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Kopfsache

Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Kopfsache

Kopfsache
Werner Schledt

Handwerk ist Kopfsache. So ist das diesjährige „Freisprechpaket“ überschrieben, das der LIV-Hessen seinen Innungen jedes Jahr für die Gestaltung der Freisprechungsfeier zur Gesellenprüfung anbietet. Hauptbestandteil des Pakets ist ein Redemanuskript, das sich in Inhalt und Sprache an die richtet, um die es an diesem Tag geht: An die jungen Gesellinnen und Gesellen. Eines der Anliegen diesmal: Das Selbstbewusstsein der Jungen zu stärken und mit dem abwertenden Vorurteil aufzuräumen, für „Weiße Kragen-Berufe“ müsse man studieren, fürs Handwerk dagegen bloß trainieren.
Dazu finden sich dann einprägsame, auch visualisierte Kernsätze wie: „Wir Handwerker haben einen kurzen Draht vom Kopf zur Tat!“ oder, im Zusammenhang mit dem Appell zu kontinuierlicher Weiterbildung: „Lassen Sie Ihren Kopf nicht im Regen stehen!“ Das Paket enthält zudem Ideen für die Feier, Vorschläge für zum Thema passende Geschenke an die Prüfungsbesten ebenso, wie für den musikalischen Rahmen, bis hin zur Tischdekoration. Die Hessen haben wieder ein Paket geschnürt, das den Nachwuchs packen soll.
Strohfeuer
Überall flammen die Diskussionen um Pro und Contra Wärmedämmung auf. Letzten Monat hat auch „Der Spiegel“ mit der Behauptung, Polystyrol brenne wie Stroh, die Debatten kräftig angefeuert. Dabei ging es um einen speziellen Fall – also „Strohfeuer“. Damit sich der Rauch schnell verzieht, sollte man neben guten Worten und sympathischen Bildern für die verunsicherten Kunden vielleicht auch attraktive Leistungspakete mit Zusatznutzen entwickeln. Mit Feuereifer.
Verrückt, wenn’s stimmt
Zuerst wird kräftig investiert – dann heizt man völlig ungeniert. Auf diese Erkenntnis kann man sich nur schwer einen vernünftigen Reim machen: Untersuchungen sollen jetzt ergeben haben, dass umso weniger auf den Energieverbrauch und dessen Kosten geachtet wird, je mehr und besser man gedämmt hat. Da würden, so war zu lesen, Heizungen bis zum Anschlag hochgefahren – man hat ja schließlich umweltbewusst gedämmt – und wenn’s zu warm ist, die Fenster aufgerissen. „Wird ja sofort wieder warm, wir haben ja gut gedämmt“ heiße es dann. Wäre schon verrückt, wenn’s stimmt.
Eierköpfe
Vielleicht was für die Betonsanierer unserer vielen maroden Brücken: Wissenschaftler haben jetzt bestätigt, dass man beim Bau der Prager Karlsbrücke dem Mörtel tatsächlich Milch und Eier beigemischt hat, um ihn härter zu machen und das Abbinden zu verzögern, damit man die Steine länger ausrichten konnte. Die Überlieferung, dass Karl der IV seine Untertanen aufgerufen habe für den Brückenbau massenhaft Eier zu spenden, ist demnach keine Legende. Die Brücke hält übrigens seit rund 700 Jahren. Die Baumeister und Handwerker von damals waren halt auch Eierköpfe.
Unleserlich
Einstens ging man zur Schule, um Lesen und Schreiben zu lernen. Jetzt wollen ausgerechnet die Grundschullehrer die Schreibschrift durch eine der Druckschrift ähnliche Grundschrift ersetzen. Der Grund: Die Schüler können nicht mehr leserlich schreiben. Auch neunzig Prozent der Lehrer an weiterführenden Schulen bestätigen nach einer Umfrage, dass die jungen Leute oft ihre eigenen Aufzeichnungen nicht lesen können.
Schmutzige Hände
