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Das Richtige richtig tun

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Das Richtige richtig tun

Immobilien sind für 40 Prozent des globalen Energieverbrauchs verantwortlich und tragen mit einem Drittel zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei. Die DAW SE präsentierte in Frankfurt Resultate des Stakeholder Dialogs „Zukunft Wärmedämmung“.

Gebäude und ihr Energieverbrauch spielen bei der Gestaltung einer energieeffizienteren Zukunft eine wesentliche Rolle. Eine Möglichkeit für mehr Energieeffizienz bietet die Dämmung der Gebäude – bei Neubauten ebenso wie bei Sanierungen. Zugleich wird über Wärmedämmung zunehmend kontrovers diskutiert. „Uns war es daher ein besonderes Anliegen, mit den wichtigen Interessengruppen in einen offenen Dialog zu treten“, so der geschäftsführende Direktor der DAW SE Dr. Ralf Murjahn (CEO). Unter dem Motto „Zukunft Wärmedämmung“ hat das Unternehmen als Erstes der Branche mit Befürwortern und Kritikern aus den Bereichen Architektur, Handwerk, Feuerwehr, Immobilienwirtschaft, NGOs und privaten Bauherren die zentralen Schlüsselfragen zum Thema Wärmedämmung zusammengetragen, diskutiert und Lösungsmöglichkeiten für die Zukunft entwickelt. Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse dieses Dialogs wurden der Öffentlichkeit am 10. Juni im Gesellschaftshaus im Palmengarten in Frankfurt präsentiert. „Wir haben diesen Ort bewusst gewählt“, so Ralf Murjahn. Das denkmalgeschützte Gebäude sei ein gelungenes Beispiel für energetische Sanierung mit Dämmmaterialien und gilt als Schmuckstück der Frankfurter Baugeschichte.

Mit Blick auf den G7-Gipfel in Elmau hob Murjahn die Bedeutung für den Klimaschutz hervor und den Handlungsbedarf, soll die dort beschlossene Zukunftsvision der sieben mächtigsten Wirtschaftsnationen der Welt (G7) realisiert werden. Auf ihrem Gipfel in Elmau haben sich die Staatschefs die komplette Dekarbonisierung des Planeten zum Ziel gesetzt. Das bedeutet: Bis Ende des Jahrhunderts soll der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen auf null sinken.
Professor Dr. Dr. Franz Josef Radermacher von der Universität Ulm verwies in seinem Vortrag „Nachhaltiges Bauen und Sanieren: Green Buildings der Zukunft“ darauf, dass die Emissionen jährlich um eine halbe Milliarde Tonnen CO2 steigen: „Alle großen Akteure melden Absenkungen des CO2-Verbrauchs, aber insgesamt steigen die Emissionen.“ Auch dadurch, dass einzelne Produktionen einfach in andere Teile der Welt verschoben werden. „Wenn wir ernsthaft das Zwei-Grad-Ziel erreichen wollen, muss weltweit viel passieren“, sagte Professor Radermacher. Ein großer Teil der fossilen Energien müsse in der Erde bleiben, wenn die CO2-Einsparungen erzielt werden sollen.
Schaut man sich die einzelnen Sektoren an, in denen energieeffiziente Maßnahmen wirkungsvoll umgesetzt werden können, so sind die Immobilien ein großes Thema. Bei der Debatte um den Gebäudebestand gehe es nicht nur um 40 Prozent des Energieverbrauchs, sondern auch um 50 Prozent der Eigentumswerte der Welt. Der Weg in eine andere Welt bedeute, die Gebäude umzubauen. Wer im Bereich der energetischen Sanierung arbeite, sei auf dem richtigen Weg. Es gehe aber vor allem darum, das Richtige richtig zu machen: Investiert man in Autos, in Strom oder in Gebäude, um die Zivilisation umzubauen? Und in welchem Rhythmus tut man das? Laut Radermacher könnten die Emissionen bei optimaler Vorgehensweise durch Gebäudesanierung global bis 2050 um 60 Prozent und bis 2080 um 80 Prozent verringert werden.
Andreas Koch vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verwies unter dem Titel „Nachhaltiges Hessen! Stellenwert energetischer Gebäudesanierung für ein zukunftsfähiges Land“ auf den hessischen Klimaschutzplan, demzufolge Hessen bis 2050 klimaneutral sein soll. Die hessische Landesverwaltung soll dieses Ziel bereits 2030 erreichen. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien sei auch die Senkung des Energieverbrauchs dafür ein entscheidender Faktor. Koch: „Gebäuden kommt bei der Energieeinsparung große Bedeutung zu, diesen Bereich können wir noch stark forcieren.“ Die Sanierungsquote in Hessen liege bei 0,75 Prozent und soll auf 2,5 bis drei Prozent gesteigert werden.
Wann ist eine Wärmedämmung sinnvoll – und wann nicht? Wie sind die heutigen Dämmsysteme hinsichtlich Funktionalität, Gestaltung, Entsorgung und Brandschutz zu bewerten? Und wie soll die Wärmedämmung der Zukunft aussehen? Diese und weitere Fragen wurden bei der von Dr. Antje Grobe (Dialog Basis) moderierten Podiumsdiskussion von Frederik Stahl (Branddirektion Frankfurt), Ulf Sieberg (Referent für Energiepolitik und Klimaschutz des Naturschutzbundes Deutschland e. V. ), Professor Dr. Matthias Lengfeld (Lengfeld Wilisch Architekten BDA), Karl-August Siepelmeyer (Präsident des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz) und Dr. Christoph Hahner (Geschäftsführender Direktor der DAW SE) erörtert.
Als ein konkretes Ergebnis des Dialogs stellte Ulf Sieberg das gemeinsam mit dem Nabu, dem zur DAW-Gruppe gehörenden Dr. Robert-Murjahn-Institut (RMI) und dem Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) initiierten Projekt zur Frage der Kaskadennutzung vor. Dies beinhalte eine detaillierte Betrachtung der Dämmstoffe über ihren Lebenszyklus hinweg mit Möglichkeiten der Trennung und stofflicher Weiterverwertung. Zudem plädierte Sieberg dafür, Alternativen zu ölbasierten Dämmstoffen zu finden.
Der Stakeholder-Dialog habe das Problembewusstsein dafür geschärft, den Brandursachen auf den Grund zu gehen, sagte Frederik Stahl. Bei gedämmten Fassaden mit Polystyrol sollte darauf geachtet werden, möglicherweise brandauslösende Dinge von der Fassade entfernt aufzustellen. Dieser Empfehlung ist der Landkreis Darmstadt-Dieburg bereits gefolgt und hat seine Liegenschaften, insbesondere die Schulen, entsprechend informiert. Professor Matthias Lengfeld berichtete über die Gestaltung gedämmter Fassaden. Als Beispiel nannte er Projekte zur Entwicklung optisch anspruchsvoller Oberflächen auf der Bauhaus-geprägten Mathildenhöhe in Darmstadt. „Nur mit dem Handwerker zusammen und einem Bauherrn, der das mitträgt, kann hohe Qualität entstehen“, betonte er und verwahrte sich dagegen, die eine oder andere Bauweise generell zu verteufeln. „Ich vertrete die Meinung, dass Wärmedämm-Verbundsysteme und monolithische Bauweisen nebeneinander bestehen müssen“, betonte Lengfeld.
Karl-August Siepelmeyer zufolge haben sich energiesparende Wärmedämmsysteme über Jahrzehnte bewährt. Die Qualität der handwerklichen Arbeit sei Grundlage für diese Funktionalität.
Laut Dr. Christoph Hahner sind Transparenz und Vielfalt in Dialog-Prozessen Voraussetzungen für Innovationen, wie sie auch durch den Stakeholder-Dialog angestoßen wurden. Den Anforderungen der Interessengruppen hat die DAW z. B. dadurch Rechnung getragen, dass bereits heute mit der Hanf-Dämmung eine ökologische Alternative auf Basis nachwachsender Rohstoffe angeboten wird, so Dr. Hahner.
„Es herrschte eine große Offenheit, den Dialog prägte von Anfang an eine sachliche Atmosphäre“, resümierte Ralf Murjahn. Auch die Aussage von Professor Radermacher griff er auf: Das Richtige richtig tun. Es gehe darum, „vernünftig zu dämmen“, an der richtigen Stelle mit der richtigen Dämmstärke. Vernünftig und mit Augenmaß Energieeffizienz und Gestaltung in Einklang zu bringen – im Sinne guter Baukultur.
Der Dialog zur Nachhaltigkeit von Gebäuden und Wärmedämmung für eine gute Zukunft soll fortgesetzt werden. Der Abschlussbericht steht unter www.daw.de zum Download zur Verfügung.

praxisplus
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Aktuelle Projekte und laufende Maßnahmen aufgrund der Ergebnisse des DAW Stakeholder-Dialogs: Zukunft Wärmedämmung
  • Einführung eines ökologischen Wärmedämm-Verbundsystems auf Basis von Hanffasern.
  • Gemeinsames Projekt mit Nabu, RMI und FIW zur Frage der Trennung und stofflichen Weiterverwertung von Wärmedämm-Verbundsystemen.
  • Bereits bestehende Kooperation mit einem führenden Entsorgungsunternehmen mit dem Ziel der stofflichen Verwertung von zurückgebauten Wärmedämm-Verbundsystemen.
  • Bekräftigung der Brandschutz-Empfehlungen des Dialogs durch Feuerwehr Frankfurt im Hinblick auf Entfernung von möglichen Brandlasten (Müllcontainern) aus unmittelbarer Nähe von Fassaden. Umsetzung durch Landkreis Darmstadt-Dieburg (Teilnehmer des Dialogs) bereits erfolgt über Information der Liegenschaften, insbesondere Schulen.
  • Brandschutz als ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung von neuen Produkten oder Systemen der DAW-Firmengruppe.
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