Der Bau ist nicht zu übersehen. Seine auffallende, wellenförmig angelegte Architektur scheint endlos zu fließen. Seit Januar 2006 prägt der Neubau der Bonn International School mit seiner farbig gestreiften Fassade das Landschaftsbild der Bonner Rheinauen. Die Form macht neugierig, die Farbgestaltung sowieso.
Bereits im Jahre 1997 wurde die Bonn International School gegründet – mit dem Neubau sollten die drei, an unterschiedlichen Standorten etablierten Schulformen in ein neues, allumfassendes Gebäude integriert werden. „Somit fügen sich die Schüler frühzeitig in ein soziales Umfeld ein, lernen von der Gemeinschaft und gehen als starke Individuen aus ihr hervor“, erklärt Peter Murphy, Direktor der Schule. 2003 war es soweit: Die ersten Baukräne nahmen ihre Arbeit auf. Bund, Land und Kommune beteiligten sich großzügig an den Baukosten. Einen Anteil von zehn Prozent übernahm die Schule selbst.
In direkter Nachbarschaft mit dem Sitz der UNO und der denkmalgeschützten Amerikanischen Siedlung orientiert sich die Architektur mit geradliniger Kante an dem UNO-Bürogebäude. Von dort fließt sie dreigeteilt in die Natur der Rheinaue. Diese organisch geformten Stränge nehmen die Schulformen Vorschule, Grundschule und Sekundarstufe auf. Das Zentrum der Schule bildet die Pausenhalle – als Raum für Begegnungen zwischen Schülern aller Altersgruppen, Lehrern und Eltern. Von hier werden die weiteren Funktionseinheiten erschlossen. Befestigte und begrünte Flächen bestimmen die Gestaltung der Außenanlagen. Sie stehen im Wechsel mit aktionsreichen Spielflächen und ruhigen Innenhöfen.
So ernsthaft die Aufgabe, so fröhlich die Fassade. Die abstrahierten bunten Fahnen der Schüler verschiedenster Nationen standen Pate für das polychrome Farbspiel. Durch dessen horizontale Gliederung wird das „Fließen“ analog zu dem des Rheins erlebbar. „Nicht alle Farben konnten verwendet werden. Es sind einfach zu viele“, so Peter Murphy. „Auch kräftige Rottöne wurden ausgespart. Sie passten nicht zu den natürlichen Farben der Rheinauen, mit denen das Farbkonzept korrespondiert“. Mittels facettenartiger, farbiger Putzflächen wurde das Konzept umgesetzt. Weiße Putzbänder trennen die Geschosse optisch voneinander und verstärken die horizontale Gliederung der Fassade.
Die Verwendung einfacher Mittel hielt den Kostenrahmen in Grenzen. Bedingt durch seine Form erhielt der Massivbau aus Stahlbetonwänden ein Wärmedämm-Verbundsystem mit Mineralfasern. Die sehr feine Oberfläche wurde mit mineralischem Putz realisiert und die erhabenen Fassadenelemente in zarten Kunststoffprofilen umgesetzt. Durch das natürliche Licht des Tages verändert die Schule stetig ihr Gesicht.
Die anfänglich erhitzten Diskussionen sind längst verstummt. Die Form der Architektur wurde als Logo der Schule übernommen, mit dem sie fortan für sich wirbt. „Gute Architektur beeinflusst eben unser Verhalten“, sagt Peter Murphy. Wer das nicht glaubt, sollte die Schule besuchen und sich selbst ein Bild machen. Den Ausflug ist es allemal wert. Andrea Grunau
Bauherr:
Vebofutur GmbH, Bonn
Architekten:
RKW Rhode Kellermann Wawrowsky, Düsseldorf
Ausführung:
Reuchel Bau GmbH, Erfurt
Standort:
Martin-Luther-King-Str. 14, Bonn
INTERNET
Details zur Ausführungsplanung und konkreten Umsetzung finden Sie auf der Website des Malerblattes, in der Rubrik Form+Farbe
Teilen:
