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Eine Frage der Technik

Technik
Eine Frage der Technik

Dem Bautenlacksektor steht in den nächsten Jahren eine Veränderung bevor. Die „Europäische Lösemittelrichtlinie“ ist eine Herausforderung für die Lackindustrie. Aber auch das Malerhandwerk ist gefordert, seine Verarbeitungsgewohnheiten umzustellen.

Bernhard Linck, Caparol

Das Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein der Menschen in Deutschland hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen. Lösemittelgerüchen durch die Verarbeitung von Farben und Lacken steht der Verbraucher heute wesentlich kritischer gegenüber als noch in den 60er oder 70er Jahren. Besonders in sensiblen Bereichen, wie Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern, aber auch in Wohn- und Bürogebäuden wird das Verwenden von Farben und Lacken mit hohem Lösemittelgehalt deshalb häufig nicht mehr akzeptiert.
Der Umwelt- und Verbraucherschutz ist zudem ein wesentliches Ziel der Europäischen Gemeinschaft. So fordert die europäische VOC-Richtline (VOC = volatile organic compounds / flüchtige organische Lösemittel) eine deutliche Reduzierung der flüchtigen Lösemittel in Farben und Lacken. Die Mitgliedsstaaten sind verpflichtet, diese Richtlinie in nationales Recht und Gesetz umzusetzen. Bereits am 1. Januar 2007 wird die erste Stufe einer deutlichen Reduzierung der flüchtigen Lösemittel in Kraft treten, die zweite Stufe mit einer nochmaligen Reduzierung folgt 2010.
Die Verarbeitungstechnik
Den im deutschen Maler- und Lackiererhandwerk noch immer üblichen Alkydharzlack mit einem Lösemittelgehalt von circa 40 Prozent wird es spätestens ab Januar 2007 in dieser Form nicht mehr geben. Es stehen dann nur noch VOC-konforme Lacke mit entsprechend reduziertem Lösemittelgehalt zur Verfügung. Für den Maler wird es daher höchste Zeit, sich intensiver mit der Verarbeitung dieser Lacke vertraut zu machen.
Einige wasserverdünnbare PU-Lacksystem unterschreiten die von der VOC-Richtlinie geforderten Grenzwerte für flüchtige Lösemittel schon jetzt deutlich und sind damit zeitgemäße und zugleich zukunftsweisende Beschichtungssysteme. Alle wasserverdünnbaren Lacke haben jedoch eines gemeinsam: Die Verarbeitungseigenschaften unterscheiden sich von denen eines lösemittelhaltigen Alkydharzlackes. Ein gutes Ergebnis ist auch hier nur mit dem richtigen Werkzeug und einer materialgerechten Arbeitsweise zu erzielen.
Das Werkzeug muss stimmen
Das richtige Werkzeug ist eine Grundvoraussetzung für gute Handwerksarbeit. Was sich wie eine Binsenweisheit anhört, wurde aber gerade beim Verarbeiten von wasserverdünnbaren Lacken oft vernachlässigt. Häufig war zu beobachten, dass für diese Lacke das gleiche Werkzeug verwendet wurde wie bei klassischen Alkydharzlacken. Aber auch minderwertiges Werkzeug kam und kommt zum Einsatz. Das naturgemäß unbefriedigende Ergebnis wurde allzuoft der Qualität der wasserverdünnbaren Lacke angelastet. Völlig zu Unrecht, da gerade neuere Entwicklungen mittlerweile einen Standard erreicht haben, der die klassischen Alkydharzlacke in vielen Eigenschaften sogar übertrifft.
Die Untergrundvorbereitung
Wasserverdünnbare Acryl-PU-Lacke lassen sich auf Grund der materialtypischen Thermoplastizität weniger gut schleifen als ein Alkydharzlack. Durch die dabei auftretende Reibungswärme wird die Lackoberfläche weich, und das Schleifpapier setzt sich mit Rückständen zu. Produkte, die sich wie Alkydharzlacke schleifen lassen, sind derzeit noch eine Ausnahme. Mit geeignetem Schleifpapier, speziell für wasserverdünnbare Lacke, oder Schleifvlies lassen sich jedoch auch Acryl-PU-Lacke gut bearbeiten.
Nützliches Zubehör
Wasserverdünnbare Lacke trocknen bei höheren Luft- und Untergrundtemperaturen schneller. Das kann die Verarbeitung erschweren, da sich die Offenzeit der frischen Lackoberfläche verkürzt und somit auch die Zeit, in der der aufgetragene Lack noch verteilt und nachbearbeitet werden kann. Hier bringt das vorherige Anfeuchten der Fläche mit einem Schwamm eine Verlängerung der Offenzeit. Durch das Verdunsten des aufgebrachten Wasserfilmes entsteht Verdunstungskälte, welche die Fläche zumindest kurzzeitig herunterkühlt. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass auf einer mattfeuchten Oberfläche und nicht auf einem Wasserfilm lackiert wird. Ein feinporiger Schwamm und sauberes Wasser gehören also an den Arbeitsplatz – auch um überschüssigen Lack von Flächen zu entfernen, die erst später lackiert werden sollen.
