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Ästhetisch umsorgt

Farbe & Inspiration
Ästhetisch umsorgt

Farbschleusen, Streifen, monochrome Flächen und künstlerische Installationen – in der Kinderklinik St. Elisabeth und St. Barbara wartet eine überraschende Innenwelt auf die jungen Patienten.

Armin Scharf

Krankenhäuser sind komplexe Systeme, die nur dann reibungslos funktionieren können, wenn die Abläufe strengen Reglements folgen. Dass sich dabei der Patient, also der eigentliche Mittelpunkt des medizinischen Apparates, oftmals als Nebensache vorkommt, wird seit langem beklagt. Strukturelle Änderungen jedoch sind – auch angesichts der laufenden Diskussionen um Gesundheitskosten – mittelfristig nicht zu erwarten. Daher ist es umso wichtiger, die unmittelbare Umgebung der Gesundung positiv zu gestalten. Dass dies auch bei Sanierungen bestehender, alter Kliniken machbar ist, zeigt der Blick nach Halle. Dort wurde das ehemalige Haupthaus der Kliniken St. Elisabeth und St. Barbara zu einem Kinderkrankenhaus umgebaut – mit der Hilfe von Studenten und Absolventen des Fachbereichs Malerei/Textil der Hallenser Hochschule für Kunst und Design, auch bekannt als Burg Giebichstein.
Die Idee: Das Krankenhaus mit seinen langen Fluren, Treppenaufgängen und Funktionsbereichen wird in ein Ereignis umgewandelt, das mit überraschenden Momenten, Eindrücken und Ansichten aufwartet. Ein Gesamtkunstwerk also, das aus einer bauseitig angelegten Farbkomposition und den addierten, künstlerischen Installationen besteht. Durch die „Verschränkung“ dieser Ebenen bildet sich eine dichte, sinnlich erfahrbare Atmosphäre aus, die Großzügigkeit mit kleinteiligen Elementen verbindet.
Die Klinik als Ereignis
Der viergeschossige Flügelbau, entstanden Ende des 19. Jahrhunderts und immer wieder erweitert, stand mit seinen unterschiedlichsten architektonischen Details Anfang 2002 zum neuerlichen Umbau an. Da bereits Mitte der 90er Jahre Studenten der Hochschule einen Kreißsaal ausgemalt hatten und 2001 eine komplette Innengestaltung der neuen Entbindungsstation vorlegten, lag eine neuerliche Zusammenarbeit nahe. So machten sich insgesamt 14 junge Künstler unter Professor Ulrich Reimkasten daran, die vielen Ideen zu einem räumlichen Gesamtkonzept zusammenzufassen. Ein Jahr später begann die Konkretisierung und die Abstimmung mit den Architekten sowie Bauherren. Wieder ein Jahr später, im August 2004 startete die Realisierung, Ende 2004 wurde die Kinderklinik eröffnet.
Das Farbkonzept basiert zunächst auf einer Differenzierung der Etagen: Leuchtendes Blau und lichter Ocker stehen für das Erdgeschoss mit Ambulanz und Operationsbereichen, Eisenoxidrot und Chromoxidgrün charakterisieren das erste Obergeschoss mit den Bettenstationen. Auch das zweite Geschoss besteht aus Patientenräumen und zeigt sich in den Tönen Chromoxidgrün, Cadmiumrot sowie -orange. Die vierte Etage mit der Intensivstation schließlich versammelt wiederum das leuchtende Blau und Cadmiumgelb. Zum Tragen kommen diese Leitfarben auf monochromen Wandabschnitten und durch farbiges Licht. Auch in den Streifen, die den Flur horizontal in lichten Grautönen begleiten, finden sich die Etagenfarben wieder. Entsprechende Komplementärfarben tauchen in den künstlerischen Installationen auf. Damit ergibt sich eine starke Rhythmisierung der Flure.
Der Boden ist als satter Orangeton stets präsent, begleitet von einem breiten, warmgrauen Linoleumsockel. Die Trennung übernimmt ein tiefrotes Schweißband.
So genannte Farblicht-Schleusen erheben Kreuzungs- und Übergangsbereiche zu intensiv erlebbaren Bereichen. Sowohl Besucher, Patienten wie auch das Personal sollen hier per Reizwechsel einen Ort der kurzen Regenerierung finden. Und schließlich sind Funktionsräume etagenübergreifend zu Raumgruppen mit jeweils eigener Farbstimmung zusammengefasst.
Weiterführung in Arbeit
Die farbliche und künstlerische Umsorgung der Patienten soll nach den Ideen der Künstler mit der „Vielfalt sinnlicher Anregungen Lebensfreude wecken und damit die Lebenskraft stimulieren.“ Dass dies tatsächlich der Fall ist, zeigen die vielen positiven Reaktionen und die Tatsache, dass aktuell die Psychotherapie-Abteilung und das Sozialpädiatrische Zentrum des Krankenhauses umgestaltet werden.

Bauherr:
Kongregation der „Schwestern von der heiligen Elisabeth“, Halle/Saale
Architekten:
Büro Weicken, Unna
Künstlerische Gesamtkonzeption:
Absolventen und Studenten der Hochschule für Kunst und Design Halle, Fachbereich Malerei/Textil
Beteiligte:
Andreas Köppe (Koordination), Judith Baidal-Espi und Juliane Sieber (Farb- und Gesamtkonzeption), Beate Domansky, Manuela Hemann, Franziska Möbius, Mercedes Hervás de Mora, Dorothee Mügge, Victor Lopez-Gonzales, Eva Müller- Reimkasten, Marina Ojeda-Lopez, Constanze Rilke, István Seidel, Katharina Stark
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