerlichen Gesetzbuch vorgenommen werden. Mit dem Ziel, den Schutz für Bauherren und Immobilienbesitzer auszubauen, werden erstmals spezielle Regelungen für Bauverträge aufgenommen. Weil dies für alle am Bau Beteiligten mit Aufwand und Umstellungen verbunden sein wird, denkt man daran, das Gesetz erst sechs Monate nach dessen Verkündigung, also Ende 2016 in Kraft treten zu lassen. Das Thema ist komplex. Die Innungen und Verbände werden sicher am kompetentesten informieren.
99 Luftballons
Nach Dieter Bohlen hat nun auch Nena auf der „Heimtextil“ eine von ihr entworfene Tapetenkollektion vorgestellt. Poppig wie 99 Luftballons. Als Nächste müsste sich eigentlich Helene Fischer mit eigenem Design versuchen. Und Günther Jauch natürlich auch.
Ein hiesiger Malermeister mit gehobener Privatkundschaft verzichtet auf herkömmliche Anzeigen und Auftragswerbung. Stattdessen schickt er einer ausgewählten Zielgruppe in kurzen Intervallen Videos aus dem Internet, meist lustige. Sie unterbrechen kurz die Routinearbeit am Rechner und kommen sympathisch rüber. Auch ein Weg, um auf sich aufmerksam zu machen.
Klasse bei Kasse
Die Innung hat zu einem Vortrag „Highlights der Maler- und Lackiererrente“ eingeladen. Die ZVK ist längst etabliert, sorgte aber einst bei ihrer Gründung für kontroverse Diskussionen. Als man damals einen werbewirksamen Slogan suchte, hatte ich „Klasse bei Kasse!“ vorgeschlagen. Ist noch immer so. Noch dazu: Über unsere Malerkassen informiert jetzt auch ein Video. Anzuschauen auf deren Website.
Die zusätzliche Altersversorgung im Baugewerbe ist ab diesem Jahr nicht länger umlagenfinanziert, sondern kapitalgedeckt. Sie sichert auch den Lehrlingen eine zusätzliche Rente. Sollte nicht auch diese Garantie ein zusätzlicher Grund sein, den Mindestlohn für junge Asylanten auszusetzen, um zu verhindern, dass die ihre Lehre schmeißen – oder eine Ausbildung erst gar nicht beginnen – weil sie als Hilfsarbeiter zunächst mehr als in der Lehrzeit verdienen? Dass sich eine gute Ausbildung besser rentiert ist garantiert.
Deutsche Meister
Bei uns sind alle Handwerksmeister auch geprüfte Ausbilder. Andere Länder beneiden uns um unsere unverändert erfolgreiche Lehrlingsausbildung. In Frankreich zum Beispiel wollen nur noch knapp 30 Prozent der Betriebe einen Lehrling einstellen. Es fehlt dort an einer beruflichen und betrieblichen Ausbildungsstruktur und die staatlichen Ausbildungszentren sind oft konzeptionell wie materiell schlecht ausgestattet. Fazit: Wo der Staat die Ausbildung gestaltet, ist sie in kurzer Zeit veraltet – und wird schließlich nur noch verwaltet.
Probieren statt diskutieren
Dieser Tage habe ich mal wieder in den „Sekunden-Seminaren“ geblättert, einer kleinen Broschüre, die das „Malerblatt“ vor Jahren anlässlich einer „FARBE“ zusammen mit dem LIV Hessen herausgebracht hat. Einige der wiederentdeckten Anregungen sind wohl unverändert gültig. Hier nur drei der vielen:
  • „Nur Kamele und Schafe lassen sich treiben. Wir formulieren messbare Jahresziele und legen konkret die Wege, Streckenabschnitte und Messpunkte fest. Damit wir dahin kommen, wo wir hin wollen.“
  • „In der Wirtschaft geht’s zu wie in einer Wirtschaft. Nur wer absolute Spitze ist, kann es sich leisten, dem Kunden zu servieren, was er für richtig hält. Die anderen bieten ihren Kunden die Möglichkeit unter verschiedenen Alternativen zu wählen. So machen wir es auch.“
  • „Reklamationen sind auch kostenlose Betriebsberatungen. Sie zeigen Schwachstellen auf, die wir ausmerzen können. Deshalb bedanken wir uns für jede Beschwerde mit einem kleinen Geschenk. Das ist ein preiswertes Beraterhonorar.“
Unter jeder Anregung stand übrigens: „Probieren statt diskutieren!“ Auch das gilt unverändert.
Bisweilen greift ein Leser, der gerade über meinen Artikelchen sitzt, spontan zum Telefon und ruft mich an. Das ist jedes Mal ein überraschender Plausch und äußerst interessanter Austausch. Nur zu!
Fix und Fertig
Gewiss: Fehler kosten. Das Wort Fehlerkosten ist mir dazu jetzt erstmals begegnet. Hoffentlich sind’s nicht auch hohe Fixkosten.

praxisplus
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
60388 Frankfurt /Main
Tel.: (06109) 34208
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