Er rief von unterwegs an. Er käme heute nicht mehr. Er würde es nicht schaffen, das mit dem Aufmessen. Morgen vielleicht, heute nicht. “Wieso?“, fragte ich. Sein Sohn (13) sei vom Auto angefahren worden, er müsse etliches klären, mit der Polizei und so. Und auch ins Krankenhaus müsse er. „Ooohh?! Was für eine bedauerliche Angelegenheit.“ Mir war flau im Magen und meiner Frau auch, als ich ihr gleich berichtete, welches Leid dem Klempnermeister Finke widerfahren war. Um 14 Uhr kam unser Sohn Benjamin (12) aus der Schule. Abgesehen davon, dass Buletten sein Liebstes sind, quietsche er heute aus anderem Anlass vor Vergnügen. „Stellt euch vor, was dem Sanitär Finke passiert ist.“ Ich nickte traurig: „Ja, wir wissen es schon, ganz schlimm…“ Benni biss in die Bulette: „Ich find’s echt geil. Der Obermonteur vom Finke, der hat voll ‘ne Gasleitung angebohrt. Die Polizei hat die ganze Hubertusstraße evakuiert und die Feuer- wehr ist mit acht Autos da.“ – „Aha?“ fragte ich: „Ich denke sein Sohn ist verletzt?“ – „Nö, wieso?“ Finke junior? Der sei voll intakt. Der habe heute ‘ne Vier in Mathe kassiert, mehr nicht. Und am Nachmittag treffe man sich beim Volleyball. „Ach, der geht in deine Klasse?“ Benni nickte. Meine Frau zog die Brauen hoch und reichte mir die Gelben Seiten. „Is’ was?“, fragte Benjamin. „Nö“, sagte ich, „alles voll intakt.“
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