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Fassadensanierung an der Schwarzrheindorfer Doppelkirche

Fassadensanierung an der Schwarzrheindorfer Doppelkirche in Bonn
Schwarz, Rot und Ocker

Wind und Wetter beanspruchten jahrhundertelang die Schwarzrheindorfer Doppelkirche in Bonn. Starker Algenbewuchs, geschädigte Putzsubstanz und durchfeuchtete Wände am 30 Meter hohen Turm machten die Fassadensanierung zu einer Herausforderung.

Carola Neydenbock

Zwischen hohen Mauern aus Bruchsteinmauerwerk liegt die romanische Kirche St. Maria und St. Clemens. Das 1151 eingeweihte Gotteshaus im Bonner Ortsteil Schwarzrheindorf ist eine der bedeutendsten romanischen Kirchen in Deutschland. Jahrhundertelang widerstanden Dach und Fassade des Gebäudes den Witterungseinflüssen. Insbesondere der Dachstuhl über dem Längsschiff und die Schieferplatten hatten gelitten, aber auch die Putzsubstanz war aufgrund einer fehlenden Dachentwässerung durch die andauernde Nässe geschädigt.

Dort, wo der Regen nicht fachgerecht abfließen konnte, zeigte sich starker Algenbefall – die ständige Feuchtigkeit war die Lebensgrundlage für die Entstehung der Mikroorganismen. Es gab keinen anderen Weg: Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW Köln musste handeln. Neben einer Erneuerung der Dachhaut, einschließlich einer verdeckten Entwässerung mit Aufdachrinne, sollte auch die Fassade denkmalgerecht saniert werden.

Mineralischer Aufbau

Für die Fassadenarbeiten war Malerbetrieb Jaensch GmbH – Werkstätten für feine Malerarbeiten aus Bonn zuständig, der sich auf die Kirchensanierung spezialisiert hat. Das Team um Malermeister Thorsten Kahlert arbeitete sich von oben nach unten an der Fassade voran. Eine besondere Herausforderung war der Aufbau des Gerüsts. Um an den 30 Meter hohen Turm zu gelangen, wurden spezielle Querträger eingebaut, damit die kreuzförmige Kirche eingerüstet werden konnte.

„Insbesondere der Turm war so stark von der Feuchtigkeit angegriffen, dass wir 40 Quadratmeter Sanierputz auftragen mussten“, sagt Kahlert, Projektleiter der Ausführung. Dazu stemmte das Team die Putzflächen ab, an denen die Salzausblühungen entstanden waren. Danach wurden die befallenen Bereiche mit dem Sanierputzsystem bearbeitet.

Insgesamt 1550 Quadratmeter Fassadenfläche, einschließlich Profilierungen, Säulen und Gesimse erhielten einen neuen Anstrich. In Abstimmung mit dem Bonner Denkmalamt entstand gemäß des vorgefundenen Bestands ein Farbkonzept, das auf Grundlage der jüngsten Restaurierung in den 80er-Jahren erarbeitet wurde. Für die Arbeiten entschied sich das Team für die Purkristalat-Produkte des Farbenherstellers Keim. Die Zweikomponentenfarbe wird mit einem Fixativ aus Kaliwasserglas, das als Bindemittel fungiert, vermengt. Dabei wird das Farbpulver in das Fixativ eingesumpft. Auch schon bei der letzten Sanierung wurde die Silikatfarbe verwendet.

Farbige Gestaltung

Nach der Desinfizierung mit einem Algizid, erfolgte der Grundanstrich mit dem Purkristalat Fixativ. Die Putzfläche bewahrte ihr weißes Erscheinungsbild. Die Lisenen, die die Fassade der Oberkirche gliedern, erhielten, wie die Quaderung der Eckverbände, eine oxidrote Lasur. Die Beschichtung trug Vorarbeiter Wilhelm Vahrenkampf ansatzfrei unter Zugabe von Kristall-Felsit nass in nass mit der Streichbürste auf. Um eine gutes Farbergebnis zu erzielen, wurde der Anstrich zweimalig ausgeführt. „Die Lasur wird dann je nach Bedarf auf 1:5, 1:10 und 1:15 so weit verdünnt, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird“, erklärt Fachberater Axel Weber.

Nachgezogene weiße Striche geben diesen Bereichen wieder das Aussehen eines Werksteinmauerwerks. Dreifarbig – ganz gemäß des romanischen Ursprungszustands Schwarz-Rot-Ocker – gestaltete Vahrenkampf die Säulen in der Zwerggalerie. Die Schwarzrheindorfer Doppelkirche besitzt ein besonders schönes Exemplar mit verschiedenen Kapitellen aus Kalkstein. Es wechseln sich Pfeiler, Säulen und Doppelsäulen ab und an jedem Bogen ist ein anderes Motiv zu finden – vom Adler- über Löwen- bis zum Engelkapitell. Farbig aufgefrischt wurde auch der bunte Rollenfries oberhalb der Rundbögen, der den Galeriebereich abschließt.

Vom Charme der restaurierten Zwerggalerie kann sich jetzt der kunsthistorisch interessierte Besucher überzeugen – der Gang ist über die Außentreppe für jedermann zugänglich. Um die Kirche im Ganzen zu erfahren, empfiehlt sich ein Besuch der beiden Kirchenräume: Von der Unterkirche blickt man auf die achteckige Öffnung an der Decke der Oberkapelle mit Deckenmalereien aus dem 12. Jahrhundert.


Bautafel

Objekt: Doppelkirche St. Maria und
St. Clemens, Bonn-Schwarzrheindorf

Ausführender Betrieb: Jaensch GmbH – Werkstätten für feine Malerarbeiten

Bauherr: Bau – und Liegenschaftsbetrieb NRW Köln

Bauleitung: Dipl.-Ing. Ulrich Bartelt

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