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Helle und einladende Pflegeeinrichtung

Farbe & Inspiration
Helle und einladende Pflegeeinrichtung

Das Alfred-Behr-Haus, eine moderne Pflegeeinrichtung, will seinen Bewohnern die Orientierung im Alltag erleichtern und Geborgenheit schaffen. Ein durchdachtes Farbkonzept macht dies möglich.

Martina Lehmann, Caparol-FarbDesignStudio

Das Übersiedeln in eine Seniorenwohneinrichtung stellt einen drastischen Einschnitt im Leben dar, der mit Ängsten vor dem Neuen und Unbekannten einhergeht. Die eigenen vier Wände aufzugeben fällt gerade älteren Menschen besonders schwer. Für einen „leichteren“ Start in der neuen Umgebung empfiehlt es sich daher unter anderem, das Pflegepersonal über die persönlichen Gewohnheiten, Wünsche und Abneigungen möglichst vor dem Heimeinzug zu informieren, um eine Eingewöhnung zu erleichtern. Der umgebende Raum hat großen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Menschen. Dies ist erwiesen und gilt in besonderem Maße für ältere oder kranke Personen mit körperlichen und/oder geistigen Einschränkungen. Ziel sollte immer sein, Bewohnern möglichst hohe Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu ermöglichen und diese zu fördern. Hier kann ein durchdachtes Gestaltungskonzept unterstützend wirken – gerade der Farbwahl kommt da große Bedeutung zu. Sie kann die Orientierung erleichtern, Sicherheit vermitteln und Geborgenheit schaffen.
Das im Herbst 2008 eröffnete Alfred-Behr-Haus in Haslach im Schwarzwald ist eine stationäre Pflegeeinrichtung des Caritasverbandes Kinzigtal e.V. Sie betreut 50 pflegebedürftige Menschen in dem vom Architekturbüro Harter & Kanzler geplanten Neubau. Die moderne Gebäudehülle strahlt Ruhe aus und bietet ganz bewusst einen farbneutralen Rahmen für alle Hausbewohner. Große Glasflächen schaffen eine angenehme Verbindung zwischen außen und innen.
Durch die großen Fensteröffnungen entsteht ein heller, einladender Charakter in den neuen Räumen des zweistöckigen Gebäudes. Jede Etage beherbergt zwei Wohngruppen, die sich aus privaten Räumen und einer jeweils gemeinschaftlich genutzten Wohnküche zusammensetzt. Für die Bewohner stehen überwiegend Einzelzimmer als Rückzugsorte zur Verfügung.
Im Innenbereich überzeugt besonders auch die Farb- und Materialkonzeption. Das stimmige Erscheinungsbild hat sich in einem längeren Prozess entwickelt, in dem das Architekturbüro, die Heimleiterin Silke Boschert und die Firma Caparol mit technischem und gestalterischem Know-how mitwirkten.
Ursprünglich sollten alle Innenräume weiß gestrichen werden. Ein weißer Anstrich mit kühler, distanzierter Anmutung hätte jedoch im Widerspruch zum Leitmotiv des Caritasverbandes gestanden, in dem das menschliche Miteinander und die Gemeinschaft sowie die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse besonderen Stellenwert genießen. Deshalb wurde Petra Ruhnau vom Caparol-FarbDesign Studio zu Rate gezogen, um in Abstimmung mit dem Architekturbüro ein schlüssiges Farb- und Materialkonzept zu erarbeiten, das zur Nutzung und zur Philosophie des Hauses passte.
Gemeinschaftliche Bereiche
Die Rezeption fungiert als direkte Anlaufstelle für Besucher und Bewohner. Der großzügige Eingangsbereich vermittelt mit Parkettboden und Holztresen einen soliden und „wertigen“ Eindruck. Das geölte Eichenparkett wirkt warm und wohnlich. Eine antike Standuhr bildet einen Kontrast zur modernen Einrichtung und Formensprache. Gleichzeitig kommt der Uhr eine symbolische Bedeutung zu – als Relikt aus früheren Zeiten entsteht ein Bezug zu den Bewohnern „mit ähnlich vielen Jahren auf dem Buckel“. Die Flure schließen sich nahtlos an. Um keine Blendwirkung zu erzielen, ist statt eines weißen ein hellgrauer Grundanstrich gewählt worden, der gleichzeitig einen weniger harten Kontrast zum Parkettboden darstellt. Aufzüge wurden grau gestrichen, um nicht zu stark in den Fokus zu rücken. Jede Ebene erhält in bestimmten Bereichen farbige Akzentwände, die das Orientieren erleichtern. Dies wird unterstützt durch Bilder, alte Möbel und sonstige Accessoires der Bewohner, die in Flur- und offenen Aufenthaltsbereichen den Ort markieren und so zusätzlich als Orientierungshilfe dienen. Gleichzeitig fördern diese Gegenstände das Erinnerungsvermögen, unterstützen die Identifikation und schaffen ein wohnliches Ambiente. Die Aufenthaltsbereiche in den Fluren dienen daher gleichzeitig als Erinnerungsräume. Gerade für ältere Menschen sind die sogenannten „Erinnerungsräume“ wichtig, weil sie Momente aus der Vergangenheit widerspiegeln.
Private Bereiche
Jedes Zimmer verfügt über ein eigenes Bad und eine Grundmöblierung mit Bett, Schrank, Tisch und Stühlen. Als Bodenbeschichtung wurde ein bordeauxroter Linoleumbelag ausgewählt. Dieser bietet Trittsicherheit und schafft eine stabile Basis, ein wichtiger Aspekt für Senioren, denen das Gehen häufig schwerfällt. Gleichzeitig entsteht durch die Lichtreflektion eine warme, wohlige Raumatmosphäre. Die warmweißen Wände bilden einen neutralen Rahmen für eigene Möbel und liebgewordene Erinnerungsstücke. Auch die Schränke sind bewusst weiß gehalten, um sich dezent zurückzunehmen. So entsteht kein Problem in der Kombination mit privaten Gegenständen. Gerade Möbel sind häufig aus Holz und lassen sich so gut zu einem harmonischen Gesamtbild integrieren. Eine kräftig orangefarbene Schiebewand trennt das Bad vom Wohnbereich. Dieser Farbton vermittelt zwischen den weißen Wänden und dem roten Boden. Gleichzeitig wird auch signalisiert, dass sich ein anderer Funktionsbereich anschließt. Im Bad kommt ein blauer Anstrich hinter dem Heizkörper zum Einsatz, damit sich dieser kontrastreich von der Wand absetzt. Dies ist besonders hilfreich, wenn die Sehfähigkeit eingeschränkt ist. Die Farben, Kontraste und die klare Farbzuordnung in Bad und Wohnraum unterstützen die Orientierung und bieten trotzdem die Möglichkeit indivi- duell von den Bewohnern gestaltet zu werden.
Das von Malerbetrieb Rombach & Merkt aus Villingen-Schwenningen ausgeführte Ergebnis kann sich sehen lassen: Hochwertige, natürliche Materialien wie Eichenparkett und Lino-leum, kombiniert mit lebendigen Farbakzenten, schaffen eine Atmosphäre, die bei Bewohnern, Besuchern und Pflegepersonal gleichermaßen gut ankommt. Dazu trägt auch die ungewöhnliche Mischung aus moderner Architektur und antiken Einrichtungsgegenständen bei. Sie prägen das Alfred-Behr-Haus und verleihen ihm einen lebendigen und markanten Charakter.
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