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Ambivalentes Grüppchen

Farbe & Inspiration
Ambivalentes Grüppchen

Eigentlich sind es ganz brave Häuschen, die sich da um einen zentralen Platz mit Spielplatz gruppieren. Wäre da nicht die Farbe.

Armin Scharf

Die Lage ist gut – nicht auf der grünen Wiese, sondern im Ort, mit allen Vorzügen einer gewachsenen Infrastruktur, entstehen im schwäbischen Nehren sukzessive 34 Einfamilienhäuschen. Eigentlich eine klare Geschichte und ein Bauvorhaben von vielen in der Republik, bei dem eine innerörtliche Brache neu genutzt wird. Doch etwas ist in Nehren anders, das gleich ins Auge fällt: Die Farbe. Dominiert üblicherweise uniformes Weiß die Eigenheime des Landes, so formiert sich in Nehren ein buntes Nebeneinander, wo bis vor 2002 noch ein Bauernhof stand.
Die Entwicklung des Gebietes folgt einem interessanten Muster, das in entscheidenden Punkten vom Standard abweicht. So erwirbt die ESB Kommunalprojekt AG aus Karlsruhe den gesamten Grund, lässt vom Büro Modus Consult einen Bebauungsplan erstellen, der einen offenen Gemeinschaftsplatz im Zentrum vorsieht – als Treffpunkt für die vornehmlich jungen Familien. Anschließend entwickelt der Nehrener Architekt Georg Denninger einen schlanken Einfamlienhaustyp, der sich variabel den einzelnen Parzellen anpassen lässt. Potenzielle Bauherren stehen damit nicht nur vor einem Stück Grund und Boden, sondern bekommen gleich ein kompaktes Angebot. Das zu nutzen steht letztlich den Bauherren frei, doch bisher kam die Offerte bestens an. So basiert die Mehrheit der bislang realisierten 25 Häuser auf dem Typenhaus des Architekten. Erstaunlicherweise sieht der kommunale Bebauungsplan für das Gebiet keine farblichen Festlegungen vor – lediglich die Dacheindeckung ist schriftlich verankert. Nur dank dieser – fehlenden – Vorgaben lässt sich die Polychromie realisieren, die der Siedlung innerhalb des Ortes Eigenständigkeit verleiht.
Allerdings existiert auch kein fixiertes Farbkonzept, das den einzelnen Parzellen (und Gebäuden) bestimmte Farbwerte zuweist. Stattdessen entwickelt sich die Farbigkeit „aus der Situation heraus“, so Georg Denninger. „Die formal schlichten Kuben werden durch Details, Materialien und Farbe differenziert.“ Das erste Haus am Rand des Gebietes setzt den Startpunkt mit einer satten rotbraunen Fassade und einer nach Norden gerichteten Holzverkleidung. Sukzessive kommen neue Häuser hinzu, deren Bauherren sich an dieser Vorlage orientieren. Zusammen mit Denninger entstehen intensive Farbigkeiten, die einerseits auf Eigenständigkeit zum Nachbarn pochen, andererseits in der Summe wieder Gemeinsamkeit erzeugen. Selbst jene Bauherren, die auf die Segnungen von Fertighäusern setzen, nehmen vorsichtigen Farbkontakt auf.
Das Experiment ist gewagt, gewiss. Hier und da knirscht es, wenn Farben unmittelbar aufeinandertreffen, dann hätte man etwas mehr Abstimmung gewünscht. Dennoch: Die Identifikation der Bewohner stimmt und die Presse frohlockt über die „bunteste Siedlung im ganzen Tal“.
Architektur und Farbgestaltung: Georg Denninger, Nehren
Ausführung Fassaden: Albert Neth, Mössingen
Standort: Im Brühlhof, Nehren
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