Zwei Jahre nach dem Einzug der Familie Azam fragen Passanten noch immer: „Sind das wirklich Betonfertigteile an Ihrem Wohnhaus?“ Doch solche sucht man hier vergeblich. „Als wir unser Haus geplant haben, sind wir ganz bewusst von einer konventionellen Verarbeitung abgerückt“, blickt Bauherr Mhamad Azam zurück. Der Bebauungsplan gab weitestgehend keine Beschränkungen für die Fassadengestaltung vor. Diese Freiheit machte sich die Familie zunutze. Azam, Bauingenieur und Energieberater, plante eine Mischfassade aus Klinker in Erd- sowie Putzoptik im Obergeschoss – so weit, so gewöhnlich.
Sichtbeton-Optik auf Putzbasis
Um den gewünschten Aktivhaus-Standard zu erreichen, war die Dämmung mit einem Wärmedämm-Verbundsystem gesetzt. Um das gewünschte individuelle Erscheinungsbild hervorzubringen, fragte er den technischen Berater von Brillux, Marcel Färber, nach alternativen Gestaltungsmöglichkeiten. Von der Besenstrichoptik bis hin zur glitzernden Putzfassade mit eingeblasenem Spiegelbruch präsentierte der WDVS-Experte diverse Variationen. Bei der Sichtbetonoptik war Azam direkt überzeugt. Mit der Arton Krasniqi Malermeister GmbH beauftragte er einen Fachbetrieb für Fassadenarbeiten im Privat- und Gewerbebereich. Die erste Reaktion von Geschäftsführer Arton Krasniqi: „Ein solches Projekt betreut man nicht alle Tage, diese kreative Fassadengestaltung wollten wir unbedingt ausführen.“ Dabei verließ sich Krasniqi voll und ganz auf die Expertise von Marcel Färber. Vor Ort schulte dieser die Mitarbeiter/-innen für die fachgerechte Umsetzung der besonderen Optik. „Danach lief alles von alleine. Die Verarbeitung ging sehr effizient von der Hand. Einmal umgesetzt, ist die Sichtbetonoptik eine attraktive Möglichkeit, eine Putzfassade zu individualisieren“, sagt Krasniqi, der eine solche Fassadengestaltung nun regelmäßig anbietet.
Mit durchschnittlich drei Mitarbeitern vor Ort führte sein Betrieb die spezielle Putztechnik aus. Aufbauend auf der geklinkerten Fassadenfläche im Erdgeschoss verarbeitete das Team zuerst das WDVS EPS Prime. Wegen der möglichen Plattenstärke von 28 Zentimetern und den damit zu erzielenden Dämmwerten hatte sich Azam für dieses System entschieden. Krasniqi und sein Team grundierten zuerst die Fläche, ehe sie mit Pulverkleber die Dämmplatten verklebten. Nach der Trocknung führten sie die Armierung mit dem Pulverkleber und WDVS-Glasseidengewebe aus.
Mineralische Putzschicht
Weil der Betrieb im mineralischen System blieb, war keine weitere Grundierung nötig. Den Mineral-Leichtputz spritzten die Verarbeiter/-innen mit einem Schneckenfördergerät auf, durchkämmten ihn mit der Zahnkelle und glätteten ihn. Um den Sichtbeton originalgetreu zu imitieren, hatte der Bauherr im Vorfeld in einem Betonwerk die maximale Größe eines Sichtbetonteils ermittelt. Vor diesem Hintergrund teilte er jede Fassadenseite in der Planung in gleich große Felder ein, die der Fertigteiloptik entsprachen.
In der Praxis klebten Krasniqi und sein Team die Felder nach der Trocknung der ersten Putzschicht ab, spachtelten die zweite Lage mit einem höheren Wasseranteil nach und zogen die Bänder im noch feuchten Zustand wieder ab. Für die stilbildende Sichtbetonoptik drückten sie die Baufolie mit der venezianischen Glättekelle fest an die feuchte Putzschicht. Beim Abziehen bildete sich die spezielle Betonbeschaffenheit authentisch nach. Um Folienabdrücke zu kaschieren, glätteten sie die Flächen erneut aus.
Lasierender Schlussanstrich für den Sichtbeton
Die charakteristische Oberflächenstruktur war erstellt, zwei Anstriche mit Extrasil 1911 eröffneten die weitere Gestaltung. Um den deckenden Effekt des Grund- und Zwischenanstrichs optisch zu durchbrechen, führte der Malerbetrieb einen weiteren Lasurauftrag aus. Die Lasur verteilte er gleichmäßig auf der Fassade und erstellten ein wolkiges Oberflächenbild. Das Ergebnis: eine changierende Optik ganz im Anklang an Betonfertigteile.
„Wir hätten nie gedacht, dass wir dem Sichtbeton so nahekommen“, sagt Azam heute. „Diese Fassadengestaltung allein auf Putzbasis ist außergewöhnlich.“ Für die Familie Azam hat sich dadurch ein Lebenstraum erfüllt, denn die außergewöhnliche Gebäudehülle verwandelt ihr Haus nicht nur in ein echtes Unikat. Auch die Verwendung von mineralischen Putzen war für Azam ein Muss. Dank des WDVS-Aufbaus mit der Porenbeton-Tragschale erzielt die Fassade im Obergeschoss einen U-Wert von gerade einmal 0,105 W/(m²·K) – weit unter den gesetzlichen Vorgaben.
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PraxisPlus
Eingesetzte Brillux-Produkte:
EPS Prime Dämmplatte 3870
Extrasil 1911
Lacryl Tiefgrund ELF 595
Mineral-Leichtputz G 3679
PE-LD Baufolie 1516