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Zitronenpreis?

Betrieb & Markt
Zitronenpreis?

Werner Schledt

„Schreiben ist leicht, wenn man die falschen Wörter weglässt.“ Da hat Mark Twain recht. Aber, wie immer die richtigen finden? Ich versuch’s:
Nein, verstanden hab’ ich sie nie, die Leute mit dem Zollstock oder dem Maßband an der Bürowand, auf dem sie penibel die letzten Tage ihrer Berufstätigkeit markierten. Aber vielleicht waren ja für manche von ihnen schon all die Tage vor den letzten Hundert „das Letzte“, jahrelang Frust statt Lust. Ich für meinen Teil habe immer gerne gearbeitet – vielleicht gerade deshalb bisweilen auch ganz gut. Arbeit ist Teil des Lebens. Wer freilich sein Leben in zwei Hälften teilt, Arbeit hie, „wahres Leben“ da, macht sich’s selber schwer. Im Zusammenhang mit dem dauernden Lamento um die Rente ab 67 – derzeit arbeiten übrigens gerade mal zehn Prozent bis zum 65. Lebensjahr – ist die Nachricht fast untergegangen, dass die Hälfte der Rentner der abgelaufenen Jahren freiwillig in Vorruhestand gegangen ist – und dafür auch Rentenkürzungen hingenommen hat. Weil sie offensichtlich Arbeit nicht als Teil ihres Lebens, sondern lediglich als Mittel zu dessen Unterhalt empfunden haben, wollen viele jetzt endlich „aufleben“. Hoffentlich gibt das keine herben Enttäuschungen.
Bei der Erhebung des Allensbacher Instituts für Demoskopie nach den Berufen, vor denen sie die meiste Achtung haben, nannten die Befragten Handwerker an vierter Stelle. Vor uns lagen nur Ärzte, Krankenschwestern und Lehrer. Direkt hinter uns Ingeni-eure, Hochschulprofessoren, Rechtsanwälte und Geistliche. Politiker waren die Drittletzten, dahinter nur noch Banker und Bankangestellte und – wer hätte das gedacht: Fernsehmoderatoren.
Die Johanniter schicken Spendern als Dankeschön immer wieder persönliche Adressaufkleber mit dem Hinweis „Ich unterstütze die Johanniter“. Keine schlechte Idee – und billig.
Diesen Satz von Henry Ford kennen wir: „Bei mir können Sie Autos in jeder gewünschten Farbe kaufen, Hauptsache, sie ist schwarz.“ Aber aus folgendem könnten die Fahrzeuglackierer schon eher was machen: „Wenn der Mann einer Frau die Autotür aufhält, ist entweder die Frau neu – oder das Auto.“
Ja, es gibt sie noch, Maler, die nicht bloß anmalen, sondern richtig malen können. Armin Angert, Malermeister und Musiker, also doppelt begabt, ist so einer. So richtig bekannt gemacht hat ihn die Fassadenmalerei für das renommierte Traditionslokal „Zum Gemalten Haus“, bei der er sich übrigens beim Entwurf von einer Umschlagsseite des Malerblattes inspirieren ließ, die florale Motive einer historischen Tapete zeigte. (Das Malerblatt hat seinerzeit ausführlich berichtet.) In einem Buch über die Geschichte der Tradition Frankfurter „Ebbelwoi-Malerei“, das auch ausführlich seine Arbeiten würdigt, wird er mit dem Satz zitiert, er habe sich in Wandmalerei und Farbenlehre bei Dr. Frieling und mir weitergebildet. Gemessen an dem Fantasiereichtum und der Perfektion, nicht nur seiner Illusionsmalerei, mag ich ihn in jungen Jahren allenfalls ermutigt haben. Heute jedenfalls kann ich ihm, zu dem der freundschaftliche Kontakt nie abgerissen ist, beim Malen allenfalls voller Bewunderung zur Hand gehen. So dieser Tage wieder bei der Bemalung einer extrem rau verputzten Brandmauer zu meinem Gärtchen, die mir jetzt die Illusion eines Durchblicks in eine im doppelten Wortsinn malerische Landschaft beschert hat. Klasse, dass sich aus unserem Handwerk solche Könner wie Armin Angert immer wieder entwickeln. Er ist einfach ein großartiger Maler.
„Gelb geht überhaupt nicht. Mit einem gelben Abendkleid fällst Du immer durch.“ Was eine berühmte Modedesignerin da jüngst gesagt hat, gilt auch für schrillgelbe Fassaden, die einem immer wieder ins Auge stechen – ja stechen. Empört, so berichtete jetzt das Kunstmagazin „art“, protestierten kürzlich in Berlin Bewohner gegen so ein „quietschgelb“ gestrichenes Haus. Aufrufe zu Demos gegen Farben, die weh tun. Wäre das etwa eine PR-Maßnahme für die Innung? Wahrscheinlich ist’s zu schräg gedacht – aber über einen „Zitronenpreis“ für farbige Fehlgriffe könnte man nachdenken, oder?
Auch mit laut tönendem Orange kann man sich an Häusern versündigen. Apropos Sünde: In den USA hat jetzt die Glaubensgemeinschaft der Amish People erreicht, dass ihre Mitglieder künftig mit den Pferdewagen ohne die vorgeschriebenen orangefarbenen Warnschilder unterwegs sein dürfen, weil bei ihnen das leuchtende Orange als sündige Farbe gilt.
Schenkt man den Veröffentlichungen nicht nur in Bau- und Wohnzeitschriften Glauben, leben immer mehr Mieter, insbesondere nach energiesparenden Modernisierungsmaßnahmen wie Wärmedämmung in verschimmelten, krank machenden Wohnungen. Viele Mieter, so war im Immobilienteil einer großen, überregionalen Zeitung zu lesen, unterschätzen ihren eigenen Beitrag an diesem Problem und überschätzen die Gesundheitsgefahr. Das hat jetzt in derselben Publikation ein Pneumologe endlich auch mal gesagt: Selbst in reiner Luft stellten nämlich Schimmelpilzsporen den größten Anteil der Feinstaubpartikel und seien für gesunde Menschen in der Regel überhaupt nicht gesundheitsgefährdend.
Interessant: Da gibt es einen Bauunternehmer, der in seinem Betrieb Fehler nicht nur zulässt, sondern sogar prämiert, wohl um zu erreichen, dass Fehler nicht unter den Teppich gekehrt, sondern offengelegt werden, mit dem Ziel, sie künftig zu vermeiden.
Den Satz zum Schluss hat mir Dieter Hahn geschickt: „Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht – und hat’s gemacht.“

PRAXISPLUS
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt engagiert er sich als Marketingleiter der Frankfurter TREIBS Bau GmbH und schreibt aus praktischer und betrieblicher Sicht exklusiv für die Malerblatt-Leser.
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
Heinrichstraße 9–11
60327 Frankfurt/Main
Tel.: (069) 750010-310
Fax: (069) 750010-340
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