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Närrische Nachrichten

Betrieb & Markt Unverdünnt aufgetragen
Närrische Nachrichten

Narretei gibt’s nicht nur zur Fastnachtszeit. Diese närrische Nachricht ging kürzlich um die ganze Welt: Sekunden, nachdem ein Bild des Streetart-Malers Banksy bei einer Auktion von Sotheby’s in London einem Bieter für 1,2 Millionen Euro zugeschlagen war, rutschte es aus dem Rahmen und schredderte sich selbst. Man geht davon aus, dass der Kunststar anonym im Publikum saß und den Vorgang selbst auslöste, vielleicht, um der versnobten Kunstwelt einen Narrenspiegel vorzuhalten.

Dass man diesen Streich so modifizieren kann, dass bei Kunden, die nicht zahlen, auf Knopfdruck die neuen Tapeten von den Wänden fallen und der Lack wieder abplatzt (Was hin und wieder Maler auch schon ohne Absicht fertiggebracht haben), ist natürlich ein Faschingsscherz. Zeitlose Narretei dagegen bleibt, dass sich der Wert des zerstörten Bildes inzwischen vervielfacht hat.

An Mängeln kein Mangel

Leider nicht zum Lachen: Die Zahl der Schäden hat sich zwischen 2009 und 2016 fast verdoppelt. Zu den bekannten Ursachen – die Abschaffung der Meisterpflicht für einige Berufe ist nur eine davon – zählt, wie jetzt die Bundesingenieurkammer geäußert hat, der Mangel an Bauingenieuren. Statt Mode-Studiengänge mit dicken Namen und dünnen Inhalten brauche man breit aufgestellte Studiengänge. Vielleicht statt akademischer Ausbildung zum närrisch werden wieder Bauingenieure mit Maurerlehre?

Mehr als 20 000 Bauvorschriften

„Wenn man alle Gesetze studieren wollte, so hätte man gar keine Zeit, sie zu übertreten!“ Das Goethe-Zitat fiel mir spontan ein, als ich dieser Tage las, dass es in Deutschland mehr als 20 000 Bauvorschriften gibt. Das ist kein Scherz, aber lachhaft. Aus aktuellem Anlass darauf hingewiesen hat jetzt der Verband der Immobilienwirtschaft. Der hat nämlich Vorschläge gemacht, wie man billiger bauen könnte. Dazu gehört z. B., dass Kommunen an Investoren Grundstücke verkaufen, die diese bebauen und die fertigen Wohnungen ohne Gewinn an die Kommunen zurückgeben, um zu beweisen, dass günstigeres Bauen möglich ist. Dazu müssen freilich die Städte und Gemeinden ihre Spielräume nutzen und auch Auflagen verändern, z. B., in Großstädten die Stellplatzpflicht für 1,5 Autos pro Wohnung. Zu verkürzen wäre auch die Zeit von mehr als einem Jahr zwischen Planung und Bauantrag und Baugenehmigung, die mit dazu beitrage, dass die Fertigstellung von Wohngebäuden bei uns inzwischen fast drei Jahre betrage und die Baukosten um 45 Prozent gestiegen seien. Die Politiker sehen die Vorschläge zunächst einmal skeptisch, tun sie aber hoffentlich nicht als Büttenrede ab – in denen steckt nämlich immer auch Wahrheit. Es wird Kraft und Kreativität kosten, die Kommunen zum „Übertreten“ zu überreden – und dauern.

Karnevalesker Kokolores

Die unterschiedlichen staatlichen Angebote für Sozialleistungen, inzwischen 160 an der Zahl, sind auch so ein karnevalesker Kokolores und für viele ein undurchdringlicher Dschungel, in dem es freilich auch Camps gibt, in denen sich einige ganz gut eingerichtet haben. Das hat jetzt auch der Städte- und Gemeindetag kritisiert und sich gegen eine zunehmende „Vollkasko-Mentalität“ ausgesprochen, der zufolge viele meinen, der Staat sei für die Behebung aller individuellen finanziellen Schwierigkeiten zuständig. Nur Narren glauben, man könne alle Probleme mit Zusagen von mehr Moneten und mehr Manpower lösen. Der Steuerzahler kann das auf Dauer nämlich nicht aufbringen – und reagiert dann aufgebracht.

Frühstückspause als Fremdensitzung

Schon bald soll auch für Menschen aus Ländern, die nicht der EU angehören, die Suche nach einem Job in Deutschland erleichtert werden, wenn sie eine Qualifikation und Sprachkenntnisse nachweisen. Das sehen zwei Gesetze vor, die ab 2020 gelten sollen. An Details wird noch gefeilt. Da Fachkräfte dringend gebraucht werden, könnten die Regelungen erfolgversprechend sein – gesetzt den Fall, das Parlament bringt sie nicht zu Fall. Bald also Frühstückspausen als Fremdensitzung – warum eigentlich nicht?

Hessen ausgezeichnet

Auch von mir an dieser Stelle ein Tusch und eine herzliche Gratulation an Jessica Jörges, die Bundessiegerin im Leistungswettbewerb wurde. Sie kommt aus einer erfolgreichen Malerfamilie. Ich weiß das, weil ich schon mit ihrem Großvater in der Berufsschule in einer Bank gesessen habe. Mit derselben Begeisterung habe ich auch gelesen, dass Haico Böhmer für ein von ihm entwickeltes Verfahren gegen Schimmelbefall, das schon patentiert ist, mit dem Murjahn-Förderpreis ausgezeichnet wurde. Dazu durfte ich auch seinem Vater, mit dem ich in seiner Zeit als Landesinnungsmeister eng zusammengearbeitet habe, beglückwünschen. Hessen ausgezeichnet – das hat mich närrisch gefreut.


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


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