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Wissen und Erfahrung

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Wissen und Erfahrung

Farbe wird das große Thema unseres Jahrhunderts werden. Das Malerblatt interviewte dazu Roland Aull und Klaus Halmburger vom Institut Farbe.Design.Therapie.

Seit wann gibt es das Institut Farbe.Design.Therapie? Roland Aull: Formal gesehen und dem Namen nach seit 2005, doch eigentlich beschäftigt mich die Frage, was Farbe ist und wie sie auf den Menschen wirkt, schon seit meinem Farb-Design-Studium. Ich wollte schon vor 20 Jahren erfahren, was die klassischen Naturwissenschaften über Licht und Farbe wissen. Gleichzeitig war mein Anliegen, dieses Know-how für die praktische Gestaltungsarbeit anwendbar zu machen. Eine Gestaltung allein nach subjektivem Empfinden erschien mir schon damals als nicht ausreichend.

Mit welcher Zielsetzung wurde das Institut gegründet? Roland Aull: In meiner beruflichen Praxis ist mir immer wieder deutlich geworden, dass Gestalter selten die wirklichen Bedürfnisse der Nutzer ernst nehmen. Das ist einer der Gründe, weshalb beispielsweise Krankenhäuser häufig genauso aussehen wie Kindergärten oder Altenheime. Meines Erachtens gibt es zwei große Bereiche, bei denen wir als Maler und Gestalter unterversorgt sind: Konkretes Wissen über die faktische Wirkung von Licht und Farbe und die gestalterisch konsequente Anwendung dieses Farb-Know-hows in der Praxis. Als Institut sehen wir die Aufgabe, dieses Wissen weltweit zu recherchieren, zu dokumentieren und allen Interessierten Hilfestellung für die Umsetzung in die Praxis zu geben.
Warum ist gerade „Farbe und Gesundheit“ das übergreifende Thema Ihrer Aktivitäten? Klaus Halmburger: Licht- und Farbwirkungen werden in der Wissenschaft unter standardisierten und kontrollierten Bedingungen untersucht, in der gestalterischen Praxis gibt es aber meist ganz andere Umstände, die mit den Laboruntersuchungen der Wissenschaft wenig zu tun haben. Rezeptartige Aussagen sind zwar beliebt, aber in der Regel eben auch falsch. Betrachtet man den Menschen jedoch als Ganzes, und untersucht, wie Licht und Farben auf seinen Gesundheitszustand wirken, kommt man zu ganz erstaunlichen Beobachtungen. Definierte Lichtfrequenzen und Farblichtkombinationen können beispielsweise bestimmte Erkrankungen heilen. Ein anderes Phänomen ist, dass Menschen, die eine bestimmte Krankheit haben, immer wieder die gleichen Farben aussuchen, wenn sie wählen dürfen. Das gleiche gilt beispielsweise auch für ältere Menschen. Die Qualität einer Farbgestaltung hat daher immer etwas mit der gegenwärtigen Situation des Menschen zu tun, und zwar mit der des Entwerfers ebenso wie mit der des Nutzers. Roland Aull: Farbgestaltung allein nach ästhetischen Gesichtspunkten greift einfach zu kurz. Sobald man jedoch die Nutzer in die gestalterischen Überlegungen einbezieht, kommen alle wesentlichen Merkmale der Farbe zum Tragen. Farbwahrnehmung ist eben nicht nur ein visuell-sinnliches Erlebnis, sondern auch ein organisch-ganzheitliches Verarbeiten von Licht- und Farbfrequenzen im Gesamtsystem Mensch. Ein Mensch wird nicht gesund bleiben, wenn man ihm auf Dauer bestimmte Licht- und Farbfrequenzen vorenthält. Analog kann man sagen, dass die Gabe von bestimmten Licht- und Farbfrequenzen den kranken Menschen wieder zum gesunden Gleichgewicht führen kann. In der Raumgestaltung gehen wir einen Mittelweg, der dieses gesunde Gleichgewicht sicherstellen soll.
Welche Bedeutung hat dieses Wissensgebiet für die Zukunft? Klaus Halmburger: Wir sehen ein riesiges Potenzial, weil man sich in der Vergangenheit selten wirklich um die Nutzer gekümmert hat. Vielmehr hat der Star-Architekt sein imposantes Gebäude errichtet und anschließend die Baustelle abgerechnet. Wer hat sich jemals gefragt, wie die Nutzer mit dem Gebäude und den Räumen zurecht kommen? Die Tatsache, dass es krankmachendes Kunstlicht gibt, ist vielen Architekten und selbst Fachleuten für Licht völlig unbekannt. Und wer von uns weiß, dass Farben Stress auslösen können, ja dass es sogar Allergien gegen bestimmte Farbfrequenzen gibt? Roland Aull: Auf unserer Homepage steht der Satz von Prof. Brost: „Farbe wird die wichtigste Erfahrung des Menschen in diesem Jahrhundert“. Das letzte Jahrhundert war die Zeit der Lichtforschung, dieses Jahrhundert wird die Zeit der Licht- und Farbanwendung. Das zeichnet sich bereits jetzt deutlich ab. Wenn wir das heute bekannte Wissen über die belegten Licht- und Farbwirkungen bei der Gestaltung unserer Lebensräume anwenden könnten, würden wir gleichzeitig einen sehr wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge leisten. Gesundheit ist schon seit langem das Thema Nummer eins, es wird in Zukunft noch wichtiger werden, denn wir alle wollen bis ins hohe Alter gesund leben.
