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Razzle Dazzle

Dazzle Camouflage
Razzle Dazzle

Dazzle Camouflage sollte im Ersten Weltkrieg den Feind täuschen. Im Rahmen des Londoner Designfestivals hat die britische Designagentur Pentagram das Prinzip neu interpretiert.

Autor I Fotos: Martin Mansel

Wer den Raum am Ende eines langen Flures im Royal Victoria & Albert Museum in London betritt, fühlt sich in einen Schwarz-Weiß-Film versetzt. Ein Muster aus unterschiedlich starken Linien, Buchstaben und Zahlen, merkwürdig durchbrochen, überzieht Wände und Boden.

Dazzle Camouflage auf Kriegsschiffen

Erfunden hat die Dazzle Camouflage (übersetzt: Trubeltarnung oder blendende Tarnung) der britische Künstler Norman Wilkinson während des Ersten Weltkrieges. Deutsche U-Boote versenkten damals bis zu acht britische Schiffe am Tag. Wilkinson war Marinemaler, diente in der Royal Navy Freiwilligen Reserve und wollte den hohen Verlust an Menschenleben und Schiffen nicht hinnehmen. Er beschäftigte sich daher mit der Frage, wie man es anstellen könnte, dass ein Schiff, aus der Distanz durch ein Periskop beobachtet, schwerer erkennbar wäre. Ihm war klar, dass es aufgrund des Rauchs aus den Maschinen unmöglich sei, ein Schiff auf See völlig unsichtbar zu machen. Daher konzentrierte er sich bei der Entwicklung seiner Tarnmuster darauf, mit einer besonderen Maltechnik die Formen der Körper optisch aufzubrechen, um zu verhindern oder zumindest möglichst lange hinauszuzögern, das der Gegner den Umriss des Schiffes, dessen Position und Fahrtrichtung bestimmen konnte. Die Feinde sollten verwirrt werden.

Razzle Dazzle als künstlerische Darstellung

Inspirieren ließ sich Wilkinson bei der Entwicklung der Dazzle-Muster von künstlerischen Darstellungen der damaligen Avantgarde wie dem Kubismus, aber auch von Beispielen aus der Tierwelt. In der Natur findet man diese Art der Tarnung bei Säugetieren, Vögeln, Amphibien und Pflanzen gleichermaßen. Über eine disruptive Fell- oder Federkleidfärbung verfügen sowohl Jäger, wie der Leopard oder bestimmte Eulenarten, als auch Gejagte wie das Zebra. Charakteristisch für die disruptive Farbgebung sind helle und dunkle Flächen, die einen starken Kontrast bilden, sowie sich nicht wiederholende Muster.

Nachdem Wilkinson die Grundtechnik für die Gestaltung der Schiffe entwickelt hatte, unterstützte ihn ein Team aus zwei Dutzend Künstlern und Studenten bei der praktischen Umsetzung. Im Kellergeschoss der Royal Academy of Arts zeichneten sie Pläne, bauten Modelle mit unterschiedlichen Dazzle-Camouflage-Mustern und ließen diese von speziell ausgebildeten Marinebeobachtern testen. Insgesamt erhielten im Ersten Weltkrieg über 1.500 Schiffe einen Dazzle Camouflage-Anstrich. Wer Dazzle Painting googelt, erhält zahlreiche Beispiele für die unterschiedlichen Schiffsanstriche, die damals realisiert wurden. Bis heute gibt es allerdings keine Klarheit darüber, ob das Verfahren wirklich wirksam gewesen ist oder nicht.

Die Design-Agentur Pentagram, die den Raum im Victoria & Albert Museum gestaltet hat, näherte sich dem Thema nicht auf rein grafische, sondern aus eier typografischen und lyrischen Perspektive. Basis des Entwurfs ist das Gedicht „Suspense“ (Spannung), das der Dichter Wilfried Wilson Gibson, ein Zeitgenosse Wilkinsons, während des ersten Weltkriegs geschrieben hatte. Dessen Zeilen haben die Designer von Pentagram in ein Netzwerk aus Mustern übersetzt. Der Betrachter soll sich so dieser vergangenen Ära mit einem zeitgemäßen Blick nähern können.

Quelle:
www.wikipedia.org

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