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Gute Nachbarschaft

Farbe & Inspiration
Gute Nachbarschaft

Wie eine Insel in einem Meer aus Mauerwerk und Klinker steht sie da, die frisch sanierte und kräftig gefärbte Wohnanlage Pfalzdorf in Goch mit ihren 13 Doppelhäusern aus dem Jahre 1954.

Achim Zielke, Caparol

Zweckdienlich und schlicht sollten sie sein, die Doppelhäuser, als sie für die Bediensteten der Royal Air Force Mitte der fünfziger Jahre im niederrheinischen Goch errichtet wurden. 2001 übernahm die gemeinnützige Wohnbau eG Goch die ehemaligen Soldatenunterkünfte vom Bundesliegenschaftsamt. Da es um den Heizenergiebedarf wie auch um das Fassadenbild nicht zum Besten stand, war die energetische und optische Modernisierung unumgänglich. Ab März 2006 starteten die Fassadenbauarbeiten, im August 2007 erstrahlten die energiesparend gedämmten und frisch verputzten Wohnhäuser dann wie neu. Und das in durchaus untypischen Farben.
Denn eigentlich typisch für die Bauten am Niederrhein sind die geklinkerten Fassaden – auch Goch und Umgebung zeigt sich überwiegend in dunkelroten bis bräunlichen Tönen. Das sollte sich zumindest bei der Siedlung Pfalzdorf ändern. Neben der energetischen Instandsetzung der Dächer und Fassaden stand deshalb die optische Veränderung im Vordergrund, wollte die Wohnbaugenossenschaft doch ein Vorzeigeobjekt sehenswerter Wohnraumbewirtschaftung schaffen. „Uns schwebte eine gestalterische Brücke zwischen regionaler Bautradition und gestalterischer Moderne vor“, erläutert der zuständige Architekt Theo L. Becker. „Langweiliges Einerlei gibt es genug. Die allermeisten Häuser sind entweder weiß verputzt oder rot geklinkert – als ob es keine anderen Farben gäbe, mit denen man aus älteren Bestandsgebäuden etwas Vorzeigbares machen kann“, bezieht Manfred Tielkes, Chef der Genossenschaft, Position.
Tielke begeistert sich für Pastelltöne, nicht allein aus subjektivem Gefallen, sondern auch aus kaufmännischen Erwägungen: „Gelingt es uns, durch die eigenständige Fassadengestaltung die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, werden wir auch überregional für anspruchsvolle Mieter interessant“, erläutert er sein Kalkül.
„Unsere Aufgabe bestand darin, für die Doppelhäuser ein Fassadendämm- und Gestaltungskonzept vorzulegen, das sich vom monotonen Umfeld positiv abhebt, ohne dabei den architekturbestimmenden Charakter einer Siedlung aufzugeben“, so Architekt Becker. Der Siedlungscharakter sollte schon aus Rücksicht auf den örtlichen Bebauungsplan erhalten bleiben; dennoch wollten Architekt und Bauherr jedem Haus ein eigenes Gepräge geben. Putze in Pastelltönen sollten ein Gefühl von Individualität und Zugehörigkeit vermitteln, wo die schlichten Baukörper zu uniform gehalten waren, um Orientierung durch Differenzierung im Ensemble zu gewähren.
Fröhlich sollten die neuen Putzfarben sein und Lebensfreude vermitteln, ohne dabei auch nur ansatzweise kitschig zu wirken. Und so wählte der Bauherr aus den Vorschlägen zur Fassadengestaltung zielsicher den gewagtesten. Die Farbigkeit umfasst das Spektrum von blau-grün bis gelb-rot mit insgesamt acht Tönen und wurde für jedes der 13 Gebäude spezifisch festgelegt. Die Sockel hingegen tragen nur zwei Töne, was die gemeinsame Basis der Bauten unterstreicht. Für außen sichtbare Metallelemente wie Geländer, Fallrohre und Dachrinnen wurde eine rote Beschichtung vorgeschlagen oder alternativ ein Graualuminium-Look gemäß RAL 9007 (Eisenglimmer).
Das Auftragsvolumen umfasste insgesamt 4.500 Quadratmeter Fassadenfläche. Nachdem die vormals uni gehaltenen Außenwände vorbereitet und grundiert worden waren, konnte das Wärmedämm-Verbundsystem mit seinen 12 Zentimeter starken Polystyrol-Platten direkt auf den präparierten Altputz aufgebracht werden. Haftzugprüfungen hatten zuvor ergeben, dass der aus den 1950er-Jahren stammende Erstputz meist noch belastbar war. Aufwändiges Abklopfen mit den bekannten unangenehmen Begleiterscheinungen wie Baulärm, Staub und Schmutz konnte daher entfallen.

kompakt
Die ehemaligen Soldatenunterkünfte im niederrheinischen Goch wurden einer Generalsanierung unterzogen und zeigen sich heute energiesparend gedämmt und in kräftigen Farben.
Bauherr: Wohnbau eG Goch, Goch
Sanierungsarchitekten: Architektengemeinschaft Priesker-Becker, Goch
Farbentwurf: Caparol FarbDesignCenter
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