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Kleine Zielgruppe

Farbe & Inspiration
Kleine Zielgruppe

Kindgerechte Farbgestaltung ist eine schwierige Aufgabe, die immer wieder grundsätzliche Diskussionen provoziert. Die Planer vor Ort gehen derweil mit den bewährten Instrumentarien ans Werk, wie der Blick nach Köln zeigt.

Andrea Grunau

In Köln-Müngersdorf am Egelspfad wird gebaut wie es beliebt, überwiegend in Form von Einfamilienhäusern, qualitativ und quantitativ in großer Bandbreite. Farbe wird hier sehr dezent eingesetzt. Umso mehr machen die beiden farbintensiven Kindertagesstätten Ecole Maternelle und Zauberwald auf sich aufmerksam
Farbe orientiert
Schon von Weitem weisen die Farben Rot, Gelb und Blau Kindern und Eltern den Weg zu der deutsch-französischen Ecole Maternelle. Der eingeschossige Bau in Form eines „E“ unterteilt sich in drei farbige Baukörper für die Gruppenräume der Kinder mit den zugehörigen Innenhöfen. Die Farben setzen sich im Gebäude fort: So erhielten Türen und Bodenbeläge die jeweilige Gruppenfarbe. Das hilft den Kindern sich klar zu orientieren, verdeutlicht die Gleichheit in der Gruppe und differenziert die eigene Gruppe von den anderen. Die verputzten Außenwände wurden in dem Rot, Gelb und Blau der „Le Corbusier“-Farbreihe gestrichen. Die von dem Architekten Le Corbusier in den vergangenen 20er und 30er Jahren festgelegte begrenzte Farbauswahl harmoniert miteinander, erst recht, wenn warme und kalte Farben aufeinandertreffen. „Ein weiterer Vorteil ist, dass die Farbigkeit über lange Zeit erhalten bleibt“, erklärt Architekt Trübenbach, „und sich auch durch Witterungseinflüsse nicht verändert. Dies wünschen sich viele Bauherren.“
Farbe für den Zauberwald
Die Glasfront aus bodentiefen Fenstern im Wechsel mit den farbig leuchtenden Putzwänden zieht schon von Weitem alle Blicke auf sich. Im Zauberwald wurde das fröhliche Farbenspiel um die Farben Orange und Grün als Bezug zur Natur erweitert. In dem zweigeschossigen Bau orientieren sich die Gruppen Fliegenpilze am Gelb, die Glühwürmchen am Blau, die Wichtel am Rot und die Glückskäfer erhielten die Farbe Orange. „Da für die Kinder die Gruppenzugehörigkeit durch die Farbe so eindeutig ist, würde die Bezeichnung gelbe bis orangene Gruppe völlig ausreichen“, meint Ergänzungskraft Homa Emami. „Das wäre die logische Schlussfolgerung der Farbgebung und könnte einiges vereinfachen.“ Neben den kunststoffbeschichteten Türen, den Bodenbelägen aus PVC und Teppich sind Dekorationsmaterialien und die Garderobenwände in den Gruppenfarben gehalten. „Um die individuelle Gestaltung zu gewährleisten, wurden Galerieleisten an den Wänden integriert“, erklärt Leiterin Elke Troosters. „Und nachträglich nahm ich mir die Freiheit und habe die weißen Flurwände in einem frischen Gelb streichen lassen. Gelb ist weniger empfindlich, sehr freundlich und belebt selbst einen grauen Wintertag.“
Farbe belebt
Wer sich in Kölns tiefstes Neu-Ehrenfeld begibt, der wandelt höchstens in den Spuren des Kulturpfades rund um den Takurplatz. Ansonsten hat die Gegend augenscheinlich nicht viel zu bieten. Hier ist der Sitz der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Ehrenfeld, die offensichtlich bemüht ist, das graue Viertel für ihre Mieter zu beleben. Die Probleme im Veedel wurden mit einem sozialen Dreieck gelöst. Sparmaßnahmen zwangen die Kirchengemeinde Räume aufzugeben, die die Genossenschaft kurzerhand erwarb. Die ehemalige Pfarrbücherei wurde zur „Pusteblume“ – ein Zentrum für Bewegung, Entspannung, Tanz und Theater. „So ergibt sich ein Freizeitangebot für alle Altersgruppen unserer Bewohner“, meint Georg Potschka von der Wohnungsgenossenschaft. Und die Leitung der Pusteblume versichert, mit ihrem Angebot einen Teil der ehemals kirchlich sozialen Leistung zu übernehmen.
Die Räume der Pusteblume überraschen: Kräftig leuchtende Farben vermitteln eine anregende und belebende Atmosphäre. Das Raum- und Farbkonzept der Kölner Innenarchitektin Sylvia Leydecker setzt bewusst auf harmonische Kontraste und dient als Leit- und Orientierungssystem. Die durchgehend pinkfarbene Decke bildet einen räumlichen und farblichen Kontrast zum fugenlosen blauen Boden aus Epoxydharz für höchste Beanspruchung, der sämtliche Bereiche verbindet. Die WCs sind ausschließlich in Apfelgrün gehalten. In den Umkleiden erzeugt kräftiges Blau ein „Aquarium-Feeling“: Die pinkfarbene Decke changiert nun Violett. Durch Reflektion wird eine psychedelische Wirkung entfaltet, die sich bei Lichteinfall noch verstärkt. Sparsam eingesetzte weiße Akzente frischen auf. Die Gestaltung der Innenarchitektur wird durch gezielt platzierte großformatige Fotos und eine sorgfältig ausgewählte Möblierung ergänzt. Im Gegensatz zu dem Farbrausch in den übrigen Räumen ist der Kursraum in betont weichen Nuancen gehalten. Sandfarbene Töne, dezentes Hellblau, Holzoberflächen und viel Tageslicht bewirken eine ruhige Atmosphäre.
„Das Farbkonzept orientiert sich am Corporate Design, das bislang nur in 2D sichtbar war“, erklärt Sylvia Leydecker, „und von mir in die Dreidimensionalität übersetzt wurde. So entstand in den Räumen eine eigene individuelle Pusteblumen-Welt. Der Bauherr selbst hätte sich an ein solches, aus seiner Sicht mutiges und totales Farbkonzept nie gewagt.“ Ein Glücksfall für alle Anwohner.

kompakt
Kindertagesstätte Zauberwald
Bauherr: Friedrich Wassermann GmbH & Co, Köln
Architekten: Wiegmann & Trübenbach, Köln
Ausführung: Malermeisterbetrieb Helmut Divjak, Köln
Standort: Am Lindenweg 1, Köln- Müngersdorf
Ecole Maternelle
Bauherr: Friedrich Wassermann GmbH & Co, Köln
Architekten: Wiegmann & Trübenbach, Köln
Ausführung: Malermeisterbetrieb Helmut Divjak, Köln
Standort: Im Rapsfeld 32, Köln- Müngersdorf
Pusteblume
Bauherr: Pusteblume e.V., Köln und Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ehrenfeld, Köln
Innenarchitektin: 100% interior, Sylvia Leydecker, Köln
Ausführung: Malerwerkstätte Uwe Käther, Köln
Standort: Ansgarplatz, Köln
Auf unserer Website finden Sie ein weiteres Kinder-Objekt aus Köln: Das Fitness-Zentrum „Kids-Gym“. Das hört sich zunächst etwas skurril an, doch machen Sie sich selbst ein Bild: www.malerblatt.de
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