Eine besondere Herausforderung für die Experten war die Reinigung der inneren Backsteinfassade. Auf der bislang nie professionell gereinigten Oberfläche befanden sich jahrzehntealte Farb- und Lackschichten, die teilweise bis in die Bauzeit der Halle im Jahr 1895 zurückreicht.
Gemeinsam mit einem Restaurator und dem Landesdenkmalamt wurde eine wirksame und zugleich schonende Methode festgelegt, mit der die Verschmutzungen entfernt und die Originalsubstanz zugleich geschont werden konnte. „Wir sind stolz darauf, mit unserer materialschonenden Reinigungstechnik einen Beitrag zur Herrichtung dieses denkmalgeschützten Ortes leisten zu können“, erklärt Thorsten Möwes, der als Spezialist für restauratorische Reinigung bei Kärcher die Durchführung vor Ort verantwortete.
Die Reinigung
In einem ersten Schritt kam das Heißwasser-Hochdruckverfahren zum Einsatz. Dabei trifft das 80 bis 90 Grad heiße Wasser mit einem Druck von 3 bis 4 bar auf die Oberfläche. Ein Großteil der Farb- und Lackschichten wird so bereits behutsam abgetragen.
Für hartnäckige Verschmutzungen wurde anschließend auf das Trockeneisstrahlverfahren gesetzt. Bei dieser Technik werden –79 °C kalte Trockeneispellets auf die verschmutzte Oberfläche gestrahlt. Im Moment des Aufpralls geht das Trockeneis vom festen in den gasförmigen Zustand über (Sublimation), dringt in den Schmutz ein und löst ihn durch die Volumenvergrößerung im Zuge der Sublimation von der Oberfläche ab, ohne dabei die Wand selber zu beschädigen. Zugleich bewirken die Temperaturdifferenz durch die Minusgrade und die hohe Aufprallgeschwindigkeit ebenfalls, dass der Schmutz gelöst wird. Letzte hartnäckige Stellen wurden manuell mit einem vorab getesteten Abbeizmittel behandelt.
Auf einer der Hallenwände hat Künstler Ralf Schmerberg ein „Reverse Graffiti“ erschaffen. Bei dieser Kunstform entstehen Motive durch das gezielte Abtragen von Verschmutzungen. Mithilfe von Schablonen und Heißwasser-Hochdruckreinigern sowie der Trockeneistechnik wird die Mauer rund um die Schablonen gereinigt. Durch den Hell-Dunkel-Kontrast zwischen den gereinigten und ungereinigten Flächen entstand der Schriftzug „The world is full of pain“. Fotos davon gibt es unter anderem bei Instagram @mahallaberlin.
Geschichte des Gebäudes
Die Halle, in der die „MaHalla“ entstand, gehört zur Keimzelle der AEG, hier wurde 1895 das erste Drehstrom-Kraftwerk Europas erbaut. Von hier aus begann die europaweite Verbreitung von Starkstrom und damit die Elektrifizierung der Städte. Zusammen mit der historischen Turbinenhalle, in der sich die „MaHalla“ heute befindet, wuchs das Gründerzentrum der Elektroindustrie, das sich zu Hochzeiten 2,5 Kilometer entlang der Spree ausdehnte. Bis zur Wende 1990 war der Industriekomplex an der Wilhelminenhofstraße in Betrieb: Täglich arbeiteten bis zu 25.000 Menschen in fünf Volkseigenen Betrieben. Oberschöneweide galt als „Herz“ der ostdeutschen Energiewirtschaft. Produziert wurde alles, was Strom fließen lässt. Seit Anfang der Neunzigerjahre stand der Komplex größtenteils leer.
Weitere Informationen:
www.mahalla.berlin
Praxis Plus
Kärcher hat im Rahmen seines Kultursponsoringprogramms seit 1980 weltweit über 140 Denkmäler restauratorisch gereinigt. Dazu zählen die Kolonnaden des Petersplatzes in Rom, das Brandenburger Tor in Berlin, die Christusstatue in Rio de Janeiro, die über 3.300 Jahre alten Memnonkolosse im oberägyptischen Luxor und die Präsidentenköpfe am Mount Rushmore.