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Auf die Poren kommt es an

Technik
Auf die Poren kommt es an

Auf feuchte- und salz- belastetem Mauerwerk ist ein Putz erforderlich, der Wasser von außen zurückhält, eine innere Austrocknung nicht be- hindert und salzbedingte Kristallisationsdrücke schadensfrei aufnimmt: ein Sanierputz.

Dipl.- Ing. Franz-Josef Hölzen, Remmers Baustofftechnik

Feuchte- und salzbedingte Putzschäden gibt es seit Jahrhunderten. Früher wurden diese Schäden wiederholt mit Kalkputzen saniert. Seit Erfindung des Portlandzements war es möglich, Putze dichter und frostbeständiger auszuführen. Dichte, zementgebundene Putze sind aber nicht für alle Anwendungen geeignet. Dichte Sperrputze mit Portlandzement sind zwar sehr frostbeständig und geeignet, trockene Wände – z. B. Fassadensockel – vor Frost- und Wasserschäden zu schützen. Sie funktionieren aber nicht, wenn das Mauerwerk bereits nass und/oder salzbelastet ist.
Dichte, feste Zementputze besitzen nämlich nur einen kleinen feinen Porenraum, der bei Nässe schnell mit Wasser gefüllt wird. Durch das weitgehende Fehlen großer kapillarbrechender Porenräume wird das Wasser innen zurückgehalten und eine gute Austrocknung innerhalb des Putzquerschnitts behindert. Liegen zusätzlich Salze vor, gehen diese im Wasser in Lösung und wandern in äußere und höhere Zonen geringerer Feuchte, wo gute Kristallisationsbedingungen vorliegen. In diesen Zonen werden die Poren durch Salzkristalle weiter verengt und die Austrocknung so behindert (Trocknungsblockade). Durch Volumenvergrößerung dieser Kristalle entstehen gleichzeitig Putz- und Anstrichschäden. Ist der Putz bereits zerstört und abgefallen, setzt sich dieser Vorgang in den äußeren Mauerzonen fort. Durch Frostwechsel im Außenbereich werden die feuchten und nassen Zonen zusätzlich geschädigt.
Aus vorgenanntem Zusammenhang ist ein Putz erforderlich, der Wasser von außen zurückhält, eine innere Austrocknung nicht behindert und salzbedingte Kristallisationsdrücke schadensfrei aufnimmt.
Große Poren als Salzspeicher
Sanierputze besitzen ein sehr porenreiches Gefüge (> 40 Vol.-%) mit hoher Wasserdampfdurchlässigkeit, um die Austrocknung vorhandener Feuchte nicht zu behindern. Der Wasserdampfaustausch erfolgt über grobe, nicht kapil-laraktive Poren, z.B. Tensidporen und Leichtzuschläge, die Wasser und Salzlösungen nicht weiterleiten können. Salzeinlagerungen führen nicht zur Trocknungsblockade, da genügend große Poren vorliegen. Salzkristalle können sich innen ausdehnen, ohne den Putz zu zerstören.
Sanierputze schützen gleichzeitig vor Außenfeuchte, z.B. Regen, da eine geringe kapillare Leitfähigkeit und Wasseraufnahme vorliegt (eingebaute Hydrophobie). Die feinen kapillaren Poren behindern durch Hydrophobie die Weiterleitung von Wasser- bzw. Salzlösungen. Es entstehen keine Feuchtekonzentrationen im Außenbereich des Putzes. Eine gleichmäßige Verdunstung erfolgt im Putzquerschnitt selbst. Schädigende Salze werden nicht mehr nach außen transportiert, wo es zu Schädigungen durch Kristallbildung kommt. Die Salzmenge im Wandquerschnitt wird nicht reduziert. Durch die Porengeometrie (kleine/große) und widerstandsfähige hydraulische Bindemittel wird das Salz unschädlich im Sanierputz gespeichert.
Sanierputze nach WTA
Nach WTA ist ein Sanierputz wie folgt definiert: „Sanierputze sind Werktrockenmörtel gemäß DIN 18 557 zur Herstellung von Putzen mit hoher Porosität und Wasserdampfdurchlässigkeit bei gleichzeitig erheblich verminderter kapillarer Leitfähigkeit“. Das bedeutet, dass ihre Funktionsfähigkeit entscheidend von der Zusammensetzung und Homogenität des Mörtels abhängt.
Bei der Baustellenmischung kann dies nicht im notwendigen Umfang sichergestellt werden. Baustellenmischungen, die unter Verwendung von Zusatzmitteln hergestellt werden, gelten deshalb nach dem WTA-Merkblatt 2–2–91 „Sanierputzsysteme“ nicht als Sanierputze-WTA bzw. Grundputze-WTA. Durch Auswahl geeigneter Bindemittel und Zuschlagstoffe, durch Erhöhung des Gesamtporenvolumens und gezielte Steuerung des Kapillarporengehalts und der Wasseraufnahme erreicht man bei diesen Putzsystemen eine wesentliche Verbesserung der Frost- und Salzbeständigkeit.
