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Byzantinisch inspiriert

Farbe & Inspiration
Byzantinisch inspiriert

Über ein Jahr war die Künstlerin Wanda Stokwisz mit der Neuausmalung des Chorraumes der Marienkirche St. Johan Baptist beschäftigt. Ihre Malerei greift byzantinische Stilmerkmale auf.

Herbert Schmidt, Caparol

Zwar ist die Marienkirche in Steinheim bei Hanau vergleichsweise jung – errichtet wurde sie in den Jahren 1933 bis 1940 – doch zeigten sich zu Beginn der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts erhebliche Bauschäden, die eine umfassende Renovierung nahe legten. Wie einst der Bau konnte auch die Erneuerung wegen knapper Kassen nur etappenweise durchgeführt werden. So dauerte es achteinhalb Jahre vom ersten Anstoß bis zum Pontifikalamt, mit dem die Kirche offiziell wieder der Gemeinde übergeben wurde.
Allein ein Jahr verbrachte die polnische Künstlerin Wanda Stokwisz in der Kirche, um die große Apsis und den Chorraumbogen neu zu bemalen. Die vorhandene Ausmalung konnte nicht mehr gerettet werden, weil sie durch Kondenswasser, Putzrisse und Verschmutzung stark beschädigt war. Also entschied man sich für eine Neugestaltung des Kirchenraumes, die der Mainzer Diözesankonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur konzipierte. Die Festlegung der Farbigkeit des Innenraumes wurde von Dr. Kotzur schon zu einem Zeitpunkt geplant, als Wanda Stokwisz noch nicht eingeschaltet war. Sie kam erst auf Empfehlung von Dr. Kotzur zum Projekt und stimmte ihre Entwürfe formal und farblich auf das Gestaltungskonzept ab.
Das Bildmotiv für die Apsiswand hat die Pfarrgemeinde vorgegeben: Christus als Pantokrator, rechts von ihm die Gottesmutter Maria, der die Kirche geweiht ist und links von Christus der Täufer Johannes als Schutzpatron der Kirchengemeinde.
Den Chorraumbogen gestaltete Wanda Stokwisz als eine Art Triumphbogen und versah ihn mit vielen christlichen Symbolen. An den Seitenflächen dieses Bogens sind vier Kreise mit Texten aus den vier Evangelien angeordnet, die sich jeweils auf die Gottesmutter Maria und auf Johannes den Täufer beziehen. Für die Texte hat die Künstlerin eine schmale Schrift gewählt, deren Typus mit den Formen der kyrillischen Schrift korrespondiert. Der rote Untergrund der Wandmalerei hat durch die von der Künstlerin angewandte Lasurtechnik eine wolkenförmige Struktur, die den Himmel symbolisiert. Die Wolke gilt auch als Symbol der Gegenwart Gottes. Die Darstellungen auf Apsis und Triumphbogen sind eng der Ikonenmalerei verwandt, die aus dem Osten kommt und über Byzanz (Konstantinopel) sehr früh nach Westen zog. Viele Beispiele dafür findet man in Italien, insbesondere auf Sizilien.
Die Neugestaltung der Steinheimer Marienkirche erhält durch das künstlerische Wirken von Wanda Stokwisz ein ganz besonderes, einmaliges Gepräge. Das monumentale Apsis-Gemälde Majestas Domini auf einer Fläche von 114 Quadratmetern und die Bemalung des Chorraumbogens auf einer Fläche von 169 Quadratmetern in warmen, rötlichen Farbnuancen ziehen jeden Besucher sofort in ihren Bann.
Bauherr: Katholische Kirchengemeinde St. Johann Baptist, Steinheim Architekten: Carl Müller und Fritz Bossert, Offenbach Sanierungsarchitekt: Fritz Wellnitz, Offenbach Ausführender Malerbetrieb: Maler Zilch GmbH, Offenbach
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