Wer sich schon über nicht nassfestes Abklebeband geärgert hat, weiß, wie es ist, wenn sich das Material beim Abziehen spaltet und schwer zu entfernende Reste auf der Fläche verbleiben. Das Klebeband muss also eine ausreichende Nassfestigkeit besitzen. Pinsel können bei Arbeitsunterbrechungen in ein Gebinde mit Wasser gestellt werden, um ein Antrocknen des Lackes zu verhindern. Bei Rollen ist das nicht ratsam, da sich der Rollenkörper mit Wasser füllt. In verschließbaren Folienbeuteln lassen sich Farbrollen sogar einige Tage aufbewahren – und sind selbst dann sofort wieder einsetzbar.
Der geeignete Pinsel
Nicht nur die Qualität der Borsten ist von Bedeutung. Die gesamte Konstruktion verdient Beachtung. So sollte der Pinsel mindestens eine Fassung aus nichtrostendem Metall haben, die dauerhaft und fest am Stiel befestigt ist. Auch der Borstenkörper muss von dieser Fassung dauerhaft gehalten werden. Bei „preiswerten“ Qualitäten wackelt der Pinselstiel nicht selten bereits nach kurzer Zeit in der Fassung, und so mancher Borstenkörper ist auch schon beim Auswaschen des Pinsels komplett aus der Fassung gefallen.
Sehr gut geeignet sind Pinsel mit einer elastischen Polyamid-Kunststofffassung, die Pinselgriff und Borstenkörper fest umschließt. In der Fassung ist kein Hohlraum, in dem sich bei Wasserlagerung oder Pinselreinigung Wasser ansammeln kann, das dann beim Streichen störend austritt. Für PU-Lacke sind Orel-Mix-Borsten besonders gut geeignet. Bei Orel-Mix-Borsten handelt es sich um Polyesterborsten (Orel), die mit Naturborsten untermischt sind. Polyesterborsten sind innen hohl und an der Spitze geschlitzt (gespleist). Dadurch wird eine optimale Farbaufnahme erreicht, während die steiferen Naturhaare die Kunstborsten stützen.
Rollen für optimales Lackieren
Rollen eignen sich insbesondere für den schnellen, zügigen Materialauftrag. Damit wird sichergestellt, dass der Lack nicht vorzeitig antrocknet und ein streifiges bzw. schlecht verlaufendes Oberflächenbild entsteht. Voraussetzung ist allerdings, dass die Rollengröße der Flächengröße angepasst ist. Es macht wenig Sinn, ein Türblatt mit einem 10 cm breiten Heizkörperröllchen zu beschichten. Breitere Rollen (z.B. 18 oder 20 cm) mit einem zumeist größeren Durchmesser drehen überdies langsamer und neigen deshalb auf Grund der geringeren Fliehkräfte weniger zu ungewünschten Spritzern. Vor allem aber sind Materialaufnahme und -auftrag wesentlich größer.
Rollen aus Polyamid mit einer Florhöhe von ca. 5 – 7 mm eignen sich sehr gut für den schnellen Materialauftrag und das Verteilen des Lackes in gleichmäßiger Schichtdicke. Um ein optisch einwandfreies Oberflächenbild zu erzielen, sollte die Fläche mit einer feinen, bügelseitig abgerundeten Schaumstoffrolle abgerollt oder, noch besser, mit einem Flächenpinsel durchgezogen werden. Das Nachbearbeiten des aufgetragenen Lackes muss natürlich geschehen, bevor das Material anzutrocknen beginnt, also innerhalb der Offenzeit der Lackoberfläche. Auch hier gilt: Werkzeuggröße der Flächengröße anpassen.
Die richtige Lackiertechnik
Wasserverdünnbare Lacke besitzen generell andere Verarbeitungseigenschaften als die klassischen Alkydharzlacke. Besonders die begrenzte Offenzeit verlangt eine Anpassung der Arbeitsmethodik, da einmal angetrockneter Lack nicht mehr gelöst werden kann, wie das bei einem klassischen Alkydharzlack oftmals noch der Fall ist. Das kann zu unschönen Ansatzspuren führen. Wichtig ist daher die Kombination von richtigem Werkzeug und richtiger Handwerkstechnik. Mit der im Kasten gegenüber dargestellten Lackiertechnik lassen sich optimale Ergebnisse erzielen.
Über Lacke und Lasuren, die den gestiegenen Umweltanforderungen Rechnung tragen, informiert Caparol in der neuen Broschüre „Das Capacryl PU-Lacksystem – wasserverdünnbar, wirtschaftlich, profigerecht“. Die darin vorgestellten Werkstoffe sind geruchsarm und umweltverträglich. Sie entsprechen dem neuesten Stand der Beschichtungstechnik und decken nahezu alle Einsatzgebiete im Innen- und Außenbereich ab. Als besonderen Service enthält die neue Publikation auch eine Beilage mit Lackiertipps für den Profi. Sie kann kostenfrei bei Caparol bestellt werden (Fax: (06154) 71643, info@caparol.de).
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