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Glänzende Aussichten

Bautenschutz & Denkmalpflege
Glänzende Aussichten

Glänzende Aussichten
Solche hochglänzenden Goldflächen ließen sich bisher nur mit einer aufwändigen Polimentvergoldung erzielen. Foto: Susanne Sachsenmaier
Die Polimentvergoldung ist die edelste, zugleich aber auch die handwerklich anspruchsvollste Vergoldungstechnik. Bislang war es jedoch nur bei ihr möglich, das aufgelegte Gold auf Hochglanz zu polieren. Dank neuer Materialien lassen sich hochglänzende Goldflächen jetzt auch einfacher herstellen.

Susanne Sachsenmaier

Wer schon einmal eine Polimentvergoldung ausgeführt hat, weiß, wie zeitaufwändig diese Technik ist. Nicht nur die zahlreichen Arbeitsschritte selbst kosten viel Zeit; die notwendigen Materialien, wie Leimtränke, Steingrund, Weißgrund und Poliment müssen zudem selbst hergestellt und, um den Leim streichfähig zu halten, im Wasserbad erwärmt werden. Daneben erfordert die Polimentvergoldung viel Fachkenntnis. Werden die Materialien im falschen Verhältnis angerührt, kann dies schnell negative Auswirkungen auf das Ergebnis haben. Langer Rede, kurzer Sinn: wer nur ab und an etwas zu vergolden hat, für den ist eine Polimentvergoldung nicht unbedingt empfehlenswert.
Fertigprodukte sparen Zeit
Um auch dem „Gelegenheitsvergolder“ die Möglichkeit zu geben, eine hochglänzende Goldfläche zu erzielen, wurde ein spezielles System entwickelt, das eine echte Alternative zur Polimentvergoldung bietet. Sowohl Poliergrund als auch Spezialnetze sind gebrauchsfertig und können ohne Erwärmen verarbeitet werden. Während sich selbst angerührte Anstrichmittel aus tierischen Leimen wegen ihrer Fäulnisanfälligkeit selbst im Kühlschrank nur einige Wochen aufbewahren lassen, ist der vom Hersteller gebrauchsfertig gelieferte Goldgrund bei fest verschlossenem Gebinde leicht ein Jahr haltbar. Einzige Voraussetzung: eventuell mit Wasser verdünntes Material darf nicht wieder in das Gebinde zurückgegeben werden, da sonst die Gefahr der Schimmelbildung durch Bakterien groß ist. Die Spezialnetze ist, wenn sie stets wieder fest verschlossen wird (so dass kein Alkohol verdampfen kann), nahezu unbegrenzt haltbar.
Einfach aufstreichen
Der sorgfältig aufgerührte Poliergrund wird mit einem weichen Haarpinsel mit relativ langen Haaren (Vergolderpinsel oder breiter Haarpinsel) gleichmäßig dick aufgetragen. Bevor der zweite Auftrag auf dieselbe Weise erfolgt, muss der erste gut durchgetrocknet sein, um keine Feuchtigkeitseinschlüsse zu schaffen. Diese könnten im schlimmsten Fall zu Abplatzungen führen. Beim dritten Auftrag schließlich sollte besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, dass der Pinselstrich so wenig wie möglich sichtbar bleibt. So lässt sich die Schleifarbeit reduzieren.
Die Schichtstärke muss stimmen
Nach drei Aufträgen ist die erforderliche Schichtstärke für eine hochglänzende Vergoldung normalerweise erreicht. Nach der vollständigen Trocknung der Schicht kann mit dem Schleifen begonnen werden. Dafür setzt man zunächst entweder ein sehr feines Schleifpapier oder Stahlwolle ein. Anschließend wird die Grundierung mit einem Rosshaartuch poliert. Beim Schleifen sollte darauf geachtet werden, dass nicht bis auf das Holz geschliffen wird und die Schichten nicht zu sehr abgetragen werden. Der Glanz beim Vergolden entsteht durch das Verdichten des Grundes, und deshalb darf dieser nicht zu dünn sein. Schimmert der Untergrund durch, oder wurde durchgeschliffen, sollte man daher weitere Aufträge vornehmen.
Anschießen und polieren
Ist der Poliergrund ausreichend geschliffen und gesäubert, kann mit dem Vergolden begonnen werden. Zuerst schneidet man sich das Blattgold auf dem Vergolderkissen zu und nimmt es mit dem Anschießer auf. Erst dann wird der zu vergoldende Gegenstand in der Größe des vorbereiteten Goldstücks mit der Netze bestrichen. Das Goldstück wird in die nasse Netze eingelegt. Ist die Netze bereits eingezogen oder steht nicht mehr oben auf, kann das Gold nicht mehr angeschossen werden.
Wenn der zu vergoldende Gegenstand komplett angeschossen ist, kann vorsichtig mit dem Achatstein poliert werden. Allerdings muss für das Polieren der richtige Zeitpunkt gefunden werden. Die Oberfläche sollte abgetrocknet sein, der Grund aber noch weich, damit er verdichtet werden kann, wodurch der Glanz entsteht. Lässt sich das Gold noch verschieben, oder wird es beim Kontakt mit dem Achatstein gar noch zerstört, muss mit dem Polieren noch gewartet werden. Ein vollkommen durchgetrockneter Grund kann aber nicht mehr oder aber nur mit schlechtem Ergebnis poliert werden.
Ergänzung, nicht Ersatz
Grundsätzlich kommt die neue Vergoldetechnik ohne Kreidegrund aus. Ein mehrmaliger Auftrag des Poliergrundes genügt, um die Blattgoldauflage auf Hochglanz polieren zu können. Dennoch kann unterstützend ein Kaltkreidegrund unter den Poliergrund aufgebracht werden. Dieser ist ebenfalls gebrauchsfertig und kann kalt direkt ohne Leimlösche auf das Holz aufgestrichen werden. Dadurch lässt sich die Anzahl der Poliergrund-Aufträge verringern. Alternativ kann auf dem Kaltkreidegrund auch mit echtem Poliment weitergearbeitet werden.
Selbstverständlich vermag die neue Vergoldetechnik eine echte Polimentvergoldung nicht zu ersetzen. Dafür wurde das Produkt, betont der Hersteller, aber auch nicht entwickelt. Vielmehr wurde es entwickelt, um Verarbeitern, die keinerlei Erfahrung mit einer echten Polimentvergoldung haben, die Durchführung einer hochglänzenden Vergoldung zu ermöglichen. Ebenso eignet sich diese Methode sehr gut zur Ausbesserung kleiner Fehlstellen, wo eine echte Polimentvergoldung schlichtweg nicht wirtschaftlich wäre.
Die Materialien für die neue Vergoldetechnik sind unter dem Namen Falken Spezial Polier Glanz Gold Grund erhältlich bei Wasner Blattgold Tel.: (09122) 8350-0/Fax: -10 www.blattgold-wasner.de
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