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Es bleibt gemütlich

Farbe & Inspiration
Es bleibt gemütlich

Die Vorstellungen vom Wohnen verändern sich ständig – und bleiben sich letztlich doch sehr ähnlich. Warum, das zeigt das Vitra Design Museum mit einem Rückblick auf 16 Wohn- ausstellungen vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute.

Armin Scharf

Das, was sich in Weil am Rhein hinter dem Titel „Zerstörung der Gemütlichkeit“ versammelt hat, bietet einen formidablen Ausflug in die Geschichte der Wohnvisionen. Da wird mit 140 Möbeln und Leuchten exemplarisch gezeigt, welchem Wandel die Wohnideale seit Beginn des 20. Jahrhunderts unterlagen. Und damit indirekt auch, welche Halbwertszeit diese Visionen hatten. Doch bei genauerer Betrachtung wird auch ersichtlich, dass Fragmente dieser programmatischen Ausstellungen bis heute nachschwingen und das Wohnen nachhaltig beeinflussten.
Der Ausstellungsrückblick startet am Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Jugendstil in Darmstadt und Wien und reicht über die Aktivitäten des Deutschen Werkbundes zum Neuen Wohnen in den 1920er Jahren, über organisches Design und die gute Form in den 1950er Jahren, die Wohnwelten der späten 1960er und frühen 1970er Jahre bis hin zum deutschen Punk-Design der 1980er Jahre, Memphis aus Italien und der Designergruppe Droog aus den Niederlanden. Gezeigt werden Zeichnungen und großformatige Fotos der damaligen Wohnungseinrichtungen und Ausstellungsinstallationen, dazu ergänzend Plakate, Kataloge und andere historische Dokumente aus internationalen Museumsarchiven.
Dazu sind Möbel und Leuchten aus der Sammlung des Vitra Design Museums zu sehen, die in den jeweiligen Ausstellungen und Schauwohnungen präsentiert wurden.
Interessant ist beispielsweise die 1970 auf der Kölner Möbelmesse gezeigte Schau „Visiona 2“, deren futuristisches Ambiente auch heute noch für Irritationen, aber auch für Begeisterung vor dem Hintergrund diverser, Kult gewordener Science-Fiction-Filme sorgt. Und: Intensives Rot und Violett, rund gelutschte Formen und hochfloriger Puschelteppich sind heute wieder salonfähig.
So manches Exponat wird zum Déjà-vu-Erlebnis schlechthin: Da tauchen plötzlich Erinnerungen aus dem Sumpf des Vergessens wieder auf, entdeckt man Tante Ernas Saarinen-Stuhl, den man als Kind nie zu schätzen wusste und nun als eine Inkunabel des modernen Wohnens anerkannt sein will.
Angesichts all dessen ist das Fragezeichen hinter dem Titel „Zerstörung der Gemütlichkeit?“ wohl gesetzt. Nie gelang es, diesen innigen Wunsch des Menschen zu überwinden, ihm funktionale Wohnmaschinen segensreich angedeihen zu lassen, musste scheitern. „Weil Wohnen letztlich doch etwas sehr Konservatives ist“, gibt Ausstellungsmacher Jochen Eisenbrand daher auch in der Stuttgarter Zeitung zu Protokoll. Aber: „Die Einrichtungen sind heller geworden, die Grundrisse offener, die Wohnungen sind nicht mehr so zugestellt.“ Na also.

kompakt
Zu sehen ist die Ausstellung „Zerstörung der Gemütlichkeit?“ noch bis zum 28. Mai im Vitra Design Museum. Das befindet sich in Weil am Rhein, also ganz im Süden der Republik.
Öffnungszeiten: Mo-So 10:00 bis 18:00, Mi 10:00 bis 20:00
Führungen: Sa und So 11:00
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