Wie sieht dazu das Angebot des Instituts aus? Klaus Halmburger: Wir liefern Informationen in Form von Wissen und Erfahrung. Das jährliche Symposium im Herbst ist dazu eine wichtige Plattform. Hier treffen sich rund 150 Fachleute aus allen Branchen, die mit Licht und Farbe zu tun haben. Unsere Referenten sind die besten, die es in Europa zu einem bestimmten Thema gibt. Wir veranstalten darüber hinaus regelmäßig Workshops und eine 6-tägige Sommerakademie im Juli. Roland Aull: Außerdem arbeiten wir intensiv an entsprechenden Publikationen. 2004 ist der erste, inzwischen vergriffene, Band zur Buchreihe „Farbe und Gesundheit“ erschienen, zum Symposium 2006 haben wir den zweiten Band „Farbe Licht Gesundheit“ vorgelegt, in dem weitere wichtige Themen zu den Bereichen Farbdesign und Farbtherapie aufbereitet sind. Außerdem hat im März 2007 eine kleine Gruppe von Malermeistern mit einem einjährigen Farb-Design-Aufbaustudium begonnen. Wir bekommen auch immer wieder Anfragen, die in die konkrete Projektarbeit einmünden. Im letzten Jahr haben wir beispielsweise ein Wohnhaus für schwer geistig und körperlich behinderte Menschen gestaltet, ein psychiatrisches Landeskrankenhaus für Kinder und Jugendliche, und zur Zeit arbeiten wir am Farb-Konzept für eine neue Grundschule, in die das Wissen über lerngerechte Unterrichtsräume einfließt.
Wie kann sich ein Malermeister durch die Teilnahme an Ihren Veranstaltungen in seinem Alltag anders positionieren? Roland Aull: Malerleistungen werden nach wie vor über den Preis und die Technologie verkauft. Wir Maler erklären unseren Kunden, wie wir unsere Malerleistung herstellen, aber wir kümmern uns in aller Regel nicht darum, was unser Kunde eigentlich mit einer neuen Raumgestaltung sucht und wozu er ein bestimmtes Farbmilieu braucht. Raumgestaltung macht aber nur dann Sinn, wenn sich der Mensch in seinen Bedürfnissen, seinen Vorstellungen und seinen Wünschen durch die richtigen Farben und Materialien ergänzen und ausgleichen kann. Die Teilnehmer des Aufbaustudiengangs Farb-Design lernen beispielsweise, wie man die so genannten weichen Faktoren Licht und Farbe, Material und Oberflächen, konzeptionell souverän und zielsicher entwickelt. Es liegt auf der Hand, dass die Akzeptanz eines Malers sichtlich wächst, wenn der Kunde merkt, dass ihn sein Maler verstanden hat und mit einer individuell abgestimmten, hochwertigen Farbgestaltung perfekt bedient.
Kann ein Malermeister die Teilnahme an Ihren Seminaren in sein Marketing einfließen lassen? Klaus Halmburger: Wir setzen prinzipiell auf die Qualifizierung und Kompetenzausweitung unserer Teilnehmer. Wer dann sein Metier besser beherrscht als die Mitbewerber, hat immer den entscheidenden Vorsprung im Markt. Natürlich erhalten alle Seminarteilnehmer und Absolventen von uns ein Zertifikat, mit dem sie auch werben können. Die Absolventen des Studiengangs Farb-Design 2007/2008 werden noch bessere Möglichkeiten haben, denn sie profitieren mittelfristig von der Kompetenz des Instituts. Um diesen Vorsprung für unsere Absolventen zu sichern und auszubauen, organisieren wir für sie spezielle Fortbildungsveranstaltungen, in denen das neueste Know-how in Sachen Farbe Licht Gesundheit weitergegeben wird.
Lieber Roland Aull, lieber Klaus Halmburger, herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Ulrich Schweizer.

kompakt Sommerakademie
Die diesjährige 6-tägige Sommerakademie findet vom 23. bis 28. Juli 2007 in der Alten Saline Bad Reichenhall statt. Den Flyer mit allen Themen und weiteren Informationen erhalten Sie hier: Institut Farbe.Design.Therapie
Roland Aull und Klaus Halmburger Wiesenfurt 26 97833 Frammersbach Tel.: (09355) 99780 Fax: (09355) 9705726 www.farbe-design-therapie.de info@farbe-design-therapie.de
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