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Ziemlich gerissen

Bautenschutz & Denkmalpflege
Ziemlich gerissen

Ziemlich gerissen
Solche Risse machen die schönste Füllungstür unansehnlich. Foto: Walter Felder
Klimaschwankungen können bei Füllungstüren zu hässlichen Rissen führen. Was kann der Maler tun?

Walter Felder, Technische Beratungsstelle des Malerverbands Berlin-Brandenburg

Obwohl sich der Maler bei der Beschichtung der Füllungstüren große Mühe gegeben hat, reklamiert der Kunde nach der ersten Heizperiode unansehnliche Rissbildungen und ungestrichene Ränder im Bereich der Füllungen.
Die Schadensursache liegt darin begründet, dass Holz „arbeitet“. Dieses Quellen und Schwinden sind natürliche Begleiterscheinungen von Feuchtigkeitsänderungen im Holz, die maßgeblich vom Umgebungsklima, also der Temperatur und der relativen Luftfeuchte abhängen. Nach dem Einbau stellt sich im Holz allmählich ein Feuchtigkeitsgehalt ein, der mit dem Umgebungsklima im Gleichgewicht steht, die so genannte Ausgleichsfeuchte.
Wird nun während der Renovierung das Gebäude nicht ausreichend beheizt oder durch Mauer-, Putz- und Estricharbeiten zusätzliche Feuchtigkeit in das Gebäude eingebracht, erhöht sich zwangsläufig durch die neuen Umgebungsbedingungen der Feuchtigkeitsgehalt im Holz. Dieses verursacht eine Volumenzunahme, das Holz quillt. Bei der späteren Trocknung erfolgt dagegen eine Volumenminderung, das Holz schwindet. Anstriche wirken hier bremsend und bedingt regulierend. Diese Änderung der Abmessungen ist charakteristisch für alle Holzarten, wenn sich ihr Feuchtigkeitsgehalt im hygroskopischen Bereich, also unter 30 Prozent Holzfeuchte, ändert. Das Quell- und Schwindverhalten wird dabei in drei Richtungen definiert: der Faserrichtung (longitudinal), der Jahresringrichtung (tangential) und der Markstrahlrichtung (radial). Holz quillt und schwindet in radialer Richtung ca. zehnmal und in tangentialer Richtung ca. siebzehnmal so stark wie in longitudinaler Richtung.
Welches tatsächliche Ausmaß eine praxisrelevante Änderung des Feuchtigkeitsgehalts auf eine Rahmentür haben kann, zeigt folgendes Beispiel: Eine Türfüllung aus Kiefer mit einer Breite von 500 mm und einer Holzfeuchte von 18 Prozent trocknet auf 12 Prozent herunter. Beim Trocknen von 18 auf 12 Prozent beträgt die Feuchteänderung 6 Prozent. Für Kiefernholz beträgt die mittlere Schwundzahl (radial und tangential) 0,28 Prozent . Daraus errechnet sich ein Schwindmaß von 6 Prozent x 0,28 Prozent = 1,68 Prozent oder 8,4 mm. Die Türfüllung ist somit nach dem Trocknen noch etwa 492 mm breit. Dieses Beispiel verdeutlicht, weshalb wir Maler bei der Bearbeitung von Rahmentüren gut beraten sind, diese erst zu beschichten, wenn die für die normale Nutzung übliche Ausgleichsfeuchte erreicht ist. Diese liegt entsprechend der DIN 1952 für Hölzer in geschlossenen Bauwerken mit Heizungen bei ca. 9 ± 3 Prozent. Im Übrigen sollte die Erstbeschichtung von Vollholzfüllungen vor dem Einbau erfolgen, damit nach einem eventuell eintretenden Füllungsschwund keine unbehandelten Streifen an den Kanten sichtbar werden. Bei einem Überholungsanstrich ist diese Möglichkeit leider nicht mehr gegeben.
Leider lassen sich längen- und volumenänderungsbedingte Risse und kleinere Lackschäden in Füllungstüren – auch wenn sie die Ausgleichsfeuchte erreicht haben – durch eine sach- und fachgerechte Beschichtung nicht dauerhaft verhindern und beseitigen. Die Beschichtungsstoffe sind nicht in der Lage, die Bewegungen der frei beweglichen Füllungsbretter aufzunehmen. Keinesfalls dürfen die Füllungen verleimt oder durch Beschichtungen verklebt werden, da eben diese ungehinderte Beweglichkeit der Füllungen u.a. dazu dient, dass sich die Türen nicht verziehen oder völlig unkontrolliert reißen.
Problematisch wird es, wenn die Füllungsbretteranschlüsse mit einem spritzbaren Dichtstoff, wie z.B. Acrylkitt, versiegelt und dann überlackiert werden. Durch eine zu erwartende mechanische Überbeanspruchung des Dichtstoffs ist eine dauerhafte „elastische“ Abdichtung keineswegs gewährleistet. Darüberhinaus besteht, selbst wenn eine technisch einwandfreie und dauerhafte elastische Versiegelung der Anschlüsse erfolgt ist, beim Anstrich das ästhetische Problem der Rissbildung auf dem Dichtstoff.
Da der Auftraggeber in der Regel Laie ist, sollte der Maler ihn vor dem Beschichten von Füllungstüren oder Kassettendecken über die mögliche Rissgefahr unbedingt informieren.
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