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Marktchance Schimmel

Betrieb & Markt
Marktchance Schimmel

Schimmelpilze werden immer häufiger zu Problemen in Wohnräumen. Für den Maler bietet die professionelle Schimmelpilzbeseitigung ein Umsatz- und Ertragspotenzial.

Gunter Hankammer

Schimmelpilze in Gebäuden werden häufig zum Streitgegenstand in Mietrechts-Angelegenheiten. Der fachgerechten und nachhaltigen Beseitigung eines Befalls kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Für Unternehmen, die ihr Leistungsspektrum erweitern möchten und außerdem bereit sind, sich zu spezialisieren, bietet sich ein interessantes Aufgabengebiet.
Schimmelpilzschäden
Als Ergebnis umfangreicher Untersuchungen wurde herausgestellt, dass etwa zwei Drittel der Fälle, in denen Feuchtigkeitsschäden entstanden sind, und ebenfalls etwa zwei Drittel der Fälle, in denen ein Schimmelpilzbefall angetroffen wurde, lüftungsrelevant waren.
Überträgt man diese repräsentativen Untersuchungen auf die Gesamtanzahl der im bundesdeutschen Bestand vorhandenen knapp 39 Millionen Wohnungen, dürften etwa 3,6 Millionen Wohnungen von Schimmelpilzproblemen betroffen sein. Der Anteil der Altbauten im Bestand überwiegt, wie die Zahlen des statistischen Bundesamtes belegen.
Fachgerechte Beseitigung
Die fachgerechte Beseitigung eines Schimmelpilzbefalls fängt mit der Erfassung des Schadens nach Ausmaß und Wirkung an und schließt ab mit der Freigabe zur Nutzung.
Eine Patentmaßnahme, die bei allen Baustoffen und für alle Inventargegenstände gleichermaßen gut funktioniert, gibt es bisher nicht. Je nach Material und Oberflächenbeschaffenheit haben sich verschiedene Verfahren bewährt. Schon bei der Beseitigung kleinerer Schimmelpilzvorkommen muss neben anderen erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen die persönliche Schutzausrüstung angelegt werden: Schutzbrille, geeignete Arbeitshandschuhe, Einweg-Overall und ein Feinstaubmundschutz.
Sofortmaßnahmen
Wenn mit einer maßgeblichen Freisetzung von Sporen zu rechnen ist, müssen die Befallsflächen von der Umgebung getrennt werden, z.B. dann, wenn größere Befallsflächen zur Raumluft hin frei liegen oder wenn der Befall beim Ausbau von Bauteilen verschleppt werden könnte. Hierzu können luftdichte Staubwände erstellt oder die Befallsflächen mit geeigneten Anstrichmitteln versehen werden, um eine Staub bin-dende Wirkung zu erzielen. Selbstverständlich sind auch Sofortmaßnahmen immer mit geeigneter Schutzausrüstung durchzuführen. Als Sofortmaßnahme gilt auch die Verlegung von gefährdeten Personen aus den belasteten Bereichen.
Je nach der Oberflächenbeschaffenheit gibt es für die unterschiedlichen Baustoffe verschiedene, beispielhafte Vorgehensweisen.
Befallene Tapeten
Schimmelpilze lassen sich in der Regel nicht von Tapeten entfernen. Tapeten sind daher grundsätzlich abzulösen und zu entsorgen. Da sich die Papieroberfläche von Gipskartonplatten ähnlich wie Tapetenmaterial verhält, ist eine Dekontamination in der Regel nicht erfolgreich. Die Gipskartonplatten müssen daher etwa 30 cm über den Chromatografierand (Zone des sichtbaren Befalls) hinaus ausgebaut und entsorgt werden.
Befallene Putzflächen
Da die Untersuchung von Putzproben auf Schimmelpilzbefall in der Regel sehr aufwändig und kostspielig ist, bietet sich insbesondere bei einem flächig begrenzten Befall in der Regel eher eine Putzerneuerung an.
Unter Beachtung der Sorgfaltspflicht kann eine Behandlung zum Beispiel von Putz- oder Mauerwerksflächen mit offener Flamme erfolgen. Hierbei werden die vegetativen Systeme der Schimmelpilze wie Myzel und Konidienträger in der Regel restlos zerstört.
Alle nicht brennbaren Materialien sollten dabei mit einem Brenner oder mit einem Heißluftföhn stark erhitzt werden.
Chemische Reinigung
Alle glatten Oberflächen können chemisch gereinigt werden. Zur Beseitigung eines Befalls auf dekontaminationsfähigen Flächen wie Glas, Metall, Keramik, Lackflächen kann Wasserstoffperoxid (H2O2) in einer Konzentration von 5 bis 15 Prozent eingesetzt werden, was in der Regel zu einer Zerstörung der Hyphen (wurzelgeflechtähnliche Versorgungsstränge der Schimmelpilze) führt. In verschiedenen handelsüblichen Produkten für die Schimmelpilzbekämpfung ist Wasserstoffperoxid bereits in unterschiedlichen Konzentrationen enthalten.
Desinfektion und Feinreinigung
Zum Desinfizieren von nicht besiedelten, aber kontaminierten Untergründen eignet sich z.B. 80-prozentiger Ethanol (C2H5OH, Ethylalkohol) oder 2-Propanol (C3H8O, früher: Isopropanol, Isopropylalkohol) bei feuchten Flächen und 70-prozentiger Konzentration bei trockenen Flächen. Auf Grund der Explosionsgefahr ist selbst bei der Behandlung kleinerer Flächen mit besonderer Sorgfalt vorzugehen. Kleinere befallene Flächen (< 0,5 m2) können nach Abtrocknung unter Beachtung des persönlichen Schutzes mit einem Staubsauger abgesaugt werden. Wichtig ist die Ausrüstung des Saugers mit einem Feinstaubfilter (HEPA-Filter), damit die aufgenommenen Sporen nicht aus dem Staubbeutel entweichen können. Moderne Geräte lassen sich entsprechend ausrüsten.
Erfolgskontrolle
Nach einer Schimmelpilz-Sanierung kann eine Erfolgskontrolle anhand von Luftmessungen, von Staub- und Materialprobenuntersuchungen oder anhand von Abklatsch- oder Folienkontaktproben durchgeführt werden. Eine Sanierung wird niemals dazu führen, dass anschließend eine vollständige Schimmelpilzfreiheit innerhalb der Räumlichkeiten besteht. Sie kann lediglich dazu dienen, die allgemein üblichen Belastungen, die in normalen Räumlichkeiten grundsätzlich vorherrschen, wiederzuerlangen.
Weiterbildung notwendig
Erhebliche Bedeutung kommt der fachgerechten Beseitigung des Schimmelpilzbefalls zu, die sich nicht als Symptombeseitigung auf die Oberfläche beschränken darf, sondern zunächst als Ursachenbeseitigung angegangen werden muss. Wer als Unternehmer nicht wegen einer misslungenen Schimmelpilzsanierung in Regress genommen werden möchte, wird sich über die von offizieller Seite herausgegebenen aktuellen Leitfäden informieren, sich weiterbilden lassen und spezialisieren. Hinweise zur fachgerechten Beseitigung finden sich in dem neuen Fachbuch: „Sanierung von Feuchte- und Schimmelpilzschäden“ (Verlag Rudolf Müller, 59 Euro). Hinweise gibt auch der seit 2004 aktive Bundesverband Schimmelpilzsanierung e.V. (BSS) unter www.Schimmelpilz.tv. Der Verband wurde als Plattform für Experten verschiedener Fachrichtungen gegründet, um den fachlichen Austausch zu fördern, Sanierungsverfahren zu standardisieren und um eine bundeseinheitliche Weiterbildung und Zertifizierung umzusetzen.

