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Schrift an der Wand

Inspiration Putze
Schrift an der Wand

Gerade subtile Oberflächengestaltungen begeistern im privaten Bereich, weil sie unaufdringlich, aber doch lebendig präsent sind. Auch Überraschungen haben da ihren Platz – wie in den Sanitärbereichen dieses großzügigen Wohnlofts.

Armin Scharf

Wie groß die Wohnung im Stuttgarter Westen tatsächlich ist, bleibt unklar. Sie lässt sich jedoch ohne Bedenken als „weitläufig“ umschreiben, wozu auch der Charakter des Raumes selbst beträgt. Denn Wände im klassischen Sinne sind Mangelware, die vormalige Fabriketage präsentiert sich als offenes Raumkontinuum, lediglich unterbrochen von Einbaumöbeln, von betonsichtigen Unterzügen und Stützen sowie von Niveauunterschieden am Boden. Wände? Doch, es gibt sie. Spätestens bei den Sanitärräumen ist meist Schluss mit der Offenheit, so auch hier. Dusche, Saunabereich, Toilette und Gäste-WC sind geschlossene Räume im Raum – und dafür braucht es Wände. Nach außen in neutralem Weiß wie ein Einbaumöbel gehalten, überraschen die Räume durch die inneren Werte, bezirzen den Besucher mit changierend-schimmernden Flächen, die im Streiflicht sogar noch mit Botschaften aufwarten. Der deutschen und französischen Nationalhymne zum Beispiel.
Spiel mit dem Glanz
Grundlage ist stets ein feiner Kalkputz mit Marmormehl-Anteil, appliziert und geglättet mit der Traufel, verdichtet und dann gewachst. Das Material nennt sich „Sensa“, gehört zum Repertoire des Farbrates und erhielt hier ein besonderes typografisches Finish. Nach dem Glätten applizierte man die Klebefolie mit den negativ ausgeplotteten Schriftzeichen, trug Wachsspachtel auf und polierte die Flächen. Nach dem Entfernen der Folienschablone blieben die Schriftzeichen zurück – nicht erhaben, dafür aber glänzend auf dem matten Kalkspachtel erkennbar. Lassen sich im privaten WC unter Streiflicht chinesische Schriftzeichen erkennen, so glänzen im Gäste-WC die Wortlaute der deutschen und französischen Hymnen um die Wette – eine Hommage an die Nationalitäten der Bauherren.
Heiße Umgebung
Die nächste Besonderheit findet sich in der Sauna: Ihre Rückwand besteht nicht aus der üblichen Verkleidung mit Holzlamellen, sondern aus einer dunkelgrauen, geschlossenen Fläche. Kalkputz? Ja, auch hier, unter Hitzebelastung. „Das Material hält auch große Hitze aus, wir haben es hier zur Sicherheit leicht imprägniert“, sagt Rolf-Dieter Kellner, dessen Mitarbeiter die Arbeiten ausgeführt haben. „Wir haben den Kalkputz auch schon in Dampfbädern verarbeitet, das hält ohne Probleme.“
Und in Sachen Untergrund erweist sich der Kalkputz als sehr vielseitig. In den Toiletten und in der Dusche findet sich das gleiche Anthrazitgrau der Sauna wieder, allerdings hier auf Wandelementen aus MDF oder auf Türen. Wichtig ist hier die Vorbereitung des Holzwerkstoffes mit Haft- sowie Quarzgrund. Nach dem Glätten des Putzes wurde die Oberfläche auch hier farblos und damit dezent überwachst.
Fußboden inklusive
Bei aller Begeisterung für die Wände, sollte der Blick letztlich auch noch zu den Füßen wandern, respektive auf den Boden. Der besteht im „öffentlichen Bereich“ der Wohnung aus dem Spachtelmaterial „Fusion“ des Farbrates. Das pastöse Material auf Kalkzementbasis verläuft nicht von selbst, sondern wird per Traufel auf der Fläche verteilt. Die verbleibenden Bearbeitungsspuren können als Gestaltungsmerkmal dienen, aber auch nachträglich durch Schleifen egalisiert werden. So geschehen im Wohnloft bei ergänzender Versiegelung. Die notwendigen Dehnfugen verlaufen zwischen den Deckenstützen, bleiben aber dank farbgleicher Siliconverfugung nahezu unsichtbar. Die Applikation des Bodenspachtels setzt allerdings eine sehr präzise Vorbereitung des Unterbodens voraus, inklusive mehrschichtiger Ausgleichsspachtelung und Einarbeiten eines Armierungsgewebes. Doch Optik und Haptik des Ergebnisses lohnen den Aufwand – schließlich lautet das große Wohnthema hier wie anderswo: Individualität.
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