Bislang gebe es noch keine klassische Ausbildung im Bereich Bauten- und Korrosionsschutz, sagt Thomas Kraljic, seit 25 Jahren Ausbilder und Dozent u.a. für Stahlbetonbauer. „Es ist zwar eine Nische, in der wir uns bewegen, aber der Bedarf an Fachkräften ist riesig. Bei Beton setzen alle voraus, dass er ewig hält. Ein Trugschluss. Auch ein Betonbauwerk braucht Schutz und Pflege.“ Der Dozent sieht einen Riesenmarkt für die Teilnehmer des Meisterkurses, schließlich führten Chloride und Risse zu drastischen Schäden, etwa an Brücken oder Tiefgaragen. Stichwort Tiefgaragen: Die Zeiten dunkler Autoabstellplätze sind Gott sei Dank vorbei. Farbige Leitsysteme erhalten Einzug. „Ein Bauwerk ertüchtigen und gleichzeitig optisch anspruchsvoll in Szene setzen, das können nur die hier ausgebildeten Maler“, erklärt Kraljic. Im Ausbildungszentrum in Geradstetten wird gezielt die Verarbeitung von Beton gelehrt, Fragen wie: „Wozu braucht man eine Bewehrung?“ beantwortet. Dieser Bereich, so Kraljic, werde in einer klassischen Malerausbildung nicht angesprochen.
Theorie für den Bauten- und Korrosionsschutz Meister
Der theoretische Teil des Meisterkurses wird über eine Onlineschule vermittelt, nach Feierabend erhalten die Meisterschüler hier Unterricht. Das virtuelle Klassenzimmer ist an zwei Wochentagen jeweils von 19.30 bis 21 Uhr geöffnet. Rückfragen beim Dozenten sind selbstverständlich möglich, auch die „Klassenkameraden“ können untereinander kommunizieren, sich gegenseitig Hilfestellung geben. Am Ende jeder Unterrichtseinheit gibt es – wir sind hier schließlich in einer Schule – noch zusätzlich Hausaufgaben. Häufig komme es vor, so sagt es Enzo Antonaci, dass sich die Schüler außerhalb der Kurszeiten online verabreden, um die Hausaufgaben durchzugehen.
Die Onlinemeisterschule steht bundesweit jedem Gesellen offen, die Abschlussprüfung wird vor der Handwerkskammer (HWK) Stuttgart abgelegt, auch der Prüfungsausschuss besteht aus geschulten HWK-Mitgliedern. Stuttgart ist die einzige HWK in ganz Deutschland, bei welcher man diesen Meisterbrief erlangen kann.
Maximal 14 Schüler nimmt das Ausbildungszentrum pro Jahrgang auf. Nur so ist gewährleistet, dass sich die Dozenten in der Meisterausbildung im Fach Bauten- und Korrosionsschutz um jeden Schüler ausreichend kümmern können.
Enzo Antonaci bildet sich gezielt weiter
Was treibt uns an?
Hoch muss die Motivation bei allen Teilnehmern sein, denn: Ein Zuckerschlecken ist das Erlangen dieser Zusatzqualifikation nicht. Die meisten machen den Lehrgang in ihrer Freizeit, opfern wahlweise ihren Jahresurlaub oder haben mit ihren Betrieben einen Überstundenabbau geregelt.
Was treibt die Meisterschüler an? „Ich wollte möglichst viele Dienstleistungen aus einer Hand anbieten können, einen Mehrwert für die Kunden bieten“, antwortet Sandro Seidel aus Eschbach. Maxim Freer hat ein Studium als Wirtschaftsingenieur erfolgreich abgeschlossen, holt sich nun mit der Meisterausbildung noch die praktische Erfahrung dazu. Als Teamleiter ist er in seinem Betrieb für zehn Mitarbeiter zuständig „Ich wollte etwas Greifbares, damit die Mitarbeiter sehen: Der ist Meister, er kann was.“
Teilnehmer Sandro Seidel will den Kunden einen Mehrwert anbieten
Praxis für den Meisterkurs
Grau ist alle Theorie – nicht nur beim Beton. Thomas Kraljic vermittelt in seinen Kursen im Ausbildungszentrum die Praxis: Unter seiner Anleitung müssen die Schüler einen Betonrohling bauen. Von der Schalung über die Bewehrung bis hin zum Betonieren machen die Maler alles selbstständig. An diesem Betonrohling wird später auch die praktische Meisterprüfung abgenommen. Dozent Kraljic zeigt in seinen Kursen auch Schadensbilder von Balkonen an einem Modell: „Die Schwierigkeit liegt in Kleinigkeiten, es sind keine großen Flächen, die behandelt werden müssen.“ Hier lernen die Schüler alles zum richtigen Erkennen, Bewerten und Beseitigen von Betonschäden, Rissen, Fugen und Beschichtungen.
Maxim Freer holt praktische Erfahrung nach
Prüfung im Bauten- und Korrosionsschutz
Die Abschlussprüfung besteht aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil: Letztgenannter findet an zwei halben und zwei ganzen Tagen statt. Die Theorie umfasst etwa den Bereich Kalkulation, hier wird eine schriftliche Angebotsausarbeitung verlangt. Diejenigen, die vor vier Jahren am ersten Meisterkurs „Bauten und Korrosionsschutz“ teilnahmen, sind heute längst in Führungspositionen angelangt. Viele würden Betriebs- oder Niederlassungsleiter mit viel Verantwortung und Gestaltungsspielraum, freut sich Thomas Kraljic. Zwei Jahre der Mühen und Entbehrungen lohnen sich also.
Endspurt: Tag der praktischen Abschlussprüfung
Mehr zum Thema Beton gibt es hier.
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