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Gleichmäßig ungleichmäßig

Farbe & Inspiration
Gleichmäßig ungleichmäßig

An einem Wohn- und Geschäftshaus im Arnsberger Stadtteil Neheim-Hüsten ist vieles außergewöhnlich – auch die Architektur und die Fassadengestaltung. Glitzerndes Anthrazit im Erdgeschoss und perlmuttschimmerndes Cremeweiß im Obergeschoss basieren auf handwerklich sauberer Verarbeitung und guter Teamarbeit.

Der Bauherr wünschte sich ein weites, offenes, außergewöhnliches Wohn- und Geschäftshaus, das als Passivhaus ausgeführt ist und viel Kontakt zwischen innen und außen bietet, berichtet Architekt Dipl.-Ing. Helge Hauert, Hagen. Die Grundstückssituation wirkt auf den ersten Blick ungünstig, doch der Architekt nutzte sie geschickt für die Trennung zwischen Büro und Wohnung, Öffentlichkeit und Privatleben. Er plante im rückwärtigen Bereich des Areals ein zweigeschossiges Gebäude, das im Erdgeschoss die Büroräume und im Obergeschoss den Wohntrakt beherbergt. Ein Nebengebäude mit Pultdach, das mit der niedrigeren Traufseite parallel zur Straße steht, dient als Sichtschutz. Die Verbindung zwischen Haupt- und Nebengebäude schafft eine Brückenkonstruktion, die ebenerdig als Parkplatz und im Obergeschoss als Terrasse genutzt wird. Am Haupthaus mündet die Brücke in einen verklinkerten Vorbau, der im Erdgeschoss den Eingang markiert.

Das Konzept der Aufweitung hat der Architekt auch in der Fassadengestaltung zum Ausdruck gebracht. Über einem anthrazitfarbenen Erdgeschoss breitet sich – im wahrsten Sinne des Wortes – ein cremeweißes Obergeschoss aus. Ein umlaufender Mauervorsprung, zwei nach außen geneigte Wandflächen und unterschiedliche Fassadenmaterialien verstärken die optische Ausdehnung.
Um Gestaltung und die für ein Passivhaus notwendige Dämmung miteinander zu kombinieren, entschieden sich Bauherr und Architekt für Mauerwerk aus Kalksandstein in Kombination mit StoTherm Classic. Um den Passivhausstandard zu erreichen, entschieden sich die Beteiligten für eine 30 Zentimeter dicke Wärmedämmung, die im Erdgeschoss aus Steinwolle und im Obergeschoss aus EPS-Hartschaumplatten besteht. Auslöser für die unterschiedliche Dämmstoffwahl war der Hellbezugswert, denn je dunkler die Farbe, desto höher ist die Temperatur, die bei Sonneneinstrahlung an der Fassade auftritt. Weil Mineralwollelamellen die dadurch auftretenden thermischen Spannungen besser ausgleichen, kam im Erdgeschoss StoTherm Classic L zum Einsatz.
„Bauherr und Architekt stellten extrem hohe Ansprüche an Verarbeitung und Ausführungsqualität“, erzählt Malermeister Klaus Hachmann, Arnsberg. „Um sie sicherzustellen und den Zeitplan einzuhalten, waren wir immer mit vier bis fünf Mann vor Ort und haben auf der Baustelle sehr auf Sauberkeit geachtet.“ Im Erdgeschoss wurden zunächst die Steinlamellen montiert und sorgfältig mit Armierungsputz geglättet. Anschließend erfolgten das Einlegen des Armierungsgewebes, nochmaliges Glätten und dann der Auftrag eines grobkörnigen organischen Modellierputzes. In Neheim-Hüsten wurde der anthrazitfarben getönte Putz nach dem Auftragen erst abgezogen und dann manuell kreuz und quer abgespachtelt. „Die abschließende Bearbeitung des Putzes hat immer derselbe Mitarbeiter ausgeführt, damit sämtliche Oberflächen mit derselben Handschrift gleichmäßig ungleichmäßig gestaltet werden“, berichtet Klaus Hachmann.
Nach dem Putzen erfolgte der zweimalige Auftrag mit einer matten Fassadenfarbe, ebenfalls im Farbton Anthrazit. Um diesem dunklen, warmen Grauton einen außergewöhnlichen Effekt zu verleihen, wurden nach dem zweiten Anstrich in die noch feuchte Farbe mit Druckluft Siliciumcarbid-Partikel eingeblasen. Dieses feine Pulver haftet in der Fassadenfarbe und lässt das Erdgeschoss insbesondere bei Sonneneinstrahlung ausdrucksvoll glitzern.
Eine ganz andere Gestaltung erhielt das Obergeschoss. „Die Qualität einer Fassade beginnt bei der Oberflächenbearbeitung der Wärmedämmung“, erklärt Klaus Hachmann die Vorgehensweise. „Um eine ebene Fläche zu erhalten, wurden die EPS-Hartschaumplatten nach der Montage mit einer Schleifmaschine spiegelglatt geschliffen.“ Dann erfolgten der Auftrag der Armierungsmasse und das Einlegen des Armierungsgewebes. Für die Fassadengestaltung wählten Bauherr und Architekt einen feinstkörnigen Modellierputz, dessen Erscheinungsbild sich durch eine fein- bis grobgefleckte Spachteltechnik auszeichnet. Für die Verarbeitung setzte Klaus Hachmann ein aus drei Mitarbeitern bestehendes Team ein, das bestens aufeinander eingespielt ist. Zwei zogen den Grundputz auf. Darauf verarbeitete der Mitarbeiter, der auch den Putz im Erdgeschoss gestaltet hat, Putzflecken in der ihm eigenen „Handschrift“. Ab- schließend erfolgte eine Metalliceffektbeschichtung. Die tönbare Lasur verstärkt die Struktur des Modellierputzes optisch und verleiht der cremeweißen Fassade zugleich einen perlmuttartigen Schimmer. Zwei rote Farbbänder im Obergeschoss unterstreichen die extravagante Gestaltung des Wohn- und Geschäftshauses.
Das Wohn- und Geschäftshaus in Neheim-Hüsten verfügt über eine Nutzfläche von rund 240 Quadratmetern. Es hat einen Primäenergiebedarf von 68 kWh/m²a und erfüllt mit einem Heizwärmebedarf von 15 kWh/m²a die Anforderungen an ein Passivhaus.

praxisplus

Wohn- und Geschäftshaus in Neheim-Hüsten
Entwurf und energetisches Konzept:
Ginkgo Architektur Dipl.-Ing. Helge Hauert, Hagen
Verarbeiter: Klaus Hachmann GmbH, Arnsberg
Verwendete Produkte: StoTherm Classic, Stolit Milano, StoColor Metallic, Stolit Effect, StoSiliciumcarbid
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