Startseite » Gestaltung » Farbe & Inspiration »

Ein besonderes Herrenhaus

Farbe & Inspiration
Ein besonderes Herrenhaus

Schloss Bothmer befindet sich am Rande der nordwestmecklenburgischen Kleinstadt Klütz. Der denkmalgeschützte Komplex aus mehrflügeligem Schloss und rechteckiger Garteninsel bildet die größte erhaltene Barockanlage Mecklenburg-Vorpommerns.

René Antonoff

Von der Anmutung her ist Bothmer ein Schloss, aber eigentlich ist es ein Herrenhaus. Denn nur für die Bauten regierender Adelsfamilien wird der Begriff „Schloss“ verwendet. Hans Casper Bothmer gehörte zwar nicht in diesen Kreis, aber von der Größe und Ausstrahlung seiner Anlage übertraf er bei weitem die Dimensionen der regierenden mecklenburgischen Herzöge – mit dem Resultat, dass in der damaligen Zeit alle Welt vom Barockschloss der Bothmers sprach.
Die Ursprünge der Gebäudearchitektur liegen bei dem Renaissancekünstler Andrea Palladio. Ein Highlight der barocken Ausstattung von Schloss Bothmer stellen die Stuckdekorationen dar. Sie sind im gesamten Haus im Original erhalten geblieben. Joseph Mogia aus dem Tessin war der Meister.
Hans Caspar Graf von Bothmer (1656 bis 1732) vertrat als Diplomat den hannoverschen Hof u.a. in London. Durch seine einflussreichen Verbindungen kaufte er den Klützer Winkel bei Bolthenhagen nahe der Ostsee mit über 5.000 Hektar Land. Hier entwarf und baute der Architekt Johann Friedrich Künnecke (1726 bis 1732) die Anlage Bothmer. Auf einer 270 Meter langen Festonallee flankiert von 70 Königslinden nähert man sich inmitten der idyllischen Uferlandschaft unweit der Ostseeküste und der Stadt Klütz Schloss Bothmer. Bis zum Jahr 1945 bewohnte die Familie von Bothmer das Schlossensemble. In der Nachkriegszeit diente das Gebäude zunächst als Isolierkrankenhaus. Von 1948 bis 1994 wurde das Schloss als Altenheim genutzt und in seinen Seitenflügeln massiv umgebaut. Seit dem Jahr 2008 ist das Land Mecklenburg-Vorpommern Eigentümer von Schloss Bothmer. Eine grundlegende Sanierung des kompletten Gebäudeensembles und der Gartenanlage war erforderlich. Investitionen von rund 36 Millionen Euro waren nötig. Höchste Zeit beziehungsweise „fünf vor zwölf, denn nach Aussage des Projektleiters Steffen Siefert von den Staatlichen Schlössern und Gärten Mecklenburg-Vorpommern, stand im Keller des Gebäudes Wasser. Unter anderem war das Schloss durch unsachgemäße Brunnenbohrungen um 1900 an manchen Stellen bis zu 15 Zentimeter abgesackt. Der Schlosswassergraben und der morastige Baugrund waren weitere Faktoren für ein schnelles Handeln, um das Gebäude zu stabilisieren und zu retten. Über einen Zeitraum von 100 Jahren ist die Anlage immer weiter in den Baugrund versackt. Keine leichte Aufgabe für die zahlreichen Handwerksbetriebe. Mehr als 80 Prozent der Aufträge für das Haupthaus sind an Mecklenburger Firmen gegangen. Auch wurde darauf geachtet, dass traditionelle Materialien zum Einsatz kamen und alte Techniken angewendet wurden. Fenster sind mit Leinöl gestrichen, Ziegel mit Mörtel aus Manufakturen verarbeitet. Nach einem siebenjährigen Sanierungskraftakt ist das Schloss nun bereit für zukünftige Ausstellungsprojekte.
„Respice Finem“ – das waren die letzten Worte des Lebensmottos von Graf Hans Casper von Bothmer: „Was immer Du tust, das tue bedacht und bedenke das Ende“. So zu lesen im Giebeldreieck des Corps de Logis von Schloss Bothmer in Klütz.
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 3
Ausgabe
3.2024
ABO
Malerblatt Wissenstipp

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de