„Dort geht ein Mann mit schmutzigen Händen und in Arbeitskleidung. Der verdient bestimmt viel Geld.“ Der frühere Vizepräsident unseres Hauptverbandes, Willi Riedel, hat das oft gesagt und damit die Folgen des Facharbeitermangels und die Chancen für gute Handwerker prognostiziert. Längst ist es soweit: Immer mehr junge Leute wollen studieren, obwohl der Deutsche Philologenverband den Wert des Abiturs gemindert sieht, wenn über die Hälfte eines Jahrgangs die Reifeprüfung macht. Wer dann das Studium nur mäßig abschließt, findet kaum einen gut bezahlten Job. Schon jetzt bekommt mancher Handwerker in der Lehrzeit so viel wie ein Lehramtskandidat. Warum auch nicht?
Das Blaue vom Himmel
Die Welt ist voller Farben – aber wem gehören sie? Wer glaubt, man könne sich einfach eine aussuchen und für seine Firma oder ein Produkt verwenden, ist blauäugig. Während einige behaupten, andere bestreiten, der Künstler Yves Klein habe sein International-Klein-Blau (IKB) patentieren lassen, will Beiersdorf jetzt gerichtlich durchsetzen, dass ein Wettbewerber das Blau der Nivea-Dosen nicht verwenden darf. Möglicherweise geht die Sache bis zum Europäischen Gerichtshof. Der hat früher schon entschieden, dass das Sparkassen-Rot als typisches Kennzeichen den Sparkassen gehört. Unsere drei Malerfarben sind also schon weg. Hoffentlich nutzen bei der Okkupation von Farben nicht noch mehr den Rechtsweg als Blaupause. Sonst bleibt uns am Ende nur noch das Blaue vom Himmel.
Aufs Tapet gebracht
Eigentlich wollte Sabine Ochs Grafik-Designerin werden und vor Ausbildungsbeginn im Malerbetrieb Hembus bei Hans Moosbrugger nur mal ein bisschen reinschnuppern. Aber dort erkannte man schnell ihr zeichnerisches Talent, ermunterte sie, in dem Frankfurter Traditionsbetrieb eine Malerlehre zu machen und brachte dabei gleich die Nachfolge in der Tapetenwerkstatt aufs Tapet. So wurde sie Tapetenrestauratorin und -druckerin, vielleicht die beste dieses kreativen Fachs. Arbeiten in Schlössern gehen ihr genau so gekonnt von der Hand wie die Ausstattung von historischen Filmen. In einer großen Tageszeitung konnte man lesen, dass ihr Wände mit Raufaser ein Gräuel seien, und wer sie als Hintergrund für Bilder verteidige, nur nicht richtig nach der passenden Tapete gesucht habe. So wie ich. Deshalb würde sie mir sicher gerne „eine kleben“.
Sind die Phones noch smart?
Ist es wirklich smart sich von den Phones überall und zu jeder Zeit überfallen zu lassen. „Kein Blick in den elektronischen Briefkasten zu Randzeiten“ wird immer häufiger empfohlen. Die amerikanische Zeitmanagement-Beraterin Julie Morgenstern empfiehlt sogar, auf keinen Fall schon frühmorgens auf E-Mails zu antworten. Man solle den Tag aktiv, statt mit einer Reaktion beginnen und deshalb zu Arbeitsbeginn erst die schwierigen Aufgaben erledigen. Die Konzentration darauf sei höher, wenn man vorher noch keine Mails gelesen habe. Wenn man überlegt, was man zu Tagesbeginn oft schon an blutdrucksteigernden Nachrichten hat, ist nachvollziehbar, dass man anschließend für konzentrierte Arbeit nichts mehr auf dem Kasten hat.
Jeden Tag Urlaub
Viele Erfolgreiche arbeiten gern – und vielleicht deshalb so gut. Dazu sagte jetzt der Star-Architekt Massimiliano Fuksas in einem Magazin auf die Frage, wo er seinen schönsten Urlaub verbracht habe: „Mein ganzes Leben ist Urlaub. Ich arbeite jeden Tag, und ich habe auch jeden Tag Urlaub, da gibt es keinen Unterschied.

PRAXISPLUS

Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
60388 Frankfurt/Main
Tel.: (06109) 34208
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