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Farbenspiel

Interferenzpigmente als Gestaltungsmittel
Farbenspiel

Metallic, Glitter und Glanz – diese Effekte sind bei den Kreativtechniken derzeit das bestimmende Element. Ein changierendes Effektpigment vervollständigt die Glamour-Familie: ausgehend von Grün über Silber bis zu Orange-Rot oder von Blau über Türkis zu Grün eröffnet es für die Gestaltung von Lasuroberflächen völlig neue Dimensionen. Je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall ergibt sich dank der Interenzpigmente ein lebendiges Farbenspiel.

Autor: Susanne Sachsenmaier-Wahl | Fotos: Caparol

Neu ist der Effekt eigentlich nicht: so genante „Flip-Flop-Lackierungen“ erregen in der Automobilbranche – insbesondere in der Tuning-Szene – schon seit einigen Jahren Aufsehen. Bei einer Flip-Flop-Lackierung kommen spezielle Metalleffekt- oder Interferenzpigmente im Lack zum Einsatz. Je nach Blickwinkel ändert der Lack seine Farbe – etwa von Blau zu Grün. Für diesen „Flip-Flop-Effekt“ sorgen spezielle Pigmente. Zusätzlich zur Basisfarbe sind dem Lack plättchenförmige Interferenzpigmente aus Aluminium- oder Metalloxid beigemischt, die sich im Lack parallel ausrichten. Das führt dazu, dass ein großer Anteil des Lichts an diesen reflektiert wird, so dass die Helligkeit im Glanzwinkel sehr hoch ist. Entsprechend fehlt dieser Anteil des Lichtes in flacheren Betrachtungswinkel, so dass die Helligkeit gering ist. Interferenzpigmente erzeugen ihren Farbton durch Verstärkung und Auslöschung einzelner Wellenlängen (Interferenz). Welche Wellenlängen verstärkt und welche ausgelöscht werden, ist abhängig vom Betrachtungswinkel. Auf diese Weise entsteht ein Farbtonumschlag.

Flip-Flop für die Wand

In einer Gestaltungs-Ära, in der Glanz und Glamour Innenräume dominieren, war die Zeit endlich reif, diesen Effekt auf die Wandgestaltung zu übertragen. Mehrfarbig schimmernde Perlglanzpigmente sollen Wandlasuren aufwerten und Extravaganz in die heimischen vier Wände bringen. Die Pigmente bestechen durch ihr spezielles Farbwechselspiel, das bislang eben nur hochwertige Autolackierungen darstellen konnten. Ausgehend von Grün über Türkis zu Blau oder von Grün über Silber bis zu Orange-Rot eröffnet es für die Gestaltung von Lasuroberflächen völlig neue Dimensionen. Je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall erscheint die Wandoberfläche in ihrem eigenen individuellen Farbspiel.

Untergrundvorbereitung

Damit der Effekt besonders gut zur Geltung kommt, empfiehlt es sich, den Untergrund in einer intensiven oder dunklen Farbe vorzustreichen. Das Farbwechselpigment, das von Grün über Silber zu Rot-Orange wechselt, macht sich beispielsweise besonders gut auf einer Grundbeschichtung in einem Grauton, der einen Hang zu Khaki hat. Für die Grün-Türkis-Blau-Variante empfiehlt sich dagegen eine schwarze Dispersionsfarbe.

Je glatter, desto intensiver

Der Untergrund selbst sollte mindestens die Anforderungen für Gipsuntergründe nach Qualitätsstufe Q 4 erfüllen. Wer bei der Herstellung eines glatten Untergrundes besonders sorgfältig arbeitet, wird später dafür belohnt. Denn je rauer der Untergrund, desto weniger ist vom Effekt sichtbar – je glatter er ist, umso intensiver tritt der Effekt in Erscheinung. Erst durch die sehr glatt gespachtelte und intensiv gefärbte Untergrundbeschichtung erlangt diese Technik ihre volle Tiefe und Ausdrucksstärke.

Bevor die eigentlichen Beschichtungsarbeiten beginnen, ist es notwendig, das Effektpigment, das in die Lasur eingerührt wird, in Wasser anzuteigen. Die Wassermenge darf die 3-fache Menge des Effektpigmentes dabei nicht übersteigen (z.B. werden 50 Gramm Pigment in maximal 150 Milliliter sauberem Wasser angeteigt).

