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Mehr machen!

Unverdünnt aufgetragen mit Werner Schledt
Mehr machen!

Mehr machen!
Werner Schledt
Wenn Leser von sich hören lassen, zeigt das, dass man sie mit einem Artikel oder einer Anregung erreicht hat. Damit ist freilich noch nichts erreicht. Deshalb würde ich mir statt freundlichem Echo mehr Erfolgsmeldungen wünschen. Zum Beispiel eine über die Umsetzung der im Januar an dieser Stelle vorgeschlagenen Senioren-Farbgebung oder über die angeregte Konzeption von Ensemble-Farbgestaltungen durch eine Innung. Auch eine Nachricht über das von mir angerichtete und „vorgekaute“ Farb-Essen mit Kunden würde vielleicht auch anderen Kollegen Appetit auf mehr machen. Also: Mehr machen!
Nase im Wind
Ikea ist trendig und zeigt wo’s daheim langgeht. Das Möbelhaus hat jetzt weltweit in zwölf Städten 12 000 Menschen gefragt, was ihr Zuhause ausmacht. Überraschendes Ergebnis: der unverwechselbare Duft. 40 Prozent der Befragten nannten ihren persönlichen „Stallgeruch“ heimelig. Erst deutlich danach folgten Licht und guter Geschmack. Kein Wunder, dass Duft in Designerschulen schon als Mittel der Raumgestaltung gelehrt wird und große Hotels und Hochhäuser inzwischen über die Klimaanlagen unterschiedliche Gerüche für Lobby, Schwimmbäder und Fitnesscenter verbreiten. Stinknormal also, dass in Reisebüros potenzielle Kunden länger verweilen und schließlich „der Nase nach“ buchen, wenn die Luft dort schon nach Sonnencreme und Urlaub duftet. Vielleicht hat ja auch schon der eine oder andere Maler den Braten gerochen und bietet Kunden, die gerne die Nase vorn haben, exquisite Farbgestaltung mit individuellen Duftnoten an. Wäre doch eine dufte Sache!
Politkarriere mit Malerlehre
Im Zusammenhang mit der Wiederwahl des Malermeisters Hans Peter Wollseifer zum Präsidenten des ZDH, der mit neuen Ideen und erfolgversprechenden Aktivitäten um bildungsstarke junge Leute für das Handwerk wirbt und unverdrossen die fatalen Folgen der Deregulierung aufzeigt, fielen mir lebhafte Gespräche mit Dr. Helmut Senft, einem meiner Vorgänger bei unserem Bundesverband, ein. Er begründete die Tatsache, dass Maler vergleichsweise oft auch politisch erfolgreich sind. Sie stellen den ZDH-Präsidenten ja nicht zum ersten Mal, hatten u. a. in dem Landtagsabgeordneten Arnold Spruck einen hervorragenden Präsidenten des hessischen Handwerks und mit Alfred Schmidt aus Kassel einen erfolgreichen Wirtschaftsminister damit, dass Maler als „ambulante Handwerker“ durch ihre dauernden Kontakte mit unterschiedlichen Menschen nicht nur zwangsläufig ihren Horizont erweiterten, sondern auch dadurch kommunikativ und kompromissbereit seien. Diese Chancen böten sich den reinen „Werkstatthäusigen“, wie z. B. auch unseren Fahrzeuglackierern, nicht. Mit Malerlehre zur Politkarriere. Ein interessanter Gedanke. Hoffentlich bestätigt er sich noch oft.
Auf Halde gelegt
Die Bundesregierung hat die vom Handwerk heftig kritisierte EU-Verordnung, nach der brandschutzmittelhaltiges Polystyrol als gefährlicher Abfall eingestuft wurde, was zu enormen Problemen und Kostensteigerungen, teilweise um das Zwanzigfache, geführt hat, für ein Jahr ausgesetzt. Wenn es bis dahin keine Umsetzungshilfe für die Betroffenen gibt, gehört dieses Gesetz als Müll entsorgt.
Ungesund
Der Zusammenhang zwischen niedriger Arbeitslosigkeit und hohem Krankenstand ist offensichtlich: In 2015 gab es pro Arbeitnehmer durchschnittlich 15,2 Krankheitstage. Die Gesamtanzahl stieg gegenüber dem Vorjahr um 44 auf 600 Millionen. Am ungesundesten waren die Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung. Dort holt man sich am ehesten was. Gleichwohl bleibt der Drang in den öffentlichen Dienst ansteckend. Immer mehr junge Menschen zieht es dorthin. Gesund ist auch das nicht.
Mindestens Mindestlohn
Wenn vom Mindestlohn die Rede ist, haben alle die gesetzlichen 8,50 Euro im Kopf – die inzwischen auch erhöht wurden. Von den Branchen-Mindestlöhnen redet dagegen kaum einer. Der für die Malergesellen beträgt 13,10 Euro und Ungelernte kriegen ab Mai 10,35 Euro. Mindestens.
Fast Nacht
Mit Schreiben und Rechnen sieht’s bei immer mehr jungen Menschen zappenduster aus. Fast Nacht. Wie man liest, lernen sie an einigen Schulen das Schreiben jetzt nach Gehör. Das mag mittlerweile für manches Studium reichen – für eine Prüfung im Handwerk dagegen kaum.
Mittel statt Titel
Die ehemaligen Werkkunstschulen – sie wurden leider in den späten Sechzigern in Fachhochschulen überführt – boten kreativen Handwerksgesellen Gelegenheit zum Studium. So wurden aus begabten Schreinern hervorragende Innenarchitekten, aus gelernten Schneiderinnen fantastische Modeschöpferinnen und aus vielen Malern namhafte Künstler. Einige aus der Werkkunstschule Wiesbaden, die jetzt in einer großen Ausstellung an ihre Erfolge als Talentschmiede erinnert, brachten es zu internationalem Rang. Die Werkkunstschulen verstanden sich als Nachfolger des Bauhauses. Wie dort ging es vor allem um die Steigerung handwerklicher Fertigkeiten durch den Einsatz künstlerischer Mittel – nicht um Titel. (Die erwarben wir durch Nachgraduierung erst später.)
Kratzputz ist Kulturerbe
Der sog. „hessische Kratzputz“, eine fast fünfhundert Jahre alte Technik, mit der Fachwerkfassaden ornamental verziert wurden, ist jüngst von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt worden. Mit dieser Auszeichnung können alle hessischen Maler und Stuckateure jetzt mächtig auf den Putz hauen – den ausgezeichneten Putz machen freilich nur noch wenige.
UniMal probieren
UniMal, die Weiterbildungseinrichtung der Verbände Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, bietet auch in diesem Winter wieder viele gute Seminare an. Wenn ich für diesen Monat noch eines davon besonders herausheben und empfehlen sollte, wäre es das Structogramm-Training. Es hat mir seinerzeit viel genutzt – und tut es bis heute.

praxisplus
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
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Tel.: (06109) 34208
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