Startseite » Werkstoffe » Bodenbeläge »

Tarnen und täuschen

Bodenbeläge
Tarnen und täuschen

Imitatböden sind nichts Neues. Aber noch nie waren die Bodenbelagshersteller so erfinderisch, wenn es darum ging, die verschiedensten Oberflächen so naturgetreu wie möglich nachzuahmen.

Susanne Sachsenmaier

Laminatböden mit Holzdekor werden vom Laien häufig mit Holzböden gleichgesetzt. Dabei konnte man die Laminatböden der ersten Generation noch relativ einfach von einem Echtholzboden unterscheiden. Die Farbgebung war meist zu gleichmäßig für Holz, das Muster wies teilweise einen deutlichen Rapport auf, die Oberfläche glänzte unnatürlich, und vor allem war sie für Holz viel zu glatt.
Holz oder Laminat?
Wer heute Holz- und Laminatboden im verlegten Zustand unterscheiden will, muss dagegen sehr genau hinsehen. Die Laminatbodenhersteller machen das Imitat dem Echtholzboden nämlich immer ähnlicher. Die glatten Oberflächen sind durch solche ersetzt worden, die die Holzmaserung nachahmen – und das nicht nur sichtbar, sondern auch fühlbar! Streicht man mit der Hand über den Laminatboden, lassen sich deutliche Erhebungen und Vertiefungen feststellen. Abgeschrägte Kanten und die Ausbildung so genannter V-Fugen verstärken den Effekt, echte Holzdielen oder Parkettstäbe vor sich zu haben. Dabei bieten die Hersteller sowohl Elemente an, die nur an der Längsseite angefast sind, aber auch solche, die rundum über eine Fuge verfügen.
Früher wurden die exklusiven Holzböden in noblen Landhäusern von Hand gefertigt. Jede einzelne Diele war ein Unikat. Selbst diese aufwändige und heute nicht mehr erschwingliche Handwerksleistung wurde inzwischen auf Laminat übertragen. Quick-Step bietet mit „Country-Surface“ eine Oberfläche, die die unregelmäßigen Spuren eines von Hand zugerichteten Fußbodens aufweist. Jede Diele besitzt abgesenkt verlaufende Kanten, wie dies für diese Böden üblich war.
Auch die Oberflächenoptik wirkt bei den „neuen“ Laminatböden alles andere als künstlich. Statt der stark an Kunststoff erinnernden, glänzenden Oberfläche werden Laminatböden in matter Optik angeboten. Diese Oberflächenbeschaffenheit erweckt den Eindruck geölten Holzes (z.B. „comodo“ von Witex, einige Laminatböden von Parador).
Doch damit nicht genug: war die Farbtonvielfalt von echtem Holz bisher kaum zu imitieren – die einzelnen Holzdielen weisen verschiedene Farbtöne und Maserungen auf –, hat ein Hersteller jetzt auch hierfür eine akzeptable Lösung gefunden. Pro Dekor erhält der Kunde 18 bzw. 54 Holzzusammenstellungen mit subtilen Unterschieden, die für ein lebendiges Zusammenspiel der natürlichen Farbtöne sorgen („Natural Variation“ von Quick-Step).
Auch durch die Verlegemuster nähern sich moderne Laminatböden dem Echtholzboden immer stärker an. So werden die Laminatelemente beispielsweise in verschiedenen Längen angeboten, die untereinander kombinierbar sind. Dadurch lässt sich ein realistischer und facettenreicher Dieleneffekt erzielen („SML 3-Optic“ von Quick-Step). Selbst Fischgrät- oder Würfelmuster lassen sich mittlerweile aus Laminatelementen legen. Spezielle kurze, schmale Dielen lassen sich zu verschiedenen Mustern zusammenfügen (z.B. „Trendtime 3“ von Parador, „Noblesse“ von Quick-Step).
Fliesen – perfekt imitiert
Doch nicht nur Holzböden werden von den Laminatherstellern perfekt imitiert. Auch Laminatböden in Fliesenoptik werden angeboten (z.B. „Stone-Click“ von Parador, „Quadra“ von Quick-Step, „casa“ von Witex). Auch hier werden die Oberflächenstrukturen des als Vorbild dienenden Natursteins bzw. der gebrannten Fliese oder des Mosaiks naturgetreu nachempfunden. Besonderer Wert wird auch auf die Imitation der Fugen gelegt. Die Laminatelemente sind rundum mit einer V-Fuge versehen, die sich in Farbe, Glanzgrad und Oberflächenstruktur von der übrigen Fliese unterscheidet. Dank einer quellgeschützten Trägerplatte ist der Laminatboden im Fliesen-Look gegen Feuchtigkeit geschützt und kann auch in Bädern und Küchen verlegt werden.
Holzwerkstoff statt Stein
Eine interessante Alternative zu Naturstein und Fliesen bietet auch eine Neuentwicklung von den Hamberger Industriewerken (Haro). „Celenio“ ist ein Fußboden aus einem Werkstoff auf Holzbasis. In einem patentierten Spezialverfahren werden unter hohem Druck daraus dreidimensionale Elemente geformt, die in Farbigkeit und Oberflächenstruktur dem Original ziemlich nahe kommen. Verlegt werden die Holzwerkstoff-Platten wie Steinfliesen. Zunächst erfolgt die Verklebung mit einem einkomponentigen Spezialklebstoff, der mit der Zahnspachtel aufgetragen wird. Dabei werden die einzelnen Holzfliesen nicht direkt aneinander gestoßen, sondern, wie bei keramischen Fliesen, mit einer gleichmäßig breiten, umlaufenden Fuge verlegt. Um einen gleichmäßigen Fugenabstand zu erzielen, empfiehlt es sich Fugenkreuze zu verwenden. Sockelleisten lassen sich aus den Fliesenelementen mit einer Säge auf das gewünschte Maß zuschneiden, ohne dabei zu splittern. Die Verklebung der Sockelleisten kann mit Montagekleber in Kartuschenform erfolgen. Nach der vollständigen Trocknung des Klebers (nach ca. 48 Stunden) werden die Fugen schließlich mit einem speziellen Fugenmörtel verfüllt.
