Die Post, in Wiehl früher das erste Haus am Platz, war in die Jahre gekommen. Viele Bereiche des Hotels waren renovierungsbedürftig, das Konzept nicht mehr zeitgemäß. Zum Hotel gehört auch die Ausflugsgaststätte Holsteins Mühle im Nachbarort. Hier stellte sich der Zustand ganz ähnlich dar. Christina Cramer, eine Tochter der Brauereifamilie Warsteiner, erwarb beide Objekte und gründete gemeinsam mit dem Kölner Hotelier Christoph Koch eine Betreibergesellschaft, um Post und Mühle zu reaktivieren. In den vergangenen zwei Jahren wurden Post und Mühle mit neuem Gestaltungskonzept für den Neustart fit gemacht.
Der Wiehler Malermeister Eric Stranzenbach kam laut eigener Aussage eher zufällig dazu, an beiden Projekten mitzuwirken. Ein ortsansässiger Raumausstatter kam auf ihn zu und fragte an, ob der Malerbetrieb Stranzenbach die Anstricharbeiten im Rezeptionsbereich des Restaurants durchführen könnte und welche Farben hier geeignet seien. Eric Stranzenbach erläutert: „Beim Ortstermin habe ich zu dem Kollegen gesagt, ich sehe hier keine Farbe, ich sehe hier einen Kalkputz. Und um zu verdeutlichen, warum ich einen Kalkputz wählen würde, bin ich in die Werkstatt gefahren, habe Probeflächen erstellt und bin mit den Mustern wiedergekommen. Dann wurde hin und her überlegt. Klar gibt es Mehrkosten im Vergleich zu einem Anstrich. Der Mehrnutzen war es der Bauherrin aber dann wert und so durften wir dann Frescolori-Putz aufbringen.“ Nachdem die Bauherrin den neu gestalteten Eingangsbereich gesehen hatte und mit dem Ergebnis zufrieden war, vergab sie Folgeaufträge an Stranzenbach, erst für weitere Bereiche des Restaurants, dann für die Toilettenbereiche. Später kam noch die Gestaltung des Frühstücksraums und des Veranstaltungsraums dazu. Bei den Arbeiten kamen überwiegend hochwertige Kalk- und Lehmputze zum Einsatz, allerdings aus Kostengründen nicht überall. In den Gebäudeteilen, die nicht komplett saniert werden sollten, hat der Maler das neue Farbkonzept übernommen und Wände und Decken mit Innenfarben an das neue Gastronomiekonzept angepasst. In den Toiletten installierte Stranzenbach zusätzlich auch Spanndecken. „Hier wählten wir natürlich matte Oberflächen, damit keine Spiegelungen auftreten und die Privatsphäre gewahrt ist.“
Alte Mühle – neuer Rost
Mit Kalk- und Lehmputz konnten er und sein Team auch in Holsteins Mühle ihr Können zeigen. Die historische Technik in der ehemaligen Wassermühle, die immer schon ein beliebtes Ausflugsziel, bot die Basis für einen großzügigen Einsatz von Rostoptik. Das Stranzenbach-Team überarbeitete nicht nur die schmiedeeisernen Maschinenelemente aus dem 19. Jahrhundert. Die Blechrohre der modernen Lüftungsanlage erhielten ebenfalls eine Beschichtung. Viel Handarbeit erforderte die Renovierung des Fachwerks. Alle Hölzer wurden abgeschliffen und erhielten anschließend einen passenden Neuanstrich. Das Ergebnis überzeugt: Alte und neue Technik erscheinen nach Abschluss der Arbeiten wie aus einem Guss. Zusammen mit den gewählten warmen Farbtönen aus dem Grau- und Erdtonspektrum hat das Projektteam eine moderne und gemütliche Atmosphäre in historischem Kontext geschaffen. Die neutralwarmen Farbtöne ermöglichen es dem Betreiber außerdem, die Dekoration der Räume der Jahreszeit entsprechend anzupassen.
Auf Kernkompetenzen gesetzt
In seinem Showroom in der Nähe des Bahnhofs in Wiehl stellt Eric Stranzenbach der Malerblatt-Redaktion seine Spezialgebiete vor. Als er den von seinem Vater 1963 gegründeten Betrieb 2004 von demselben übernahm, war ihm klar, dass er einiges anders machen musste, wenn er zukunftsfähig bleiben wollte. Er experimentierte schon damals gerne mit Lehm- und Kalkputzen und -farben und hatte sich bereits Expertise in der Erstellung von Spanndecken erarbeitet. Mit diesen beiden Standbeinen wollte er sich im Privatkundensegment positionieren. In Wiehl selber gibt es nur vier Wettbewerber, aber dafür einige mehr in der näheren Umgebung, darunter auch größere Betriebe. Wer als mittelständischer Betrieb am Markt bestehen will, muss sich leistungsfähig erhalten. Daher ist das Thema Weiterbildung im Unternehmenskonzept fest verankert. „Und nicht nur für den Chef“, wie seine Partnerin Barbara Ceska hinzufügt.
Eric Stranzenbach, selber Betriebswirt des Handwerks und vereidigter und bestellter Sachverständiger für das Handwerk, beschäftigt zur Zeit neun Mitarbeiter, davon sechs Gesellen und drei Auszubildende. Er fügt hinzu: „Meine Mitarbeiter sollten mindestens alle zwei Jahre eine Weiterbildung machen. Und eine Schulung kann auch ruhig etwas kosten.“
Miralem Tahirovic beispielsweise, er absolviert gerade das dritte Lehrjahr, hat gerade den Lehrgang „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“ erfolgreich abgeschlossen. Von den sechs GesellInnen im Betrieb Stranzenbach haben sich einige auf Lehmputze spezialisiert, andere auf Spanndecken und besuchen regelmäßig die Seminare der Hersteller. „Damit die Qualität stimmt, gehen sie erst ein halbes Jahr mit, bevor sie selbstständig eine Decke installieren“, so Stranzenbach. Den richtigen Eindruck beim Kunden zu hinterlassen, ist ihm und seiner Lebensgefährtin ganz wichtig. Die beiden engagieren sich auch in sozialen Projekten, zum Beispiel in einem Workcamp für Mädchen oder am Projekt „Macht Grün“. Diese vom Bund geförderte Aktion soll Jugendliche an ökologische Berufe heranführen. Eine Gesellin baute hierfür gemeinsam mit den Teilnehmern ein Floß und bemalte die Segel. Dann stieß man auf der nahegelegenen Aggertalsperre in See. Im Hotel zur Post und in Holsteins Mühle stehen schon die nächsten Folgeaufträge an. Zum einen soll die Hotelrezeption saniert werden, die Mühle wird um eine Eventscheune erweitert. Das bedeutet noch viel Raum für Kalk, Lehm und Rost für das Team von Eric Stranzenbach.
PraxisPlus
Verwendete Produkte:
Kalkputz: Frescolori
Lehmputz: Lesando
Spanndecken: Ciling
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