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Schlanke Alternative

Trockenbau
Schlanke Alternative

Beim Umbau eines denkmalgeschützten Institutsgebäudes in Greifswald wurden die Außenwände von innen wärmegedämmt. Der Systemaufbau mit Vorsatzschale, Dampfbremsfolie und Installationsebene erwies sich als einfache und wirtschaftliche Lösung, deren bauphysikalische Sicherheit durch die U-Wert- und Feuchteschutzberechnung nachgewiesen werden konnte.

Andreas Gabriel, Knauf

Es gibt energetische Modernisierungen, bei denen die Entscheidung zwischen einer Außen- oder einer Innendämmung der Fassade eigentlich gar keine Frage ist. Zu diesen gehört sicher das ehemalige Institutsgebäude in der Greifswalder Soldmannstraße. Nachdem die Forscher der Universität vor einigen Jahren in einen Neubau umgezogen waren, entstanden hier 2011/12 im Rahmen einer umfassenden Sanierung insgesamt 129 Studenten-Appartements mit Größen zwischen 22 und 41 Quadratmetern.
Das Ensemble wurde bis auf das tragende Mauerwerk entkernt und anschließend komplett nach heutigen haustechnischen und energetischen Standards neu ausgebaut. Eine zusätzliche Wärmedämmung von außen verbot sich dabei von selbst – nicht nur, weil zwei der Gebäude eingetragene Baudenkmäler sind, sondern auch, weil die um 1906 errichteten Klinkerfassaden ganz wesentlich zum Charme und Charakter der Anlage beitragen. Genau diese Atmosphäre wollte der Bauträger erhalten und so eine spannende, zum jungen Wohnen passende „Location“ schaffen.
Durchdringungen vermieden
Vor diesem Hintergrund war in der Planung weniger das Ob als vielmehr das Wie einer Wärmedämmung der Außenwände auf der Innenseite zu klären. Erste Überlegungen gingen von einer Innendämmung mit mineralischen Platten aus. Doch der ausführende Handwerksbetrieb Akustik und Trockenbau Detlef Horn, Greifswald, entwickelte gemeinsam mit Partnern aus der Industrie einen Alternativvorschlag in klassischer Ausführung mit Vorsatzschale, Dampfbremse und Mineralwolledämmung. Bei gleicher Dicke und demselben Wärmeschutzniveau erwies sich dieser Aufbau als deutlich wirtschaftlicher für den Bauherrn. „Mit seiner stabilen Oberfläche, einer Installationsebene, die Durchdringungen der Dampfsperre ausschließt, oder auch den guten Befestigungsmöglichkeiten für Konsollasten bietet diejetzige Ausführung zudem eine hohe Nutzungssicherheit, was gerade bei Studentenwohnungen mit ihren häufigenMieterwechseln besonders wichtig ist“, beschreibt Jörg Schröder, Marktmana-ger Trockenbau bei Knauf Gips, dieVorteile.
Das System besteht aus einem doppelten Metall-Ständerwerk aus CD-Profilen 60 x 27). Die erste Ständerreihe befindet sich vollständig in der Ebene des Dämmstoffs und ist mit Direktabhängern am Mauerwerk befestigt. Die besondere Idee der Lösung in Greifswald liegt in der Befestigung der zweiten Ständerreihe, die mit Direktmontage-Clips auf den Ständern der ersten Reihe und der Dampfbremse mit ihrem feuchtevariablen Diffusionswiderstand (sd = 0,3 m bis 5 m) montiert wurde. „Wir haben uns dabei vom Aufbau abgehängter Decken inspirieren lassen“, erinnert sich Jörg Schröder. „Die Befestigung mit Clips beeinträchtigt nicht den durchgehenden Verlauf der Dampfbremsfolie. Gegenüber der Variante mit Direktabhängern werden Durchdringungen vermieden sowie Material und Montagezeit eingespart.“
Die zweite Ständerreihe bildet die Installationsebene aus, in der die Dosen und Leitungen für die Elektroinstallation ohne Verletzung der Dampfsperre ebenso untergebracht werden konnten wie die Heizungsrohre und die Tragkonstruktion für die Heizkörper.
Wichtig für die Stabilität und Wirtschaftlichkeit der in Greifswald gefundenen Lösung ist die Bekleidung der Unterkonstruktion mit 15 Millimeter dicken speziellen Gipsplatten. Diese Platten mit hoher Festigkeit und robuster Oberfläche ermöglichten, den rationellen Ständerabstand von 625 Millimetern trotz der nur einlagigen Beplankung beizubehalten. „Selbst für keramische Beläge auf den Wänden muss die Ständerweite nicht minimiert werden“, erklärt noch einmal Jörg Schröder. „Durch die erhöhte Dübelbelastbarkeit der Platte können die späteren Bewohner zudem problemlos Bilder oder Bücherregale aufhängen.“