Sanierputzsysteme
Der Aufbau von Sanierputzen hängt vom Herstellersystem ab. Häufig liegen nachfolgende Systeme vor:
  • Haftbrücke: Durch den Einsatz einer Haftbrücke wird die notwendige Haftung zum Untergrund erheblich erhöht. Durch eine scherstabile Anbindung des Putzes zum Untergrund können Spannungen sicher aufgenommen werden. Die Gefahr von Rissbildungen und Ablösungen wird erheblich vermindert. Leichtputze sind hier besonders gefährdet, so dass der Haftbrücke große Bedeutung zukommt. Für die sichere Ausführung der Haftbrücke ist es notwendig, dass ausreichend viel Bindemittel in den Untergrund transportiert wird. Durch eine schlämmenartige Konsistenz der Haftbrücke wird diese Aufgabe erfüllt. Gleichzeitig vergrößern die eingesetzten groben Füllstoffe die Oberflächenrauigkeit. In der Regel wird ein separat aushärtender Spritzbewurf ausgeführt, der mindestens drei Tage erhärten soll. Ein separat aushärtender Spritzbewurf ist unbedingt gut nachzubehandeln, damit der Spritzbewurf ausreichend fest und tragfähig wird. Auch ein Grund-/Sanierputz kann als Haftbrücke eingesetzt werden, wenn diese genügend Bindemittel enthalten (Herstellerangaben beachten). In diesen Fällen ist die notwendige schlämmenartige Konsistenz vor Ort einzustellen. Der Auftrag des standfesteren Putzes erfolgt dann frisch in frisch auf den Spritzbewurf.
  • Ausgleich von Unebenheiten: Sanierputze sind in gleichmäßigen Schichtdicken aufzutragen, so dass größere Unebenheiten vorher auszugleichen sind. Nicht immer können größere Unebenheiten ausgeglichen werden, ohne dass die zulässige Auftragsdicke des Putzes überschritten wird. In diesen Fällen wird der Ausgleich mit einem nicht hydrophoben Grundputz (auch Einsatz bei hohen Salzgehalten) oder Sanierputz durchgeführt. Grundputze können bis zu 4 cm einlagig aufgetragen werden. Vor Auftrag des nachfolgenden Sanierputzes ist auf gute Durchhärtung des Ausgleichsputzes zu achten (temperaturabhängig mindestens sieben Tage). Bei einlagig ausgeführten Sanierputzen können geringe Vertiefungen bis ca. 1 cm frisch in frisch ausgeglichen werden. Die Mindestschichtdicke von 20 mm ist einzuhalten. Sanierputze dürfen mehrlagig auch zum Ausgleichen eingesetzt werden, wenn eine Gesamtschichtdicke von 4 cm nicht überschritten wird.
  • Sanierputz WTA/Grundputz WTA: Sanierputze werden auf feuchtem und/oder salzhaltigem Mauerwerk aufgetragen. Sanierputze können ein- oder mehrlagig aufgetragen werden. Die Mindestschichtdicke beträgt 20 mm. Einzelne Lagen müssen mind. 10 mm dick sein. Bei hohen Salzgehalten in Verbindung mit einem Porengrundputz (Salzspeicherputz) muss der Sanierputz mindestens 15 mm dick aufgetragen werden.
Zusätzliche Abdichtungen
Häufig sind Kellerwände feucht, ohne dass Wasser als Film oder glänzende Nässe vorliegt oder beobachtet wurde. Ursachen können hier z.B. Kondensation von wärmerer Raumluft in kalten, ungedämmten Kellerwandoberflächen und/oder salzbedingte hygroskopische Feuchte sein. Liegen keine weiteren Feuchtigkeitsursachen vor, und lassen die Raumbedingungen eine Austrocknung zu, wird der Sanierputz allein ausgeführt. Dichtschlämmen helfen in diesem Fall nicht, da diese kein grobes Porengefüge zur Sicherstellung einer guten Austrocknung besitzen.
Ist auf dem Untergrund ein Wasserfilm oder glänzende Nässe zu beobachten oder ist dies bereits früher festgestellt worden, so müssen spezielle Abdichtungsmaßnahmen getroffen werden. Abhängig von der Feuchtigkeitsursache kann vor dem Sanierputzauftrag eine nachträgliche Horizontalabdichtung und/oder eine Vertikalabdichtung notwendig sein.
Nimmt der Feuchtegehalt des Mauerwerks nach unten und zum Mauerquerschnitt zu, so ist aufsteigende Feuchte anzunehmen. Nimmt er nach oben zu, sind hygroskopische Effekte, Tauwasserbildung und Regendurchfeuchtungen möglich. Beide Bedingungen können gleichzeitig vorliegen. Welche Abdichtungsart ausgeführt wird, hängt von den Feuchteursachen ab. Das Untersuchungsergebnis wird zusammen mit dem vorliegenden Versalzungsgrad bewertet.
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