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Des Lackes Glanz

Farbe & Inspiration
Des Lackes Glanz

In den Niederlanden kann der Lack nicht glänzend genug sein, während es nicht nur hierzulande auch mal ganz matt sein darf. Lack wird in Europa ganz verschieden präferiert.

Armin Scharf

Ganz technisch betrachtet, sind Lacke nichts anderes als Schutzschichten, die den Untergrund, den Baustoff, das Substrat vor den Unbilden der Atmosphäre schützen. Also vor Regen und Schnee, vor UV-Strahlung, Schadstoffen oder abrasiven Belastungen. Das freilich ist nur die eine Seite des Lackes, mindestens genauso wichtig ist die dekorative Eigenschaft, die sich in Farbton, Glanzgrad und Struktur ausdrückt. Und da gehen die Vorlieben bekanntlich auseinander, auch auf europäischer Ebene. Daher hat sich das FarbDesignStudio von Caparol auf die Reise gemacht und sich den regionaltypischen Einsatz von Lackfarbigkeiten genauer angeschaut.
Niederländer lieben den Glanz
Die Erkenntnisse sind teils erstaunlich, teils bestätigen sie Beobachtungen. Interessant ist vor allem, dass in den Niederlanden fast ausschließlich hochglänzende Lackqualitäten gefragt sind, bereits in Belgien neigt man eher dem Seidenglanz zu, in Deutschland gilt Seidenmatt als Standard mit der Tendenz zur stumpfmatten Oberfläche. In den Beneluxländern dient die lackierte Fläche meist als Akzent zu den verbreiteten Klinkerfassaden – in den Niederlanden greift man gerne auf brillante Töne aus dem ganzen Farbspektrum zurück, wobei das spezifische Oranje am Bau aber ausgesprochen selten in Erscheinung tritt. So tragen die meist in Holzbauweise ausgeführten Fensterrahmen ebenso kräftige Farben wie die Holz-Fensterläden – Rot gehört dazu, Grasgrün ebenso oder kräftige Beigevariationen. „Die Fensterläden wiederum zeigen in vielen Fällen zusätzlich noch ein geometrisches Muster, das auf die einstige Grafschafts-Zugehörigkeit der Standorte zurückgeht“, erläutert Daniela Volk vom FarbDesignStudio. „Überquert man die Grenze nach Belgien, so reduziert sich der Buntgrad der Akzente rasch und wandelt sich in verhüllte Farbnuancen.“
Das Blau der Franzosen
Auch in Schweden geht man zurückhaltend mit Akzenten um, liebt das Weiß und setzt maximal die Haustüre farbig ab. Diese Zurückhaltung hat einen guten Grund, denn die skandinavischen Nachbarn lackieren ihre Holzhäuser bevorzugt komplett, meist im klassischen Schwedenrot oder in Blaugrau, Ockergelb, Graugrün oder Anthrazit. Wichtig: Die gesamte Farbkomposition muss unbedingt harmonisch klingen.
Ein ganz spezifisches Blau hingegen bevorzugt man in Frankreich für Türen und Fensterläden – regional mehr oder weniger markant. Dabei handelt es sich um eine ganz besondere Nuance: „Es ist ein lichtes Blau, nicht Hellblau, nicht Ultramarinblau, liegt irgendwo dazwischen“, so Daniela Volk. In dieser Form findet man es nur in Frankreich.
Grau, Anthrazit, Weiß, tiefe Rot- und Grüntöne gehören derweil zu den europäischen Standards – die Klassiker tauchen in jeder Region auf, selbstverständlich in abweichender Ausprägung. Zum Beispiel im Bergischen Land: Dort kombiniert man traditionell das schwarz-weiße Fachwerk mit Fensterläden in intensivem Grün.
Sonderfall Eisenglimmer
Eigentlich sind Eisenglimmer-Lacke ganz profane Materialien, entwickelt, um Metallbauteile vor der Korrosion zu schützen. Zu den intensivsten Nutzern gehörte schon immer die Deutsche Bahn, die sogar eigene technische und optische Qualitätsvorgaben aufstellte, weshalb man auch heute noch von den DB-Farbtönen spricht – zumindest hierzulande. Trotzdem haben die Eisenglimmer-Lacke auch im Ausland viele Anhänger, ihr subtiler Glimmer und die haptische Struktur verstärken die metallische Anmutung und machen sie trotz der rezepturbedingten Verhülltheit zur probaten Beschichtung von Geländern, Handläufen, Zargen oder Vordächern. Wobei weniger die Grün- oder Blautönungen eingesetzt werden, sondern vor allem neutrale Grautöne. Die lassen sich auch zum „Wegstreichen“ von Elementen nutzen, die man als notwendiges Übel erachtet – Schildermasten beispielsweise, Vordächer oder Pylone für die Beleuchtung. Schwarzgrün oder Dunkelgrün bilden hier das Maximum der Buntheit.

praxisplus
Color Research
Vor rund drei Jahren startete das Caparol FarbDesignStudio dieses Projekt, das die aktuellen Farbkulturen in europäischen Ländern erkunden soll. Die Erkenntnisse fließen gleich in die Praxis ein: Etwa in den neuen Farbfächer „LackChamp“, dessen Farbton-Auswahl von den europäischen Vorlieben getragen wird und RAL-, Perlglanz- wie auch die DB-Farbtöne umfasst. Hintergrundinfos zu Glanzgraden oder zur normgerechten Durchfluss-Kennzeichnung runden den Fächer ab.
caparol.de
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