Wärmebrückenfreie Anschlüsse
Eine doppelte Reihe CD-Ständer für die Innendämmung und gegenüber der Ausführung mit mineralischen Dämmplatten die zusätzliche Dampfbremse – das klingt zunächst nach einigem Aufwand. Doch Detlef Horn, Inhaber der ausführenden Akustik- und Trockenbaufirma, berichtet von anderen Erfahrungen mit dem Aufbau: „Auf glatten ungestörten Wandflächen geht die Montage durch die Kombination aus Direktabhängung und Montage-Clip sehr schnell und ohne jede Komplikation. Etwas aufwendiger waren in dem ehemaligen Institutsgebäude natürlich die Fensterleibungen und speziell die Rundbögen über den Fenstern – was aber für jedes System gilt. Für die Sturzbögen haben wir mit selbst gebogenen Gipsplatten eine elegante Lösung gefunden.“
Detlef Horn hat mit seiner Greifswalder Firma auch alle anderen Trockenbauarbeiten beim Ausbau der Studentenwohnungen übernommen, etwa die abgehängten Decken sowie die Innenwände und Wohnungstrennwände. „Innenwände haben wir gegen die Wärmedämmung gesetzt, die also auch am Wandanschluss lückenlos durchläuft. Zusätzlich liegt in den Wänden bzw. auf den Decken ein 50 Zentimeter breiter Streifen Anschlussdämmung, der verhindert, dass in die Außenwände einbindende Bauteile als Wärmebrücken wirken.“ Ebenso wurde bei verbliebenen Massivwänden verfahren, die 50 Zentimeter Anschlussdämmung auf den Wandoberflächen erhielten.
Wärme- und Feuchteschutz
Auch andere Konstruktionsdetails wurden wärmetechnisch optimiert, etwa die Auflagefläche der Direktabhänger, die mit einem Randdämmstreifen thermisch von der gemauerten Außenwand entkoppelt ist. Auf dieser Basis übernahm dann Thomas Fieberg, Regionalleiter Technik Nord bei Knauf Insulation, im Rahmen der Fachberatung die Berechnung des U-Werts: „Mit der Steinwolle-Feuerschutzplatte in der Wärmeleitgruppe 035 erreichen wir mit nur 100 Millimeter Dämmstoff einen U-Wert der Außenwände von 0,26 W/(m²K), was den für Innendämmungen in Baudenkmälern geforderten EnEV-Wert von 0,35 W/(m²K) deutlich unterschreitet. Trotzdem ergibt sich mit rund 142 Millimetern Gesamtaufbau eine sehr schlanke Bauweise für die Innendämmung.“ Zumal dieses Maß schon die Installationsebene beinhaltet, die für eine fachgerecht verlegte und gegen unbeabsichtigte Durchdringungen geschützte Dampfbremse erforderlich ist. „Die feuchtevariable und zugleich als Luftdichtheitsbahn dienende Dampfbremse verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit aus den Räumen in die Innendämmung, was wir mit einer Feuchteschutzberechnung nach dem Glaser-Verfahren belegen konnten“, erklärt Thomas Fieberg. Durch diesen Nachweis hat der Bauherr die Sicherheit einer langfristig funktionierenden Innendämmung und der ausführende Handwerker ist gegen Mängelanzeigen und Gewährleistungsansprüche geschützt. Die befürchtet Detlef Horn aber ohnehin nicht, denn er ist von der für die Greifswalder Studentenwohnungen gemeinsam entwickelten Lösung so überzeugt, dass er sie bereits bei weiteren Bauvorhaben einsetzt.

praxisplus
Bautafel
Objekt: Ehemaliges Institutsgebäude der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, erbaut um 1906
Vorhaben: Umbau zu Studentenwohnungen, 2011/12
Planung: Büro Torsten Labs, 14612 Falkensee
Trockenbau: Akustik und Trockenbau Detlef Horn, Greifswald
Fachberatung: Jörg Schröder, Hanno Maeding (Knauf Gips KG), Thomas Fieberg (Knauf Insulation GmbH)
Innendämmung: Knauf Vorsatzschale mit zwei Ständerreihen CD 60 x 27, direkt und per Montage-Clip befestigt, Knauf Insulation Feuerschutz-Dämmplatte DPF 50, Knauf Insulation Dampfbremsfolie ETA-Plus, einlagig bekleidet mit 15 Millimeter Knauf Diamant
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