In den 60er Jahren standardisiert erbaut, nun mit den Mitteln der Farbe individualisiert und verfremdet: Eine Groß- siedlung in Hamburg erhält eine neue Identität.
Armin Scharf
Standardisierung bedeutet Kostenreduzierung – so jedenfalls die Maxime vor rund 40 Jahren, als man quer durch die Republik preiswerten Wohnraum im großen Stil errichtete.
Auch im Hamburger Stadtteil Neuwiedenthal entstand eine Siedlung aus 31 Mehrfamilienhäusern, zwar nur zweigeschossig, doch nach einem exakt festgelegten Plattenraster. Schon lange gilt diese Bauweise nicht mehr als zeitgemäß, bautechnisch wie ästhetisch. Also entschloss sich die Siedlungsgesellschaft Saga zur so genannten Wohnumfeldverbesserung, die auch die Aufwertung der Gebäudehüllen vorsah.
Das Sanierungskonzept basiert auf einer „Umformatierung“ der Gebäude – statt der bisherigen vertikalen Betonung durch die Plattenformate steht nun eine weniger klar gerichtete Orientierung. Die Hauptmerkmale der wärmegedämmten Fassaden sind Farbfelder, die von den Fenstern ausgehend keiner direkt erkennbaren Ordnung folgende Überlagerung bilden. Die Felder variieren in Breite und Höhe, umfassen mal zwei Fenster, laufen über Ecken oder Vorsprünge. An den Giebeln gehen sie schließlich ganz in Streifen über. Damit bilden die Farben eine neue Schicht, die zwar zu den Fenstern Bezug nimmt, sich aber dennoch autonom auf den Fassaden ausbreiten. Ziegelrot, Blaugrau und ein sandiges Beige repräsentieren übrigens bereits in der Siedlung vorhandene Farben.
So ungewöhnlich das Konzept auf den ersten Blick ist, so individuell zeigen sich die Häuserzeilen nun – und erlauben das Entstehen von Identität. Dafür wurde das Projekt mit einer Anerkennung des maßgeblich von Sto initiierten 3. Bundesdeutschen Architekturpreis Putz bedacht.
Bauherr: Saga Siedlungsaktiengesellschaft, Hamburg
Architekten: Spengler•Wiecholek, Hamburg
Ausführung: Züblin AG, Hamburg
Standort: Neuwiedenthalerstraße, Hamburg
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