In drei Schritten zum Erfolg
Die Sanierung von schimmelbefallenen Untergründen sollte auf Grund der gesundheitlichen Gefahren, die vom Schimmelpilz ausgehen können, ausschließlich durch den Fachmann und unter Beachtung der Arbeitsschutzmaßnahmen erfolgen.
Langfristig hat sich eine Sanierung in drei Schritten als zuverlässig erwiesen. Im ersten Schritt erfolgt die oberflächliche Entfernung des Schimmels. Hierbei hat sich die Reinigung mit Wasser unter Zugabe eines keimfreien Reinigers bewährt. Keinesfalls sollte der Schimmel in trockenem Zustand abgekratzt werden, weil sonst die Räume durch Sporenflug zusätzlich belastet würden. Die Reinigung allein ist jedoch nicht ausreichend. Es ist wichtig, das Wachstum des Pilzmyzels im Untergrund zu stoppen. Hierfür gibt es Antipilz-Lösungen auf der Basis von quaternären Ammoniumverbindungen, die toxikologisch unbedenklich sind und das Wachstum des Myzels im Untergrund stoppen.
Der abschließende Anstrich mit einer Schimmelschutzfarbe wirkt vorbeugend gegen erneuten Schimmelbefall. Bei der Auswahl der Farbe sollte darauf geachtet werden, dass es sich um einen hochwertigen, nicht quellbaren, dampfdiffusionsfähigen Anstrich auf Reinacrylatbasis handelt. Nach aktuellen europäischen Richtlinien sind die enthaltenen fungiziden Wirkstoffe vom Farbenhersteller anzugeben, so dass der Verarbeiter heutzutage über die verwendeten Wirkstoffe informiert ist.
Die Industrie bietet Malern geeignete Materialien und das Wissen für die fachgerechte Beseitigung von Schimmelbefall an.
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