Verarbeitung

Im ersten Schritt wird der vorbereitete Untergrund mit einer hochwertigen Innendispersion im ausgewählten Farbton deckend beschichtet. Um die Oberflächenglätte zu erhöhen, bearbeitet man die Dispersionsbeschichtung nach dem Aufrollen mit einer Venezianischen Kelle oder einer speziellen Kunststoffkelle. Dieser Arbeitsgang muss unter Umständen zweimal ausgeführt werden, um die erforderliche gleichmäßig deckende und glatte Oberfläche zu erreichen. Die Oberflächenglätte hat bei dieser Technik einen extrem hohen Stellenwert. Daher sollte auch eine vorherige Grundierung, falls diese aufgrund der Untergrundgegebenheiten erforderlich ist, bereits mit der Kelle nachgeglättet werden.

Nun wird das klümpchenfrei angeteigte Effektpigment in eine glänzende Dispersionslasur eingerührt. Eine matte Lasur ist nicht zu empfehlen, denn ähnlich wie bei einem rauen Untergrund, verliert sich der Effekt des Pigments darin. Der Anteil des angeteigten Effektpigments an der Lasurmenge sollte etwa zwei bis vier Volumenprozent betragen. Die Lasur kann sowohl transparent als auch leicht eingefärbt sein. Je transparenter die Lasur bleibt (also je weniger Abtönpaste zugefügt wird), umso besser bleibt der eigentliche Effekt der eingesetzten Farbwechselpigmente erhalten. Die Lasur wird mit einer kurzflorigen Rolle auf den vorbereiteten Untergrund aufgetragen und mit der Spezialkelle im Kreuzgang möglichst glatt abgespachtelt. Bei Bedarf kann dieser Arbeitsgang wiederholt werden. So wird der Effekt verstärkt und die Pigmente entfalten ihre volle Wirkung.

Grünspan-Patina

Mithilfe der Farbwechselpigmente lässt sich auch ein interessanter Kupfer- bzw. Grünspan-Effekt erzielen. Diese künstlich gealterte Oberfläche wird durch das Übereinanderlegen zweier polarisierend farbiger Farbwechselpigmente erreicht. Der Grundfarbton dieser Technik ist ein satter Grauton. Danach folgt eine Beschichtung aus glänzender Lasur, der drei Volumenprozent des Grün-Türkis-Blau-Pigmentes zugefügt sind. Nach der Trocknung lasiert man die Fläche ein zweites Mal – nun mit einer Lasur, der ein Volumenprozent des Grün-SilberRot-Orange-Pigments zugesetzt ist.

Ins rechte Licht rücken

Die Lasuren werden auch bei der Grünspan-Technik aufgerollt, anschließend im Kreuzgang nachgespachtelt. Je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall ergibt sich der Eindruck, eher Kupfer- bzw. Grünspanfarbtöne wahrzunehmen.

Wie bei allen Beschichtungen mit glitzernden oder schimmernden Effekten leben auch die Farbwechselpigmente von der richtigen Inszenierung in Verbindung mit Licht. Streiflicht, das von einer großen Fensterfläche ausgeht, Deckenfluter oder aber Spots, die auf die Fläche gerichtet sind, lassen die Technik zu dem werden, was sie ist: ein Eye-Catcher, der einem Raum Lebendigkeit und Extravaganz verleiht.

Ein Verarbeitungsvideo der Grünspan-Technik gibt es auf:
www.malerblatt.de


Das in Wasser angeteigte Farbwechselpigment wird zur Lasur gegeben und gründlich eingerührt.

Interferenzpigmente anteigen

Foto; Caparol


Mit der kurzflorigen Farbrolle wird der Grundanstrich deckend auf die Wand aufgebracht.

Interferenzpigmente: Grundierung aufrollen Foto: Caparol

Sofort nach dem Auftragen wird die Dispersionsfarbe mit der Kunststoffkelle nachgeglättet.

InteferenzpigmenteGrundierung nachglätten Foto: Caparol

Die mit dem Pigment vermischte Dispersionslasur wird mit der kurzflorigen Walze aufgerollt.

Interferenzpigmente in Dispersionlasur aufrollen Foto: Caparol

Abschließend wird die frische Lasur mit der Kunststoffkelle kreuz und quer geglättet.

Interferenzpigmente: Lasur glätten Foto: Caparol

PraxisPlus

Einfach mal die Farbe wechseln

Die beschriebenen Farbwechsel-Pigmente werden von Caparol angeboten. Es sind folgende Produkte erhältlich:

  • Capadecor Switch Tropical (Grün/Silber/Rot-Orange)
  • Capadecor Switch Lagoon Water (Grün/Türkis/Blau)

Für die Grünspan-Patina wird Switch Tropical über Switch Lagoon Water gelegt. Eingerührt werden die angeteigten Pigmente in DecoLasur glänzend.

www.caparol.de



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