Zug um Zug sollen alle Gebäude bis 2021 saniert werden. Eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten ist es, den historischen Zustand zumindest äußerlich wiederherzustellen. Denn der von August Buxbaum in den 1920er-Jahren errichtete Straßenzug steht wegen seines Ensemblecharakters unter Denkmalschutz. Welche Fassadenfarben der Architekt damals ausgewählt hat, ist nicht mehr zu ermitteln. Sämtliche Unterlagen sind verschollen, es gibt nur wenige, kaum aussagekräftige Schwarz-Weiß-Fotos.
Von Anfang an war die Denkmalbehörde in alle Entscheidungsprozesse mit eingebunden. Diplom-Designerin Martina Lehmann konnte ihr Farbkonzept erst erstellen, als Restaurator Thorsten Moser seine Befunduntersuchungen abgeschlossen hatte. Vor Beginn der Bauarbeiten machte er sich mit Anlegeleiter, Stirnlampe und Skalpell ans Werk und legte zunächst bei zwei Häusern im Spessartring die einzelnen Farbschichten bis auf den Untergrund frei. Schließlich hatte er eine „Treppe“ – die Malschichtenfolge bis zum ersten Anstrich – vor sich. So ging er auch bei den Oberflächen der Klappläden und Haustüren vor. An den Arkadengängen entdeckte er sogar noch Reste vom Originalputz. Die Befunde wurden fotografiert und etikettiert. Mosers Recherchen ergaben, dass die untersuchten Häuser ursprünglich ockerfarben waren, was nicht weiter überrascht. Natürliche Ockerpigmente, also Erdfarben, waren früher leicht zu gewinnen und daher relativ preiswert.
Authentische Farbgestaltung
In Abstimmung mit dem Restaurator visualisierte Martina Lehmann die Gebäude des ersten Bauabschnitts in „Amberger Gelb“ , einem Farbton aus der Histolith-Farbkarte, die speziell für die authentische Farbgestaltung von historischen Gebäuden entwickelt wurde. „Da gibt es auch keinen Stress mit der Denkmalbehörde“, betont Lehmann. Diese legt Wert auf mineralische Farben, wie sie die Kollektion Histolith-Klassik bietet. „Diese Farbtöne basieren auf der Farbigkeit von überlieferten Pigmenten, Naturbaustoffen und farbigen Erden“, erklärt Mario Kartsch (Geschäftsbereich Alsecco). Der Großraum Amberg war früher bekannt für seine Farberde, das in beschwerlicher Arbeit abgebaute „Gold der Oberpfalz“. „Amberger Gelb“ passe gut zu den „Goldenen Zwanzigern“, findet Martina Lehmann. Es war die Zeit, als die Wirtschaft wieder zu boomen begann.
Dominantes Gelb
2016 war die Sanierung der zwei ersten Häuser des Buxbaum-Ensembles abgeschlossen. Jetzt unterstreicht ihr dominantes Gelb ihre Bedeutung als Pforte zur Mathildenhöhe. Kunststofffenster wurden gegen Holzsprossenfenster ausgetauscht und Holzklappläden erneuert. Türen und Klappläden, aber auch Handläufe heben sich moosgrün oder rot von der Fassade ab – so, wie es Buxbaum einst bestimmt hatte. Bei der Neueindeckung der Dächer wurde die „Frankfurter Pfanne“ durch historisch korrekte naturrote Biberschwanzziegel ersetzt. Sogar die von Kindern gern als Turngeräte zweckentfremdeten Teppichklopfstangen sollen der Nachwelt erhalten bleiben.
Alles originalgetreu
Für jedes Haus hat Martina Lehmann einen Farbenplan für alle Bauelemente erarbeitet. Die ersten zwei gegenüberliegenden Häuser in kräftigem Ockergelb wirken wie das Tor zum Ensemble. Die anschließenden Gebäude nehmen sich farblich in einer helleren Nuance des „Amberger Gelbs“ bewusst etwas zurück. Der nächste Block auf der langen Sanierungsliste wird optisch aber wieder herausragend sein: Er wird in „pompejanisch Rot“ erstrahlen. Auch wenn diese rotbraune Erdpigmentfarbe für den heutigen Farbgeschmack zu beherrschend ist, bleibt es bei dieser Buxbaum-Vorgabe: Authentizität ist wichtiger als der Zeitgeist.
Gewicht von zwei Elefanten
Mario Kartsch schätzt, dass für die Verschönerung etwa 10.000 bis 12.000 Kilo Farbe gebraucht werden – das entspricht dem Gewicht von zwei ausgewachsenen afrikanischen Elefanten. Bis 2021 sollen die architektonischen Zeitzeugen dann so aussehen, als wenn sie 100 Jahre alterslos überstanden hätten.
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Verwendete Materialien
Alsecco Armierungsmörtel Armatop A Alsecco Glasfasergewebe 32
Alsecco Oberputz Alsilite Aero T
Alsecco Fassadenfarbe/Silikatfarbe Alsicolor Silitec in den jeweiligen Histolith-Farbtönen