Zahlreiche Vorteile
Nun könnte sich der Kunde – angesichts des vergleichbaren Verlegeaufwands und des ähnlichen Erscheinungsbildes – natürlich fragen, weshalb er sich dann nicht gleich für Naturstein oder keramische Fliesen entscheiden soll. Zum einen ist Holz „fußwarm“, wird beim Betreten also nicht als kalt empfunden. Eine Fußbodenheizung ist nicht nötig, kann aber, falls dennoch gewünscht, unter den Elementen verlegt werden. Manch einem Bauherrn missfällt auch die Akustik eines Steinbodens. Der Holzwerkstoffboden lässt sich nicht nur wesentlich leiser, sondern auch „weicher“ begehen. Die höhere Elastizität des Holzes gegenüber Stein verleiht dem Boden auch eine hohe Bruchfestigkeit. Das bedeutet, dass die Fliesen durch herabfallende Gegenstände nicht zu Bruch gehen. Auch beim Gewicht schneidet der Holzwerkstoff besser ab als Naturstein oder Keramik. Dies kann insbesondere im Sanierungsfall interessant werden, wenn die Statik nur ein bestimmtes Gewicht zulässt. Nicht zuletzt erlaubt das Material, dank seiner einfachen Bearbeitbarkeit mit herkömmlichem Holzwerkzeug, einen wesentlich größeren Gestaltungsspielraum. Selbst geschwungene oder runde Formen lassen sich, z.B. für Intarsien, herstellen.
Auch ein Laminatboden ist bruchfester und leichter als Naturstein oder Keramik und fühlt sich ebenfalls wärmer an. Der entscheidende Vorteil eines Laminatbodens in Fliesen-Optik dürfte aber die wesentlich einfachere, schnellere und sauberere Verlegung sein. Die Klickverbindungen ermöglichen eine leimfreie, schwimmende Verlegung. Diese bringt neben der Schnelligkeit bei der Verlegung und der Tatsache, dass der Boden nach dem Verlegen sofort begangen werden kann, einen weiteren Vorteil mit sich. Bei einem Umzug kann der Boden relativ einfach entfernt werden – ein Argument, das die Fliesen- oder Natursteinimitate vor allem für Mietwohnungen attraktiv macht.
Für Laminat als Ersatz für einen Echtholzboden spricht – je nach Versiegelung – die geringere Empfindlichkeit der Oberfläche und das wesentlich niedrigere Schwind- und Quellverhalten der Laminatelemente. Daneben lassen sich Laminatböden auch in Feuchträumen einsetzen, wo ein Holzboden nicht denkbar ist. Zu guter Letzt dürften nicht selten auch die Kosten die Entscheidung zugunsten eines Laminatbodens beeinflussen.
Kunststoff – täuschend echt
Wo ein extrem strapazierfähiger Boden mit geringer Aufbauhöhe gefordert wird – z.B. in Ladengeschäften –, scheiden Naturstein, Fliesen oder Holz meist von vornherein aus. Dennoch soll nicht selten im Rahmen des Gestaltungskonzepts der Anschein dieser Materialien erweckt werden. Hier bieten heterogene PVC-Beläge mit authentischen Reproduktionen von Oberflächen durch Farbe und Struktur eine Alternative (z.B. „EXPONA art & design“ von objectflor). Um die Authentizität noch zu unterstreichen, handelt es sich dabei nicht um Bahnenware. Statt dessen wird der elastische Bodenbelag in Formaten angeboten, die Stein- oder Keramikfliesen oder aber Holzplanken entsprechen. Neben Holz und Stein reicht das Imitationsspektrum bei diesen Belägen von plastisch wirkenden Kieselsteinen oder rostigem Eisen bis zu einer Struktur von gebrochenem Sicherheitsglas. Eine transparente Nutzschicht und eine werkseitig aufgebrachte Polyurethanbeschichtung machen den Boden nicht nur besonders strapazierfähig, sondern auch sehr pflegeleicht.
Mögliches Zusatzgeschäft
Ein Imitatboden kann also durchaus Vorzüge gegenüber dem Original bieten – nicht zuletzt auch für den Handwerker, der sich durch seine Verlegung oftmals Flächen erschließen kann, die normalerweise von einem anderen Gewerk bearbeitet worden wären.
Zur Verlegung von „Celenio“ werden von den Hamberger Industriewerken autorisierte Partner geschult. Ausschließlich diese dürfen den Boden verlegen, bei anderen Verarbeitern übernimmt der Hersteller keine Gewährleistung. Zur Schulung können sich Handwerker beim Großhändler anmelden. Informationen zum Seminar sowie Seminartermine erhalten Sie bei Rosina Widmann, c/o Hamberger Industriewerke Tel.: (08031) 700-193/Fax: -189 Weitere Informationen zum Boden selbst gibt´s im Internet unter www.celenio.de.
Informationen zu den im Text beschriebenen Produkten erhalten Sie bei den Herstellern: objectflor Tel.: (02236) 96633-0/Fax: -99 www.objectflor.de Parador Info-Hotline: (01805) 66 76 68 (0,12 €/Min) www.objectflor.de Quick-Step Tel.: 0032(0)56 6752-11/Fax: -12 www.objectflor.de Witex Tel.: (05237) 609-0/Fax: -309 www.objectflor.de
Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 4
Ausgabe
4.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de